Fragezeichen als Symbol
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Informations­beschaffung

Franziska Gaiser, IWM, Rebecca Janßen, ZEW, David Klock, Universität Mannheim, und Benjamin Sturm, KIT

Mit der wachsenden Digitalisierung unserer Gesellschaft, hat sich das Internet zu einer der wichtigsten Informationsquellen im beruflichen und privaten Alltag entwickelt. Das Internet und die damit verbundenen Technologien erlauben es, schnell und komfortabel auf Informationen zuzugreifen oder ohne Umwege Informationen mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Dieser offene Informationsaustausch, wie er bspw. auf Plattformen wie Facebook tagtäglich geschieht, ist oftmals ungefiltert und wirft daher zunehmend Fragen nach der Vertrauenswürdigkeit der geteilten Informationen auf. Ein Paradebeispiel für die negativen Auswirkungen dieser Art von Informationen sind faktisch inkorrekte Beiträge zu aktuellen Ereignissen wie der COVID-19 Pandemie oder den US-Präsidentschaftswahlen. Das World Economic Forum ging in seinem Global Risks Report im Jahr 2019 sogar so weit zu sagen, dass die Folgen der massenhaften Verbreitung von Falschinformationen aktuell zu den größten Bedrohungen der Menschheit gehören (WEF 2019). Doch wie kann in einer derart offenen Informationsinfrastruktur wie dem Internet sichergestellt werden, dass Inhalte relevant und objektiv korrekt sind? Blickt man auf die Diskussion um mehr Verantwortung großer Digitalunternehmen wie Google, Apple, Facebook und Amazon, obliegt diese Aufgabe aktuell vor allem den Informationssuchenden selbst. Damit diese eine Grundlage haben, auf der sie eine kritische Bewertung von bereitgestellten Informationen durchführen können, nimmt die Transparenz bei der Gewinnung, Zusammenstellung und Darstellung von Informationen einen immer größeren Stellenwert ein. Neben der Bedeutung für große gesellschaftliche Herausforderungen, wie diejenigen/die einer Pandemie, dem Klimawandel und zunehmender politischer Spannungen, offenbart sich die Relevanz von Glaubwürdigkeit, Qualität und Transparenz aber allmählich auch in anderen Lebensbereichen, wie alltäglichen Entscheidungen von VerbraucherInnen.

Fragen nach Information, Transparenz und Glaubwürdigkeit in einer digitalen Welt widmet sich auch der Forschungsverbund digilog@bw in verschiedenen Teilprojekten und versucht damit, die oben aufgeführten Chancen und Risiken von Informationsbeschaffung näher zu beleuchten und Änderungsbedarfe zu identifizieren. Konkret werden hierbei bspw. Fragen zu den Auswirkungen von Smart Speakern mit integrierten Sprachassistenten auf die Informationssuche, der Neutralität von digitalen Plattformen, wie sie die großen Digitalunternehmen anbieten oder den Möglichkeiten des breiten Informationszugangs durch Technologien wie Blockchain nachgegangen. Trotz des jeweils unterschiedlichen Schwerpunktes, verbindet die Projekte die grundlegende Bedeutung von Informationen und Transparenz im jeweiligen Kontext. Smart Speaker mit eingebauten Sprachassistenten wie Alexa oder Siri finden sich in einer wachsenden Zahl an Haushalten. Sie sind praktisch, können sie doch sowohl als Lautsprecher fungieren, aber darüber hinaus u. a. auch auf Zuruf Informationen liefern. Nur welche Informationen und Suchergebnisse dargestellt werden, ist auf den ersten Blick meist nicht transparent dargestellt und führt im Zweifel zu einer selektiven Informationsbereitstellung und verzerrten Entscheidungsgrundlagen. Ähnliches gilt auch für digitale Plattformen, bei denen verzerrte Entscheidungsgrundlagen durch mindestens zwei Ursachen herbeigeführt werden können: So ist nicht immer eindeutig ersichtlich, wie sich die Reihenfolge dargestellter Suchergebnisse ergibt und selbstverständlich haben NutzerInnen nicht immer die Zeit und Muße, sich alle Angebote anzuschauen. Darüber hinaus sind Bewertungssysteme auf diesen Seiten weit verbreitet. Während sie einerseits vorteilhaft sind, um sich einen scheinbar objektiven Eindruck durch die Erfahrungen anderer zu verschaffen, besteht auch hier Unklarheit über die dahinterliegenden Prozesse sowie die Selektion bewertender Personen. Blockchain-basierte Ansätze wiederum bieten eine potenzielle Lösungsidee zum Umgang mit Informationsasymmetrien und dem Versuch, alle notwendigen Details den VerbraucherInnen vollständig transparent darzulegen. Da eine möglichst maximale Transparenz und Glaubwürdigkeit eines der Hauptziele dieser Technologie mit einer von vielen Teilnehmenden genutzten und dezentralen Datenbank ist, sollen auch im Rahmen des Projekts die verschiedenen Potenziale näher erarbeitet werden.

Erste Lösungsansätze für die angesprochenen Herausforderungen gibt es sowohl auf institutioneller, technologischer als auch auf Seite der VerbraucherInnen, die jedoch alle gewisse Einschränkungen mit sich bringen. Einrichtungen wie das Bundeskartellamt versuchen auf institutioneller Ebene ihre Erkenntnisse im Bereich Glaubwürdigkeit von Informationen aus den Sektoruntersuchungen zu Nutzerbewertungen und zu Vergleichsportalen nicht nur in ausführlichen Berichten mit rechtlichen Analysen, sondern auch in verbraucherfreundlicheren Formaten wie YouTube-Videos zu verbreiten (siehe z. B. Fake-Bewertungen). Derartige Angebote, die aufwendig in der Produktion sind, werden bisher jedoch nur selten aufgerufen und scheinen der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt zu sein, was die Effizienz der Erkenntnisse und Berichte auf institutioneller Seite einschränkt.

Darüber hinaus werden neue technologische Entwicklungen mit dem Ziel vertrauensvoller Informationsinfrastrukturen, wie z. B. durch den erweiterten Einsatz von Blockchain-Technologien, eingeführt. Jedoch ist die Einbindung dieser Technologien in die bestehende IT-Landschaft nicht einfach und erfordert ein grundlegendes Überdenken bestehender Geschäftsprozesse und Kommunikationsstrategien. Auch der zusätzliche Energiebedarf, welcher von einigen Blockchain-Ansätzen produziert wird, ist klimapolitisch problematisch.

Zuletzt könnten auch auf Seiten der VerbraucherInnen Maßnahmen gefördert werden. So könnte die Aufmerksamkeit der VerbraucherInnen dahingehend gestärkt werden, dass derzeit bestehende Systeme nicht immer zweifelsfrei den Beitrag liefern, der von ihnen erwartet wird. Um dies zu unterstützen, sollte auch weiterhin verstärkt auf schulische Bildungsmaßnahmen gesetzt werden, um die Medienkompetenz von Kindern bereits früh im Unterricht zu stärken. Aktuelle Beispiele dafür sind der Digitalpakt Schule auf Bundesebene und verschiedene Angebote der Bundesländer, die es LehrerInnen u.a. ermöglichen sollen, die SchülerInnen medienpädagogisch zu begleiten und ihre Medienkompetenz zu stärken. Gleichzeitig sollten die Medienkompetenz fördernde Angebote auch online und für jedes Alter zugänglich gemacht und unterstützt werden. Jedoch liegt bei dieser Möglichkeit ein deutlicher Mehraufwand auf Seiten der NutzerInnen.

Weitere Informationen zu den hier beschriebenen Teilprojekten finden Sie unter den nachfolgenden Links:

Quellen:

Weltwirtschaftsforum, & Zurich Insurance Group. (2019). Global risks 2019: Insight report (14th Edition). Abgerufen 21.01.2021, von http://www3.weforum.org/
docs/WEF_Global_Risks_Report_2019.pdf

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