Schummel-Beitrag fliegt auf: „Tagesschau“ gibt eigene Moderatorin als Kundin aus

Hannah Mertens arbeitet für WDR5, tut im „Tagesschau“-Beitrag aber so, als sei sie eine zufällige Kundin im Supermarkt

Hannah Mertens arbeitet für WDR5, tut im „Tagesschau“-Beitrag aber so, als sei sie eine zufällige Kundin im Supermarkt. Ob Zufall oder zusätzliche Trickserei: Beim Vornamen fehlt das h am Ende

Foto: Phönix/ARD
Von: Carl-Victor Wachs

Schon wieder Schummel-Alarm im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Am Montag berichtete die „Tagesschau“ über eine Preis-Aktion von Penny: Der Discounter verlangt jetzt für einige seiner Produkte die „wahren Preise“ – den Betrag, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden berechnet werden müsste. Die Lebensmittel werden dadurch bis zu 94 Prozent teurer!

Im Beitrag ließ die meistgesehene, gebührenfinanzierte Nachrichtensendung des Landes auch Kunden zu Wort kommen. Eine Kundin erklärte: „Nein, würde ich nicht kaufen. Warum? Ist ja in ein, zwei Wochen wieder anders.“ So würden wohl die meisten Bürger reagieren.

Eine andere Befragte freute sich hingegen, dass der Discounter die höheren Klima-Preise auswies. Problem nur: Es handelte sich dabei nicht um eine gewöhnliche Kundin, sondern um eine Moderatorin des WDR!

Der WDR zeichnete einen Beitrag für die „Tagesschau“ auf und interviewte die eigene Moderatorin. Den TV-Zuschauern wurde das verschwiegen.

Die WDR-Produktionsassistentin und Moderatorin Hannah Mertens tat für einen „Tagesschau“-Beitrag über die Preis-Aktion so, als sei eine zufällige Supermarktkundin. Sie findet die Klima-Preisaufschläge gut, sagte sie lächelnd in die Kamera. „Weil es zum Nachdenken anregt.“ Denn: „Normalerweise denkt man nicht darüber nach, dass Fleisch so und so viel Aufschlag hat.“

Welchen Zweck hatte der Heimlich-Auftritt der Mitarbeiterin? Brauchte die „Tagesschau“ etwa eine erfreute Kunden-Stimme zur Klima-Aktion, die sie unter gewöhnlichen Kunden nicht fand?

Als wäre sie zufällig im Laden und fände Preiserhöhungen toll: WDR-Mitarbeiterin Hannah Mertens posiert für einen „Tagesschau“-Beitrag als Kundin

Als wäre sie zufällig im Laden und fände Preiserhöhungen toll: WDR-Mitarbeiterin Hannah Mertens posiert für einen „Tagesschau“-Beitrag als Kundin

Foto: ARD

WDR: „Hätte nicht gesendet werden dürfen“

Der WDR gab auf BILD-Anfrage zu: „Die gezeigte O-Ton-Sequenz im von uns produzierten Beitrag hätte so nicht gesendet werden dürfen. Kolleginnen oder Kollegen zu interviewen entspricht nicht den journalistischen Standards.“ Die Redaktion „bedauert diesen Fehler“. Man habe mit den beteiligten Personen gesprochen und werde den Sachverhalt nacharbeiten.

Der betreffende Teil des Beitrags wurde kurz nach der BILD-Anfrage gelöscht.

Zuerst hatte der Twitter-Account „Argo Nerd“ über den Sachverhalt berichtet.

Der Twitter-Account „Argo Nerd“ wies zunächst auf Mertens' Tätigkeit beim WDR hin

Der Twitter-Account „Argo Nerd“ wies zunächst auf Mertens' Tätigkeit beim WDR hin

Foto: Argonerd/twitter

CDU-Politikerin Güler: „Fehler des WDR häufen sich.“

Die CDU-Politikerin Serap Güler (43) kritisiert den Vorfall in BILD: „Die Fehler des WDR häufen sich in rasanter Geschwindigkeit. Dieser ist leider ein weiterer.“ Denn: Der WDR produzierte den Beitrag für die „Tagesschau“.

Güler zieht kritisch Bilanz: „Der WDR erweist dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk somit einen Bärendienst, wo Kritiker zu Gegnern werden. Wenn die Anstalten hier nicht massiv gegensteuern und klar zwischen Ideologie und Journalismus trennen, sehe ich schwarz für den ÖRR.“ Dessen Ende, so Güler, wäre „für alle Beteiligten bedauerlich.“

Der betreffende Teil des Beitrags wurde kurz nach der BILD-Anfrage gelöscht

Der betreffende Teil des Beitrags wurde kurz nach der BILD-Anfrage gelöscht

Foto: ARD

CDU-Mann Johannes Steiniger (36) geht noch weiter, sagt BILD: „Wenn's der Öko-Ideologie hilft, heiligt der Zweck beim WDR offensichtlich die Mittel. Das spricht Bände über den Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland.“

CDU fordert neuen „Tagesschau“-Beitrag

Parteikollege Erwin Rüddel (67) fordert: „Ich erwarte einen weiteren Beitrag, der uns – den beitragszahlenden Zuschauern – die Wahrheit zeigt. Nämlich, dass das hart arbeitende Volk im Supermarkt kein Geld zu verschenken hat.“

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