Sepsis Die tödliche Krankheit, die selbst Ärzte zu spät erkennen
An seinem letzten Tag als gesunder Mensch werkelte Michael Zimmermann nach Feierabend an seinem Elternhaus in der Nähe von Freiburg. Der 44-Jährige war gerade erst in eine Einliegerwohnung gezogen, die er jahrelang selbst ausgebaut hatte.
Als er im Hinterhof einen schweren Holzklotz in eine Baggerschaufel wuchtete, zog es plötzlich schmerzhaft in seiner Leiste, erzählt er fast vier Jahre später. Ein Arzt diagnostizierte einen Leistenbruch. Am 24. November 2015 wurde Zimmermann operiert - ein Routineeingriff, dem sich pro Jahr etwa 250.000 Menschen in Deutschland unterziehen.
Doch Zimmermann kostete die OP fast das Leben.
Genau eine Woche nach dem Eingriff landete er mit einem septischen Schock und multiplem Organversagen in der Notaufnahme. Durch die Sepsis bildeten sich Blutgerinnsel, die Blutgefäße verstopften. Die Füße und Teile der Finger starben ab, ebenso wie der Sehnerv. Zimmermann ist seitdem blind, die Unterschenkel und mehrere Fingerglieder mussten amputiert werden.
Der unbekannte Notfall
Bundesweit sterben pro Jahr mindestens 70.000 Menschen an einer Sepsis, auch bekannt als Blutvergiftung. Damit ist sie die dritthäufigste Todesursache, nach Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Krebs. Die wahre Zahl dürfte sogar deutlich höher liegen, weil Todesfälle durch eine Sepsis häufig nicht als solche dokumentiert werden. Wenn es beispielsweise heißt, jemand sei an einer Lungenentzündung gestorben, steckt meist eine Blutvergiftung dahinter. Wie viele Menschen unter Langzeitschäden leiden wie Zimmermann, wird überhaupt nicht erfasst.
Obwohl jedes Jahr Zehntausende an einer Sepsis sterben, können viele Menschen mit dem Begriff nichts anfangen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2017 gaben etwa vier von zehn Befragten an, den Ausdruck nicht zu kennen. Dabei ist eine Blutvergiftung wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall ein Notfall.
Ursache für eine Sepsis ist immer eine Infektion. Das tückische:
- Am Ende sterben Patientinnen und Patienten nicht an den Folgen der Infektion selbst, sondern an den eigenen Abwehrreaktionen.
- Normalerweise schafft es der Körper, eine Infektion einzudämmen. Manchmal erreichen Erreger jedoch das Lymph- und Blutgefäßsystem und verbreiten sich dadurch im ganzen Körper.
- Das Immunsystem schlägt Alarm und überschwemmt den Organismus mit Botenstoffen. In der Folge gehen jedoch nicht nur die Erreger zugrunde, sondern auch gesunde Zellen. Wird die Sepsis nicht behandelt, versagen die Organe, der Blutdruck fällt schlagartig ab, es kommt zum Schock, Betroffene fallen ins Koma und sterben.
Dieser fatalen Entwicklung lässt sich nur vorbeugen, wenn der Patient rechtzeitig passende Antibiotika bekommt und der Entzündungsherd beseitigt wird, beispielsweise durch eine Operation.
Bekommen Patienten innerhalb einer Stunde, nachdem die ersten Symptome aufgetreten sind, Antibiotika, liegt die Chance zu überleben bei etwa 80 Prozent. Ärzte sprechen deshalb von der "goldenen Stunde". Nach fünf Stunden liegen die Überlebenschancen bei etwa 42 Prozent. Beginnt die Behandlung erst nach 36 Stunden, überleben nur wenige Patienten.
Wie lange die Sepsis bereits wütete, bevor Zimmermann endlich Antibiotika bekam, geht nicht aus den Krankenakten hervor, die dem SPIEGEL vorliegen. Aber es dauerte eindeutig zu lange.
Fünf Tage nach der Leisten-OP alarmierte Zimmermann zum ersten Mal den ärztlichen Notdienst, er hatte erhöhte Temperatur, Durchfall, musste erbrechen, fühlte sich elend. Was dann passierte, schildern Arzt und Patient unterschiedlich.
Der Arzt sei pfeifend ins Haus gekommen und habe gefragt: "Was hat der Bub denn?", erinnert sich Zimmermann, der zu diesem Zeitpunkt keineswegs ein Bub ist, sondern ein 44-jähriger Mann, Vorgesetzter von 15 Mitarbeitern. Die Leiste oder den Bauch habe der Arzt nicht untersucht.
Der Arzt bestreitet das im Gespräch mit dem SPIEGEL. Er habe die Wunde untersucht und nichts Auffälliges festgestellt. Das Wort "Bub" benutze er gar nicht. Es könne sein, dass er bei dem Besuch gepfiffen habe. Aber nicht, weil er den Ernst der Lage nicht erkannt habe, sondern weil er ein fröhlicher Mensch sei und seine Patienten mit seinem freundlichen Auftreten beruhigen wolle.
"Ich habe nur noch geschrien"
Unstrittig ist, dass er Zimmermann nicht als Notfall einstufte. Er verordnete Schmerzmittel - und ging. Zu dem Zeitpunkt hatte sich die OP-Wunde wahrscheinlich bereits schwer entzündet.
Eine weitere Nacht verstrich. Zimmermann bekam unerträgliche Schmerzen in den Beinen. "Ich habe nur noch geschrien", erzählt er. Der erneut herbeigerufene Arzt wollte zunächst nicht noch einmal kommen, wie er dem SPIEGEL bestätigte. Dass Zimmermann am Telefon von unerträglichen Schmerzen berichtet habe, bestreitet er. Lediglich von Gelenkschmerzen sei die Rede gewesen. Am Ende entschied er sich trotzdem für den erneuten Hausbesuch. Nun bemerkte auch der Arzt, dass etwas nicht stimmte und rief einen Krankenwagen. Die Sepsis will er sofort erkannt haben, belegen kann er das nicht.
Die Sepsis-Stiftung rät, 112 zu rufen oder direkt ins Krankenhaus zu gehen, wenn mindestens zwei dieser Symptome auftreten:
- Fieber oder Schüttelfrost
- Verwirrtheit
- Schnelle Atmung
- Extremes Krankheitsgefühl
- Verfärbte Arme und Beine
Im Krankenhaus vermutete die behandelnde Ärztin Durchblutungsstörungen in den äußeren Extremitäten und ordnete eine Verlegung in das Universitätsklinikum Freiburg an. Ein Antibiotikum bekam Zimmermann laut den Entlassungspapieren nicht.
Der Arzt im Notfallzentrum des Klinikums diagnostiziert einen hypovolämischen Schock - eine deutliche Verminderung der zirkulierenden Blutmenge, vermutlich ausgelöst durch eine Entzündung des Darms. Zimmermann kam auf die internistische Intensivstation.
Dort bemerkten die Ärzte, dass nicht der Darm das Problem war, sondern die Schwellung an seiner rechten Leiste, die auf einen Abszess hindeutete. Er bekam endlich Antibiotikum und wurde auf die chirurgische Intensivstation verlegt. Dort öffneten und spülten Ärzte den Abszess, in dem sich viel Eiter angesammelt hatte. Zeitgleich erlitt Zimmermann einen schweren septischen Schock, seine Organe versagten.
Der Mythos vom roten Strich
Viele glauben, eine Blutvergiftung lässt sich an einem roten Strich auf der Haut erkennen, der sich von der Infektionsstelle aus Richtung Herz ausbreitet. Tatsächlich weist ein solcher Strich auf eine Entzündung der Lymphbahn hin, die rasch behandelt werden sollte und zu einer Sepsis führen kann, aber nicht muss. Eine Sepsis ist von außen meist nicht zu sehen.
"Als Herr Zimmermann zu uns kam, war er in einem katastrophal schlechten Zustand", sagt Johannes Kalbhenn, einer der behandelnden Ärzte am Universitätsklinikum Freiburg. Die Wahrscheinlichkeit, dass er stirbt, war deutlich höher, als dass er überlebt. Zwischenzeitlich musste eine künstliche Lunge außerhalb seines Körpers das Atmen für ihn übernehmen. Laboranalysen zeigten, dass sich das Bakterium Staphylococcus aureus in der Wunde an der Leiste ausgebreitet und dadurch die Sepsis ausgelöst hatte. Der Erreger ist aggressiv und führt zu eitrigen Entzündungen, ist aber eigentlich gut zu behandeln - wenn er rechtzeitig erkannt wird.
Risiko an Sepsis zu sterben in Deutschland besonders hoch
Die Krankenhaussterblichkeit bei einer Sepsis liegt in Deutschland bei 42 Prozent und damit deutlich höher als in anderen Ländern. In den USA beträgt sie beispielsweise nur 34 Prozent. Das Problem: Viel zu oft übersehen selbst Ärzte eine Blutvergiftung.
"Wir hämmern unseren Leuten ein, dass sie auch an eine Sepsis denken müssen, wenn beispielsweise eine verwirrte Patientin mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert wird", sagt Matthias Gründling. Der Arzt leitet das Projekt "Sepsisdialog" an der Uniklinik Greifswald, das vor zehn Jahren startete. Seitdem wird das Personal regelmäßig geschult, eine Sepsis schnell zu erkennen und zu behandeln.
Mit Erfolg: Inzwischen bekommen laut Gründling 80 Prozent der Patienten in Greifswald innerhalb der ersten Stunde nach dem Auftreten der Sepsis-Symptome ein Antibiotikum, die Sterblichkeit ist seit Beginn des Projekts um 20 Prozent gesunken und gehört zu den niedrigsten in ganz Deutschland.
Auch andere Kliniken bundesweit haben reagiert und sich zu einem Qualitätsbündnis zusammengeschlossen. Durch schnelle Diagnose und flächendeckende Behandlungs- und Hygienestandards ließen sich 15.000 bis 20.000 Todesfälle vermeiden, schätzt die Sepsis-Stiftung - ein gemeinnütziger Zusammenschluss aus Experten, die über die Risiken der Krankheit aufklären wollen.
Entscheidend sei auch, sagt Gründling, möglichst schnell eine Blutkultur anzulegen, damit die Antibiotika individuell auf den Patienten angepasst werden können. "Doch in vielen Kliniken haben die Labore nachts und am Wochenende geschlossen", sagt der Notarzt. Fatal für die Patienten.
Ein weiteres Problem: Die angelegten Blutkulturen kommen meist in einen speziellen Brutschrank. Wachsen in einer der Proben Mikroben heran, fängt der Schrank automatisch an zu piepen. Doch wenn niemand im Labor ist, hört das keiner.
In Greifswald steht der Schrank mit den Blutkulturen deshalb näher an der Intensivstation, damit die Pfleger und Ärzte das Signal bemerken. "Bei uns steht das Ergebnis oft binnen sechs bis zwölf Stunden fest", sagt Gründling. In anderen Krankenhäusern vergingen schon mal Tage.
"Warum sehe ich nichts?"
Für Zimmermann kamen solche Bemühungen zu spät. Was in den ersten fünf Wochen auf der Intensivstation genau passierte, weiß er heute nicht mehr. Seine Erinnerung setzte erst Anfang Januar 2016 ein. "Warum sehe ich nichts?", fragte er damals seine Mutter und einen Freund, die an seinem Bett saßen. Sie erzählten ihm, wo er war, dass es geschneit hatte im Schwarzwald, dass beide Unterschenkel weg waren, mehrere Fingerkuppen. Dass er blind war.
"Wäre die lokale Infektion an der Leiste früher erkannt und behandelt worden, hätten viele Spätschäden vermutlich verhindert werden können", ist sich Mediziner Kalbhenn sicher. Doch wer trägt die Schuld für die Verzögerung? Das müssen nun Gerichte klären. Zimmermann hat Klage gegen den Arzt eingereicht, der ihn an der Leiste operiert hat. Dieser wollte sich mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht zu dem Fall äußern.
Zimmermann klagt auch gegen den Mediziner, den er über den Notdienst gerufen hatte. Es werden wohl lange Verfahren mit ungewissem Ausgang: Die Beweislast liegt in solchen Fällen beim Patienten.

Michael Zimmermann mit seinem Hund Balu
Foto: Julia Köppe/ SPIEGEL ONLINEDas heißt, Zimmermann, der sein Sehvermögen, Fingerglieder und beide Unterschenkel eingebüßt hat, muss beweisen, dass er sich die Bakterien durch die Leisten-Operation eingefangen hat. Eine schwierige Aufgabe. Erreger wimmeln überall, in der Luft, im Wasser, auf der Haut.
"Bei einer Sepsis ist es schwer aufzuklären, wodurch die Infektion genau verursacht wurde", sagt Axel Neumann, Fachanwalt für Medizinrecht in Kassel. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Sepsis-Stiftung und hat Ärzte in ähnlichen Fällen vertreten. Viele vergleichbare Prozesse ziehen sich laut Neumann über Jahre hin. Deute sich ein Behandlungsfehler an, komme es meist zu einem außergerichtlichen Vergleich.
Für Zimmermann geht es um seine Existenz. Rente und Pflegegeld reichen nicht, um sein fehlendes Gehalt auszugleichen. Ob der 47-Jährige sein Elternhaus ohne das Geld aus dem Prozess halten kann, ist unklar.
Wer ihn heute dort besucht, den empfängt Zimmermann schon an der Tür, winkend. Lächelnd bittet er in die Wohnküche, eilt auf seinen Prothesen voraus, schenkt Wasser ein. Die braunen Haare trägt er kurz geschnitten, die Nase ist etwas schief, als hätte er sie sich schon mal gebrochen, seinen rechten Oberarm ziert ein Tattoo, ein Samurai-Kämpfer umrahmt von Blumen.
Die Küche verrät, wie viel Arbeit Zimmermann in das alte Backsteinhaus gesteckt haben muss. Die Wände sind verputzt wie in modernen Stadtwohnungen, nicht tapeziert. Es gibt einen Induktionsherd und eine Vollholzarbeitsplatte. Außer den Möbeln ist die Wohnung jedoch auffällig leer, als wären die Bewohner gerade erst eingezogen. Zimmermann hat alles Überflüssige aus den Regalen geräumt. Geblieben ist nur, was ihm wirklich wichtig ist, auch wenn er es nicht sehen kann. Auf einem Regal steht das Foto seiner Patentochter bei ihrer Konfirmation.
Mutter Rosemarie serviert zum Mittag Schichtfleisch. Wenn sie über die Krankheit ihres Sohnes spricht, beginnt sie die Sätze meist mit: "Ach ja", hebt dabei die Schultern und lässt sie gleich wieder fallen, als würde sie die Zeit im Krankenhaus gern abschütteln. Zimmermann nennt sie liebevoll Mam, gesprochen wie Mäm. Wie sie aussieht, weiß er nicht mehr genau. Auch sein eigenes Aussehen erinnert er nur ungefähr, sagt er.
"Ich wollte nicht, dass man mich für verrückt hält"
Anfangs hatte er gehofft, nicht für immer blind zu sein, weil er bis heute flimmernde Fäden sieht. Doch der Reiz kam nicht von seinen Augen, sein Gehirn erfindet die Trugbilder, vermutlich als Reaktion auf die Blindheit. Ärzte sprechen vom Charles-Bonnet-Syndrom.
Die Krankheit ist nur wenig erforscht. Das ständige Flimmern stört Zimmermann sehr. Noch schlimmer sind die Halluzinationen, die sein Gehirn erzeugt. Manchmal sieht Zimmermann eine Maus in Latzhose durchs Zimmer laufen. "Anfangs habe ich mich nicht getraut, irgendwem davon zu erzählen, weil ich nicht wollte, dass man mich für verrückt hält", sagt Zimmermann. Mit Psychopharmaka ließen sich die Symptome vielleicht mindern, doch er fürchtet die Nebenwirkungen.
"Ob ich an Selbstmord gedacht habe?", fragt Zimmermann sich selbst. "Jetzt nicht mehr. Das Leben muss weitergehen." Er steckt sich immer neue Ziele und überlegt dann, wie er sie erreichen kann. Als er aus dem Krankenhaus nach Hause kam, schlief er wochenlang auf dem Sofa, robbte meist nur wenige Meter durchs Zimmer.
Seitdem erkämpft er sich einen neuen Alltag. Seit er sich an seine Prothesen gewöhnt hat, übt er jeden Tag auf dem Laufband, bewegt sich schnell und sicher im Haus, hackt Holz, repariert Motoren von Rasenmähern. Mit seiner Behinderung geht er offen um. Als er erklären soll, wie seine Prothesen funktionieren, streift er sie kurzerhand ab und stellt sie auf den Tisch.
Der heute 47-Jährige hadert weniger mit seinem Schicksal als damit, wie Behörden es ihm zusätzlich schwer machen. Nicht nur, dass er beweisen muss, dass etwas bei seiner Operation schiefgelaufen ist. Als er einen Computerkurs für Blinde beantragte, bekam er eine Absage. Die sinngemäße Begründung, verstand Zimmermann so: Lohnt sich nicht. Er sei zu behindert, um zu arbeiten.
Er musste erst klagen, bevor ihm das Geld für den Kurs zugesprochen wurde. In den kommenden Wochen soll es losgehen, der Laptop, den sich Zimmermann extra dafür gekauft hat, wartet schon seit zwei Jahren in der Küchenschublade.
Er habe das Gefühl, sagt Zimmermann, er falle im Gesundheitssystem durchs Raster. Tatsächlich stören sich weder Ärzte noch Kliniken oder Behörden daran, dass multiples Organversagen, Amputationen und Erblindung kein gewöhnlicher Ausgang einer Leistenoperation sind.
Hinweise auf Behandlungsfehler werden in Deutschland nicht zentral erfasst. Solange sich Patienten nicht selbst an ihre Krankenkasse wenden oder an die Schlichtungsstellen der Landesärztekammern, passiert meist: Nichts. "Es gibt keinerlei Verpflichtungen, schwere und ungewöhnliche Behandlungsschäden zu melden oder systematisch zur Qualitätssicherung zu nutzen", sagt Max Skorning vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS).
Behandlungsfehler bleiben unentdeckt
Experten fordern seit Jahren ein verbindliches Register für mögliche Behandlungsfehler, bisher ohne Erfolg. Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen, sagt Skorning, sondern darum, Risiken und mögliche Missstände schnell aufzudecken und weitere Fälle zu verhindern.
Bisher werden mögliche Behandlungsfehler viel zu spät erkannt. Anfang des Jahres infizierten sich in einer Kölner Klinik mindestens 28 Patienten mit einem Bakterium, nachdem sie zur Schmerztherapie Spritzen in den Rücken bekamen. Ein Mann starb, vermutlich an Sepsis. Die Fälle wurden offenbar nur bekannt, weil die Klinik selbst die Staatsanwaltschaft einschaltete.
Zimmermann will über solche Missstände aufklären, über die er vor seiner Krankheit selbst nichts ahnte. Er schreibt Briefe und Mails ans Gesundheitsministerium, an Minister Jens Spahn persönlich, an Redaktionen, auch der Kontakt zum SPIEGEL kam so zustande. Sein altes Leben bekommt er dadurch nicht zurück, aber er will verhindern, dass anderen ähnliches passiert wie ihm. "Wenn ich durch meine Geschichte nur einen einzigen Sepsisfall verhindern kann", sagt er, "hat es sich gelohnt."