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Armut in Deutschland Versorger klemmten 289.000 Haushalten den Strom ab

Kein Licht, kein warmes Wasser, kein Kühlschrank: Hunderttausende deutsche Haushalte mussten 2019 zeitweise ohne Strom leben - weil sie ihre Rechnungen beim Versorger nicht mehr zahlen konnten.
Mutter und Sohn in Wohnung bei Kerzenlicht (Archivbild)

Mutter und Sohn in Wohnung bei Kerzenlicht (Archivbild)

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Wegen unbezahlter Rechnungen ist in Deutschland im vergangenen Jahr rund 289.000 Haushalten der Strom abgestellt worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf den neuen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur zum Energiemarkt.

Im Vergleich zu 2018 ist die Zahl der Stromsperren um etwa 7000 gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2011. Im Jahr 2014 hatten die Versorger noch mehr als 350.000 Haushalten den Anschluss gesperrt, seinerzeit war deshalb eine hitzige soziale Debatte entbrannt.

Der Lieferant darf den Strom in der Grundversorgung erst abstellen, wenn der Kunde mit mindestens 100 Euro in Zahlungsverzug ist. Er muss dem Verbraucher dann eine Sperrandrohung schicken und darf den Strom frühestens vier Wochen später abdrehen. Eine solche Sperrandrohung haben 2019 rund 4,75 Millionen Haushalte erhalten, bei den wenigsten wurde der Strom letztlich abgestellt.

Deutsche Verbraucher müssen im internationalen Vergleich enorm viel Geld für Strom ausgeben. In einem internationalen Ranking des Vergleichsportals Verivox belegt die Bundesrepublik Platz 16 - wobei die meisten Staaten mit noch höheren Strompreisen krisengeschüttelte Entwicklungsländer sind, in denen sich manche Einwohner überhaupt keine Elektrizität leisten können.

Für den Jahresverbrauch eines Ein-Personen-Haushalts (1500 Kilowattstunden) gehen laut Verivox rund 1,2 Prozent der durchschnittlichen Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung drauf - mehr als doppelt so viel wie in Schweden oder den Niederlanden.

Insgesamt haben sich die Strompreise in Deutschland seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Derzeit kostet die Kilowattstunde in der Grundversorgung im Schnitt rund 32,10 Cent. Grund für das Preishoch sind zahlreiche Steuern und Abgaben wie zum Beispiel die EEG-Umlage oder die Netzentgelte. Sie machen mittlerweile rund zwei Drittel des Strompreises aus.

Deutlich niedriger ist die Zahl der Sperren beim Gas. Hier waren es 2019 etwa 31.000, rund 2000 weniger als im Jahr zuvor. Auch dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhöhungen. Betroffen waren damit 0,2 Prozent der Anschlüsse von Haushaltskunden.

ssu/dpa