„Klimasünder“ unerwünscht: ING Deutschland trennt sich von Firmenkunden mit hohem CO2-Risiko

Wer keine Pläne zur Emissionsreduzierung vorlegt, muss sich eine neue Bank suchen. Die ING Deutschland schlägt damit einen harten Kurs ein. Kann das gutgehen?

Der Hauptsitz der ING-Bank in Frankfurt am Main.
Der Hauptsitz der ING-Bank in Frankfurt am Main.Robin Van Lonkhuijsen/ANP/dpa

Immer mehr Banken geben sich betont klimabewusst, ziehen die Förderung klimafreundlicher Projekte gegenüber anderen vor. Die ING Deutschland, die deutsche Einheit der niederländischen ING Groep mit Sitz in Frankfurt am Main, geht noch einen Schritt weiter und will die Geschäftsbeziehungen mit Firmenkunden in Zukunft stoppen, wenn diese nicht klimaschutzfreundlich investieren.

Das bestätigte das Mitglied des Vorstands der Bank, Eddy Henning, in einem Interview mit dem Nachrichtendienst Bloomberg. In seiner Position ist Hennig für das Firmenkundengeschäft verantwortlich. Kreditanfragen können künftig aus Umweltschutzgründen abgelehnt werden, hieß es.

ING Deutschland: Kündigung löst „einen Denkprozess“ bei den Betroffenen aus

„Was für uns nicht funktioniert, ist, wenn die Kunden keine Vorstellung davon haben, wie sie auf ein weniger CO2-intensives Geschäftsmodell umsteigen“, sagte Henning. „Manchmal bedeutet das, dass man sich von einem Kreditnehmer trennen muss.“ Sofern die Kunden keine angemessenen Antworten auf Fragen der Bank zum CO₂-Fußabdruck geben können, müssen sie damit rechnen, dass ihre Kreditanträge abgelehnt werden. Bisher hat die Bank bei "einer Handvoll Fällen" pro Jahr die Kundenbeziehungen beendet oder Anträge von Unternehmen abgelehnt, die Firmenkunden werden wollten, so Henning im Interview.  

Henning fügt hinzu, dass man mit dieser Praxis „eine wichtige Botschaft“ sende. Die Kündigung löse „einen Denkprozess“ bei den Betroffenen aus: „Wenn ich mir heute Unternehmen anschaue, die wir vor ein paar Jahren abgewiesen haben, dann sind sie inzwischen super bankfähig, sie haben sich also wirklich verändert.“  

Vor dem Hintergrund strenger werdender Regeln zum Klimaschutz auch für Kreditgeber wird ein neuer Kurs eingeschlagen. Man habe sich „verpflichtet, unser Kreditportfolio gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auszurichten“, teilt die ING Deutschland dazu mit. Das Ziel der Bank sei es, die unternehmenseigenen Emissionen zu reduzieren und die Bankkunden bei „der Senkung von Emissionen“ zu begleiten.

Kriterien, nach denen die Bank ihre Firmenkunden auswählt, sind neben Klimafragen auch ökonomische, soziale und ökologische Aspekte. Zudem bittet die Bank ihre Firmenkunden, sich an bestimmte Regeln hinsichtlich menschenrechtlicher und umweltbezogener Themen zu halten, die auf der Website der Bank zu finden sind. 

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