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Statistikwissenschaftler John Ioannidis: Daten-Fiasko bei Corona-Krise: Stanford-Professor warnt vor Blindflug bei Maßnahmen
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GettyImages/Stanford University/FOL

In einer Zeit, in der wir gute Informationen brauchen, fehlt es uns an durch gute wissenschaftliche Praxis belegbaren Zahlen, ist der Wissenschaftler John Ioannidis überzeugt. Er stellt Lockdowns und Social Distancing-Maßnahmen in Frage.

"Wir treffen Entscheidungen ohne zuverlässige Datenbasis", schreibt der Statistikwissenschaftler John Ioannidis auf der amerikanischen Nachrichtenseite "statnews".

Spannend, aber gerade keine Zeit?

In einer Zeit, in der jeder bessere Informationen brauche, fehle es uns an evidenzbasierten Zahlen (Zahlen, die durch gute wissenschaftliche Praxis gesichert sind), wie viele Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert waren und wer immer noch infiziert ist.

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Konsequenzen von Langzeit-Lockdowns sind nicht abzusehen

"Wir brauchen bessere Informationen, um Entscheidungen und Aktionen von monumentaler Bedeutung zu lenken und deren Auswirkungen zu überwachen", erklärt der Professor für Medizin und Epidemiologie von der Universität Stanford.

Er spricht in dem Artikel auf die Social Distancing- und Lockdown-Maßnahmen an, die nun in mehreren Ländern getroffen wurden oder im Gespräch sind. "Wie lange aber sollten solche  Maßnahmen bestehen bleiben, wenn die Pandemie sich weiter unvermindert weltweit ausbreitet?", fragt er darin.

 
 
 
 

Die Impfstoff- oder Medikamentenentwicklung dauere mehrere Monate, eventuell sogar Jahre, glaubt er. Vor dem Hintergrund dieser Zeitspannen seien die Konsequenzen solcher Langzeit-Lockdowns nicht abzusehen, erklärt John Ioannidis in seinem Artikel weiter.

Die derzeit bekannten Zahlen zu Sars-CoV-2 seien absolut unzuverlässig, die große Mehrheit der Infektionen sei vermutlich nicht bekannt. Immer noch hätten viele Länder nicht die Fähigkeit, eine größere Zahl von Menschen zu testen. Ioannidis nennt das "das Evidenz-Fiasko".

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Ioannidis: Die Lage wird verzerrt dargestellt

Er hat eine ganz eigene Meinung dazu: "Berichtete Letalitätsraten, wie die offiziellen 3,4 Prozent von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bewirken Horror - und sind bedeutungslos", schreibt Ioannidis. Denn Patienten, die getestet wurden, seien vor allem die mit starken Symptomen und schwerem Krankheitsverlauf. Das führe zu einer Verzerrung der Lage und könne sie schlechter darstellen, als sie tatsächlich ist, was die Sterberate angeht.

 
 
 
 

"Die einzige Situation, wo eine komplette, geschlossene Population getestet wurde, war auf dem Schiff Diamond Princess", berichtet der Professor weiter. Hier habe die Sterberate bei 1 Prozent gelegen - und das, obwohl hauptsächlich ältere Personen an Bord gewesen seien. Ältere Menschen gehören der Risikogruppe an, schwer an der von Sars-CoV-2 verursachten Krankheit Covid-19 zu erkranken.

Der Experte geht davon aus, würde man diese Erkenntnisse auf die jüngere Bevölkerung der USA übertragen, läge die Sterberate dort vielleicht sogar niedriger. Ioannidis nimmt daher eine Letalitätsrate von 0,05 bis 1 Prozent bezogen auf die Infizierten in der US-Bevölkerung an.

 

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Durch unklare Zahlen ist die Unsicherheit sehr groß

Allerdings ist die Spanne damit sehr groß. Würde die Sterberate tatsächlich bei 0,05 Prozent liegen, wäre sie niedriger als bei der saisonalen Influenza. "Wenn das die wahre Rate wäre, wäre ein solcher Lockdown mit den möglicherweise gewaltigen sozialen und finanziellen Konsequenzen absolut irrational", meint der Wissenschaftler.

 
 
 
 

Je nachdem wo sie auftreten würden, etwa in Pflegeheimen, könnten auch die uns bereits bekannten Coronaviren Millionen Menschen infizieren und bis zu acht Prozent der Erkrankten töten. Auch könnten diese milden Coronaviren Ioannidis zufolge zu mehreren tausend Toten im Jahr beitragen - allerdings wüssten wir das nicht, weil die Toten nicht auf sie getestet werden.

Sicher ist nur, wie der Professor in seinem Artikel weiter schreibt, dass uns momentan wichtige Informationen fehlten.

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