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Aktion gegen Mafia, Rockerbanden und Syndikate FBI lockte Verbrecher in die Chatfalle – mit selbst entwickelten Kryptohandys

Mit der »Operation Trojanerschild« ist es Ermittlern gelungen, mutmaßliche Schwerkriminelle aus 16 Ländern auszuforschen. Nun sind 800 Verdächtige festgenommen worden.
Festnahme der australischen Polizei

Festnahme der australischen Polizei

Foto: AUSTRALIAN FEDERAL POLICE / REUTERS

Polizeibehörden ist ein weltweiter Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen: In mehreren Ländern gehen Ermittler gegen mutmaßliche Täter vor. Europol meldete  die Festnahme von 800 Verdächtigen in 16 Ländern. Am Montag hatte der SPIEGEL über die beispiellose Operation berichtet.

Dem US-amerikanischen FBI ist es zuvor gelungen, verschlüsselte Chats auf Mobiltelefonen mitzulesen. Nun wurde bekannt, dass die Ermittler dafür selbst Kryptohandys entwickeln ließen und den Dienst namens »AN0M« im kriminellen Milieu etablierten. So konnten sie Chats jahrelang mitlesen.

Unter dem Namen »Operation Trojanerschild« verfolgten Ermittler in 16 Ländern, wie Mitglieder der Mafia, asiatischer Verbrechersyndikate oder kriminelle Rockerbanden Drogengeschäfte, Geldwäsche und sogar Bandenmorde über »AN0M« planten.

Den Ermittlern gelang es nicht nur, Nachrichten auf der Plattform in Echtzeit mitzulesen. Die Ermittler halfen verdeckt dabei, die Handys an Verdächtige zu verteilen. »Kriminelle mussten einen Kriminellen kennen, um ein Gerät zu bekommen«, teilte die australische Bundespolizei mit. Weil bekannte Verbrecher die Software nutzten, wurden die Geräte immer populärer.

Die europäische Polizeibehörde spricht von einer der »aufwendigsten« Aktionen der Strafverfolger gegen das organisierte Verbrechen. Laut Europol wurden in 16 Ländern 800 Verdächtige festgenommen sowie Drogen, Waffen und Bargeld beschlagnahmt. Darunter acht Tonnen Kokain, 22 Tonnen Cannabis, 250 Schusswaffen, 55 Luxuswagen.

  • In Deutschland wurden nach Angaben des Bundeskriminalamtes 150 Objekte im ganzen Land durchsucht. 70 Verdächtige wurden festgenommen. Ihnen wird der Handel mit Drogen und Waffen vorgeworfen.

  • Allein in Australien wurden nach Polizeiangaben 224 Menschen festgenommen. Sechs Drogenlabore seien ausgehoben worden. Zudem stellten die Ermittler nach eigenen Angaben zahlreiche Waffen und umgerechnet knapp 29 Millionen Euro Bargeld sicher. Australiens Regierungschef Scott Morrison sprach von einem »schweren Schlag gegen die organisierte Kriminalität« weltweit.

  • Die neuseeländischen Ermittler sprachen von der »weltweit bislang raffiniertesten Strafverfolgungsaktion gegen das organisierte Verbrechen«. Demnach wurden landesweit 35 Verdächtige festgenommen, denen 900 Fälle von schwerem Drogenhandel, Geldwäsche und andere Verbrechen vorgeworfen werden. Die Polizei beschlagnahmte Methamphetamin, Schusswaffen sowie Bargeld in Millionenhöhe.

Im vergangenen Jahr war es der Polizei gelungen, Handys des dubiosen Anbieters Encrochat zu knacken . Kriminalisten bezeichneten den inzwischen eingestellten Dienst als »WhatsApp für Gangster«, mit dem Berufsverbrecher auf der ganzen Welt ihre Geschäfte abwickelten.

Seit dem Hack durch die französischen Behörden geht die Polizei auch in Deutschland immer wieder mit spektakulären Razzien gegen mutmaßliche Verbrecher vor.

jdl/jpz/AFP/AP