Zweckverbände befürchten Wegfall ganzer Bahn- und Busverbindungen

Wiederaufbau der Ahrtalbahn ist von aktueller Diskussion nicht betroffen

15.10.2022 - 15:20

Ahrbrück/Ahr- und Rheintal.  Derzeit gibt es bundesweite Diskussionen um die Zukunft des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV). Die deutschen Verkehrsverbünde benötigen dringend höhere Regionalisierungsmittel des Bundes, um Busse und Bahnen in einem zuverlässigen Takt fahren zu lassen. Und in Anbetracht der weltweiten Klimakatastrophe auch weitere Verbesserungen beim ÖPNV herbeiführen zu können. Und das dringend auch im ländlichen Raum. Daher wurde von den Landesverkehrsministern bei ihrer Konferenz (lvk) derzeit auch das 49-Euro-Ticket blockiert. Dies, so die übereinstimmende Kritik von Verbünden sowie Fahrgastorganisationen wie Pro Bahn, benachteilige bevölkerungsarme Gegenden weiterhin. Anders sei es in städtischen Bereichen mit guten Öffentlichen Verkehrsverbindungen. Daher sorgte die Kritik der Verkehrsverbünde an der Ahr auch für Diskussionen: Stockt damit der bald beginnende Wiederaufbau der Ahrtalbahn? Nein - sagt ganz klar Thorsten Müller, Verbandsdirektor des Zweckverbandes SchienenPersonenNahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord)auf Rückfrage von Blick Aktuell. Müller ist auch Vorstandsmitglied im Bundesverband SchienenNahverkehr. Der Bund gebe aus dem „Hochwassertopf“ Geld für den Wiederaufbau. Bahn und Land hätten (bereits Mitte des Jahres) eine Elektrifizierungsvereinbarung für die Ahrtalbahn fixiert. Der Bund müsse diesesProjekt nun über das GVFG-Programm (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) genehmigen und finanzieren. Bei der Wiederöffnung des Streckenabschnitts Remagen bis Ahrweiler/Bahnhof hatten der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie die Rheinland-Pfälzische Ministerpräsidentin, Malu Dreyer, dies auch öffentlich übereinstimmend zugesagt. Auslöser der aktuellen Kritik der Verkehrsverbände ist die notwenige Aufstockung der „Regionalisierungsmittel“. Aus diesen sowie den Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz bestreiten SPNV Nord (Koblenz) und Süd (Neustadt) die Kosten für den das Bahn- und Busnetz im Land. Das fehlende Geld bedeute dann, dass eine Ausdünnung der Verbindungen alleinnicht ausreichen werde, sondern radikale Schritte erforderlich mache - bis hin zum Wegfall ganzer Bahnverbindungen und Buslinien.


Positive Nachrichten


                         

Für den Wiederaufbau der Ahrtalbahn in den zerstörten Bereichen, und darüber hinaus, gibt es jedoch eine Fülle weiterer positiver Nachrichten. Blick Aktuell hakte nach bei den Pressestellen von SPNV Nord und der Deutschen Bahn (DB). Wie bereits berichtet, wird die Strecke Ahrbrück - Remagen vollständig elektrifiziert. Zusätzlich werden an der Strecke Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden, so wie etwa in Dernau und Altenahr. Und ganz aktuell teilen DB und SPNV auf Nachfrage mit, dass die Bahnsteiganlagen in Bad Bodendorf, wo bislang nicht zwei Züge gleichzeitig halten durften, umgebaut wird: „Dort erfolgt ein Neubau der Station mit zwei barrierefrei über den Bahnübergang erreichbaren Außenbahnsteigen. Der Umbau des Mittelbahnsteigs in Bad Bodendorf wird so geplant, dass dies fahrplantechnisch keine Einschränkungen mehr mit sich bringt.“ Der Bahnübergang in Dernau/Steinbergsmühle erhält eine Beschrankung. Schließlich entsteht ein Elektronisches Stellwerk (ESTW) für den gesamten Streckenbereich der AhrtalbahnRemagen - Ahrbrück bis zur Wiederinbetriebnahme. Diese soll nach derzeitigem Stand ja schon bis Ende 2025 in Betrieb gehen. Die Arbeiten für dieses ESTW sollten ursprünglich am Tag nach der Flut, also am 15. Juli 2021, beginnen. Damals jedoch zunächst nur von Walporzheim bis Ahrbrück. Am Bahnhof Walporzheim zeugt noch heute eine große Ladung Betonschächte für die Kabelführung von diesem Vorhaben. Schließlich teilen Bahn und SPNV mit, dass es technisch möglich ist, die fünf Tunnel an der Strecke (Saffenburger Tunnel, Laacher Tunnel, Reimerzhovener Tunnel, Krähardt-Tunnel sowie Engelsley-Tunnel) zu elektrifizieren. Dieses Maßnahmenbündel mit antriebsschnellen Elektrozügen, sowie zusätzlich einerZweispurigkeit der Strecke zwischen Dernau und Rech, ermöglicht jetzt eine Fülle weiterer Maßnahmen: Zusätzliche Haltepunkte, stündlich eine durchgehende Verbindung von Ahrbrück bis Köln oder sogar darüber hinaus nach Dortmund sowie einen 20-Minuten-Takt Ahrbrück - Remagen. Da es erklärtes Ziel ist, dass die Ahrtalbahn bereits bis Ende 2025 wieder verkehren soll, erfordert dies auch zügige Baumaßnahmen. Diese sind bereits für Frühjahr 2023 geplant. So sollen die insgesamt elf Brücken nicht nacheinander, sondern es sollen mehrere Projekten gleichzeitig wiederaufgebaut werden. Insgesamt hat die Flutkatastrophe auf 14 Kilometern alle Bahnanlagen zerstört. Im Rahmen der Bauarbeiten wird auch das derzeit noch zerstörte zweite Gleis von Heimersheim in Richtung Bad Bodendorf wiederaufgebaut.


Weitere Haltpunkte


Dieser Ausbau nach neuesten technische Standards ermöglicht auch die Einrichtung weiterer Haltpunkte an der Ahrtalbahnstrecke. Hierzu teilte der SPNV zuvor folgendes mit: „Die Entscheidungen, welche zusätzlichen Haltepunkte auf der Ahrtalbahn in Zukunft im Einzelnen realisiert werden, ergeben sich aus gemeinsamen Abstimmungsprozessen zwischen der DB Netz, der DB Station & Service, dem Land Rheinland-Pfalz, dem Landkreis Ahrweiler, der betroffenen Kommune und uns als SPNV-Nord, und sind besonders von der technischen und finanziellen Machbarkeit abhängig. Bereits vor der Flutkatastrophe war die Errichtung eines neuen Haltepunktes „Bad Neuenahr Mitte“ geplant, was seinerzeit aber vom Fahrplan her nicht umsetzbar war. Bei der Planung des ESTW wird dieser neue Halt fahrplantechnisch berücksichtigt, dessen Realisierung allerdings nicht direkter Bestandteil des Wiederaufbaus ist. Die Errichtung eines Haltepunktes in Lohrsdorf ist primär davon abhängig, wie in Sachen der Wiedererrichtung des Haltepunktes „Heimersheim“ im Zuge des Wiederaufbaus der Ahrtalbahn verfahren wird.“ Der Haltepunkt Dernau wird vom Bahnhof in die Ortsmitte (am Festplatz) verlegt. In der Fahrplanstudie ist optional jedoch auch ein weiterer Halt am Bahnhof vorgesehen.   Zur Barrierefreiheit auf der ganzen Strecke teilte die Deutsche Bahn mit, dass „man zusammengefasst sagen könne, dass von Ihnen angefragten Bahnhöfe alle barrierefrei ausgebaut werden sollen.“ Hier die einzelnen Stationen im Überblick  

    • Bad Bodendorf (siehe auch oben):
    • Heimersheim: Verlegung an neuen Standort, dort barrierefreier Ausbau als „Heimersheim/Lohrsdorf;“
    • Bad Neuenahr: Barrierefreier Außenbahnsteig geplant;
    • Dernau - Verlegung an neue Stelle „Dernau Ort“ - dort barrierefreier Ausbau;
    • Rech und Mayschoß - barrierefreier Ausbau an bisheriger Stelle;
    • Altenahr - barrierefreier Umbau zum Kreuzungsbahnhof;
    • Kreuzberg (Ahr) und Ahrbrück - barrierefreier Ausbau.“  

    Ob die Zu- und Abgänge am DB-Haltepunkt Ahrweiler-Markt jetzt auch völlig barrierefrei werden, teilte das Unternehmen jedoch nicht mit. Zum Haltepunkt Marienthal machte die DB-Pressestelle folgende Angaben: „Bei dem gewünschten Haltepunkt Mariental handelt es sich um ein Neuprojekt und nicht um eine Wiederaufbaumaßnahme. Daher wäre hierfür zunächst eine klassische Planung erforderlich, für die neben der Machbarkeit auch eine Finanzierung geprüft werden muss. Um die Schritte bis zur Realisierung eines solchen Projektes zu erläutern, stehen wir den Gemeinden gern beratend zur Verfügung. Der Anstoß und schlussendlich der Projektauftrag an die DB müssten vom Land Rheinland-Pfalz über den Zweckverband SPNV Nord erfolgen.“ Hierzu ist Rolf Schmitt, Organisator des Wiederaufbaus in Marienthal, optimistisch. Schmitt teilte auf Rückfrage von Blick Aktuell mit, „dass es hierfür auch andere Finanzierungswege gebe, etwa aus EU-Mitteln.“ Kürzlich haben der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie die Allianz Pro Bahn eine umfangreiche Zusammenstellung für Strecken-Reaktivierungen in ganz Deutschland vorgestellt. Hierin ist unter auch der Wiederaufbau der Bahnstrecke Ahrbrück - Adenau enthalten. -WITE-

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