In einem Sommer ohne gallischen Hahn bei einer Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaft kann es popkulturell nur einen Trost geben: die gallische Comic-Biennale. Schon seit Längerem erscheinen die neuen „Asterix“-Hefte jeweils in den ungeraden Jahren, seit Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnung) die Reihe im Jahr 2013 übernommen haben, sogar regelmäßig alle zwei Jahre. Dies als kulturindustrielle Feintaktung zu schmähen, werden sich nur sehr klassische Lateiner trauen, also Römer.
Alle anderen freuen sich, dass der „Asterix“-Band Nummer 38 mit dem Titel „Die Tochter des Vercingetorix“ für den 24. Oktober angekündigt ist. WELT-Leser bekommen von heute an in den kommenden sechs Wochen immer montags einen exklusiven Comic-Strip präsentiert, der aus dem neuen „Asterix“-Heft inspiriert ist. Die Übersetzung ins Deutsche besorgte Klaus Jöken.
Bestand das letzte „Asterix“-Abenteuer aus einer wilden, plotmäßig nicht überkomplexen Italien-Ralley, verspricht das kommende Heft wieder Auftritte einschlägiger Figuren, denn es spielt in Gallien. Allein schon der Titel lässt die Augen der „Asterix“-Gemeinde leuchten, denn Vercingetorix ist ein alter Bekannter: Die erste Geschichte um den Avernerhäuptling erschien 1972 (in Nr. 11: „Asterix und der Arvernerschild“) und zählt zu den beliebtesten Abenteuern der ganzen „Asterix“-Reihe.
Der historische Vercingetorix musste sich Caesar ergeben, nachdem er die Gallier im Jahr 52 vor Christus zum Aufstand gegen Rom geeint hatte. Der Kampf um Alesia brachte die Entscheidung. Gallien unterlag, und die Annalen besagen, dass Vercingetorix nach der Schlacht seine Waffen Caesar zu Füßen legte. Die „Asterix“-Version ging damals so, dass Vercingetorix Caesar seine Waffen nicht vor, sondern auf Caesars Füße schleudert, sodass dieser mit schmerzverzerrter Visage Reißaus nimmt.
Napoleon III. hat für Vercingetorix in Alise-Sainte-Reine, dem vormaligen Alesia, 1865 eine Statue aufstellen lassen, auf deren Sockel geschrieben steht: „Das vereinigte Gallien / das eine einheitliche Nation bildet / die von demselben Geist beseelt ist / kann der ganzen Welt trotzen.“ Kurzum: Vercingetorix zahlt auf den „Asterix“-Markenkern ein, und wir dürfen auf seine Tochter gespannt sein. Von Woche zu Woche gibt es, wie in einer Diät des Druiden Prognostix, vorab aber nicht mehr als eine einzelne Traube.
Schon im ersten Strip deutet sich an, dass die Tochter des Vercingetorix die geheimnisvolle Person ist, von deren Besuch niemand wissen darf. „Top Secret“, gibt Dorfhäuptling Majestix seinem Haudrauf Automatix zu verstehen. Und der grobschlächtige Klotz schlägt zu. Denn wenn das mit dem Geheimnis eine Order des Chefs ist, dann gilt sie für alle und – also seines Wissens ab sofort, unverzüglich – auch für Majestix. Bonk. Das schönste an „Asterix“ ist das Internationale. Im Serbischen etwa hört der Schmied Automatix auf den klangvollen Namen Metalloplastiks. So ein Wertstoffmix käme uns Deutschen natürlich nie in die Wertstofftonne der sauber sortierten „Asterix“-Charaktere.
Lesen Sie bis Ende August exklusiv bei WELT jede Woche einen „Asterix“-Strip, der aus dem neuen Heft inspiriert ist. „Die Tochter des Vercingetorix“ erscheint am 24. Oktober.