Kaiser-Wilhelm-Denkmäler :
Gruseln am deutschen Größenwahn

Von Raphael Stübe
Lesezeit: 10 Min.
Immer noch da: Kaiser Wilhelm I. an der Porta Westfalica
Was können uns die Kaiser-Wilhelm-Denkmäler in der Provinz heute noch sagen? Gegen die Langeweile vor Ort hilft ein Perspektivwechsel: Man kann sich gruseln. Eine Geisterbahn-Fahrt zu den Wilhelms-Denkmälern von Bruno Schmitz.

An der Porta Westfalica steht noch der Sympathischste von ihnen. Im kühlen Schatten einer Steinkuppel hebt der alternde Kaiser Wilhelm einsam die Hand, ganz ohne Pferd und andere Schnörkel, und grüßt beinahe lässig ins Weserland herunter. Bei genauem Blick, wenn man mit der Kamera ganz nah heranzoomt, schimmert sogar der Abdruck eines Lächelns durch seinen Vollbart hindurch. Nur eine kleine Szene stört den Eindruck des freundlichen Altkaisers: Auf den Treppenstufen ermahnt eine junge Mutter ihren nervös wackelnden Sohn, dass man die Geste mit dem rechten Arm auf keinen Fall nachspielen darf. Das sei etwas Böses, sagt sie, das macht man nicht in der Öffentlichkeit.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.