Justizbeamter führt den Angeklagten in den Gerichtssaal (Foto: picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Vorerst kein "Deal" im Yeboah-Prozess

mit Informationen von Thomas Gerber   18.04.2023 | 16:55 Uhr

Im Prozess um den tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis vor 30 Jahren wird es vorerst keinen Deal geben. Dies wurde am Dienstag beim Verhandlungstag bekannt.

Hätte der Angeklagte Peter S. ein umfangreiches Geständnis abgelegt, hätte er mit einer milderen Strafe rechnen können: Diesen Deal hatte das Oberlandesgericht Koblenz im Prozess um den tödlichen Brandanschlag vor über 30 Jahren in Aussicht gestellt.

Doch dieser Deal ist nicht zustande gekommen, das sagte der Vorsitzende Richter Konrad Leitges bereits vor der Verhandlung am Dienstag.

Video [aktueller bericht, 18.04.2023, Länge: 3:01 Min.]
Kein Geständnis im Yeboah-Prozess

Ein Geständnis hätte einen Wendepunkt im Mordprozess gegen Neonazi Peter S. bedeuten können. Nach SR-Informationen war aber auch die Bundesanwaltschaft zwischenzeitlich aus dem Deal ausgeschert und hatte eine um ein Jahr höhere Mindeststrafe von sechseinhalb Jahren gefordert.

"Qualifiziertes Geständnis" für Deal nötig

Das Gericht hatte allerdings kein bloß formelles "Ich bin es gewesen" verlangt, sondern ein qualifiziertes Geständnis. Peter S. hätte Täterwissen preisgeben müssen. Er hätte vor allem erklären müssen, wer vor mehr als 30 Jahren den verheerenden Brand in der Saarlouiser Asylbewerberunterkunft gelegt hat und warum.

Seitens der Verteidigung hatte es im Prozessverlauf immer wieder Andeutungen gegeben, dass die Tat nicht die Tat eines Einzeltäters war.

Yeboha-Prozess: "Für ein qualifiziertes Geständis muss er Täterwissen preisgeben"
Audio [SR 3, Moderation: Dorothee Scharner, 18.04.2023, Länge: 03:32 Min.]
Yeboha-Prozess: "Für ein qualifiziertes Geständis muss er Täterwissen preisgeben"

Frist verstrichen

Aber auch nachdem S. die eigentlich für heute vom Gericht gesetzte Frist verstreichen ließ und eben kein Geständnis abgelegt hat, erklärten seine Verteidiger, dass ein Deal noch nicht endgültig vom Tisch sei. Man habe weiteren Beratungsbedarf mit dem Mandanten.

Wobei die bisherige Prozessstrategie der Verteidigung eine ganz andere war: die zielte nämlich stets auf Freispruch ab.

Überlebende als Zeugen geladen

Der Prozess soll kommende Woche fortgesetzt werden – dann soll der Anführer der damaligen Saarlouiser Neonaziszene als Zeuge gehört werden. Ein schnelles Ende des Prozesses zum Mord an dem ghanaischen Asylbewerber Samuel Yeboah zeichnet sich derzeit nicht ab.

Über dieses Thema berichten die SR-Hörfunknachrichten am 17.04.2023.


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Die Podcast-Serie zum Mordprozess
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1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.


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