Corona-Pandemie

USA: Waffenverkäufe steigen

Die US-Amerikaner "rüsten" während des Corona-Notstandes auf: nie wurden in den USA mehr Schusswaffen für den privaten Gebrauch gekauft.

USA: Waffenverkäufe steigen
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Nicht nur auf Toilettenpapier gibt es in den USA einen regelrechten Run. Nach einer Statistik der US-Bundespolizei FBI stieg die Zahl der eingeleiteten Sicherheitsüberprüfungen für potenzielle Waffenkäufer bis Ende März auf 3,7 Millionen an - der Höchstwert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1998. Der Online-Munitionshändler Ammo.com meldete zwischen dem 23. Februar und Ende März ein Umsatzplus von sagenhaften 792 Prozent verglichen mit dem knapp 40-tägigen Zeitraum davor. US-Präsident Donald Trump sagt: "Zu Beginn dieser Pandemie wurden, glaube ich, mehr Waffen verkauft als jemals zuvor in der Geschichte."

"Die Menschen haben mehr denn je das Gefühl, dass sie sich selbst schützen müssen."
Andrew Samson, Chefausbildner in einer US-Schießanlage 

Das hat auch damit zu tun, dass das Umgehen mit der Waffe in Amerika als Grundrecht angesehen wird. Schießanlagen gelten wie etwa in Maryland in der Krise als "essenzielle Infrastruktur" und können deswegen offen bleiben. Andrew Samson ist Chefausbildner in einer solchen Anlage. Er erklärt die gestiegene Waffennachfrage mit der Ausrufung des Notstands, aber auch mit der Mobilisierung der Nationalgarde, die zur Reserve der Armee zählt. "Sobald die Armee aktiviert wird, sieht die Öffentlichkeit, dass etwas Ernstes geschieht." Panikkäufe in Supermärkten verstärkten diesen Eindruck der Menschen noch. "Sie haben mehr denn je das Gefühl, dass sie sich selbst schützen müssen."

Weder Schießkurs noch Lizenz für halbautomatische Waffe

Maryland hat verglichen mit anderen US-Staaten strenge Waffengesetze. Aus europäischer Sicht sind sie erstaunlich lax. Kure muss in Maryland nur belegen, wer eine Pistole oder einen Revolver besitzen möchte. Mit dem Kurszertifikat kann man nach Abgabe von Fingerabdrücken bei der Polizei eine Lizenz für den Kauf eben solcher Waffen beantragen. Wer halbautomatische Gewehre erwerben will, die in den USA bei vielen Massakern traurige Berühmtheit erlangt haben, muss weder einen Kurs besuchen noch eine Lizenz beantragen. Dafür genügt ein kurzer FBI-Sicherheitscheck. Die schräge Logik dahinter: Eine Handfeuerwaffe ist leichter zu verbergen - und daher eine größere Bedrohung.

2018: 39.740 Schusswaffentote - 2020: bislang über 40.000 Covid-19-Tote

In ihrer jüngsten Statistik aus dem Jahr 2018 verzeichnete die Gesundheitsbehörde CDC 39.740 Schusswaffentote in den USA, darunter mehr als 24.000 Selbsttötungen und fast 14.000 Morde. Zum Vergleich: Verkehrsunfälle forderten knapp 38.000 Menschenleben. Oder: Über 40.700 Menschen starben bislang nach einer Covid-19-Erkrankung. Nach einer Studie der Organisation Small Arms Survey aus demselben Jahr gibt es in den USA mehr Waffen im Besitz von Zivilisten als Einwohner: Demnach kommen 120,5 Schusswaffen auf 100 Amerikaner, das ist weltweit ein absoluter Spitzenwert.

(Apa/hp)