R. R. Glöckler liest aus “Der König in seinem Käfig” und spricht mit Uwe Kullnick über das Buch und sein Schreiben – Hörbahn on Stage

Geschrieben von an 19/07/2023

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Ralph Roger Glöckler Lesung
(Hördauer ca. 30  min)

 

Gespräch zwischen R. R. Glöckler und Uwe Kullnick

(Hördauer ca. 49 min)

Moderation Uwe Kullnick.

R. R. Glöckler liest aus “Der König in seinem Käfig” und spricht mit Uwe Kullnick über das Buch und sein Schreiben – Hörbahn on Stage

Ralph Roger Glöckler, Jahrgang 1950, lebt in Frankfurt am Main. Germanistik-, Romanistik- und Völkerkundestudium in Tübingen, wo er Mitherausgeber der Zeitschrift EXEMPLA war. Nach dem Studium, das er mit einer Magisterarbeit über die expressionistische Lyrik von Anton Schnack abschloss, lebte Glöckler viele Jahre in Lissabon, eine Stadt, die er im Werk von Fernando Pessoa, vor allem in den Gedichten seines Heteronyms Álvaro de Campos, als Sehnsuchtsort für sich entdeckte. Ein Zyklus aus Glöcklers Gedichtbuch DAS GESICHT ABLEGEN (2001) ist Fernando Pessoa gewidmet. In den 1990iger Jahren begann auch die Stadt New York eine Rolle zu spielen, deren Energie eine Art kreativen Gegenpols zur portugiesischen Hauptstadt bildet. Hier ist Glöckler u. a. den Lebensspuren von Charles Ives und Henry Cowell gefolgt, deren Freundschaft Thema eines Romans geworden ist.

Das Motiv der Reise, auch im übertragenen Sinn, ist von Anfang an in seinem Werk zu finden, sowohl in den Gedichten als auch den literarischen Reise-Erzählungen. Die Suche nach dem Ich und seiner eigenen Sprache klingt in der Begegnung mit dem Fremden, Unbekannten, oft auch Beängstigenden an. So sind der frühe Roman REISE INS LICHT (1984), die Reisebücher PORTUGAL FÜR KENNER (1980/1989), CORVO. EINE AZOREN-UTOPIE (2005), VULKANISCHE REISE. EINE AZOREN-SAGA (1997/2008) auch als Werke des Unterwegsseins zu Menschenschicksalen zu lesen.

Die Erzählung MADRE (2007) über die azoreanische Nonne Teresa da Anunciada, 1658 —1738, Gründerin des Kultes um die Büste des >Senhor Santo Cristo<, dritter Teil der AZOREN-TRILOGIE, sprengt als innerer Monolog der Sterbenden Glöcklers bisherige Formen. Erzählungen, die davor entstanden sind, versuchen, seelische Abgründe zu erforschen, und sollen im Jahr 2016 als Buch erscheinen, stilistische Wegbereiter von MADRE und darnach entstandener Werke.

Der Roman MR. IVES UND DIE VETTERN VIERTEN GRADES (2012) berichtet in vier verschiedenen, nie abgeschickten Briefen von der Freundschaft der ikonoklastischen amerikanischen Komponisten Charles Ives (1874-1954) und Henry Cowell (1897-1965) und geht der Frage nach, ob und wenn, warum Ives seinen Förderer Cowell nach dessen Verhaftung wegen eines Sittendeliktes fallen ließ: nicht nur eine Analyse gesellschaftlicher Vorurteile, sondern auch der Versuch, Musik in Sprache zu übersetzen. Dieser Roman nimmt das Thema der Erzählung DIE KALTE STADT (1987) auf, nämlich des gesellschaftlichen Umgangs mit Homosexualität.

Der Roman TAMAR (2014), der auf dem 2. Buch Samuel, Kapitel 11-19, beruht, erzählt die Geschichte von König David und seinen Kindern als heutiges Familiendrama. Es sind Einblicke in seelische Gratwanderungen, die Glöckler zunehmend faszinieren, sowie die Herausforderung, Sprache komplex und vielstimmig zu gestalten, speist sich menschliches Verhalten doch aus vielen, oft vergessenen, wenig bewussten Quellen, die Wort werden wollen.

Die in Die männliche Unreife des Todes (2016) veröffentlichten Novellen beschreiben das Schicksal verwundeter Seelen, deren Suche nach Glück in vermintem Gelände. Der Roman Rückkehr ins Dorf (2019) ist das Tagebuch eines Mannes, der nicht mehr unterscheiden kann, ob er gewisse Morde wirklich begangen hat oder nicht. Wahn oder Wirklichkeit.

Der szenische Text TOBIT – Sieben Bilder nach dem gleichnamigen apokryphen Buch (2013-15) setzt sich mit religiöser Wagenburgmentalität auseinander, und bürstet das biblische Buch dabei ziemlich gegen den Strich. Der Komponist Stephan Peiffer hat den Text für Solisten, Chor und Kammerorchester zu einem Oratorium vertont. Das Werk wartet nun auf seine Uraufführung.

So ist das ursprüngliche Reisemotiv zwar erhalten geblieben, hat sich aber in etwas Inneres, in Seelenbegehungen verwandelt. Der Autor versucht dabei, Gesicht und Namen abzulegen, um in andere hineinzuschlüpfen.

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