In der CDU wächst der Zweifel, dass Kanzlerkandidat Armin Laschet im Falle eines Ganges in die Opposition Fraktionsvorsitzender wird. Der wiedergewählte Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus hält es für ausgeschlossen, dass sich Laschet in dem Fall für den Posten bewirbt. "Armin Laschet wird bestimmt nicht als Fraktionsvorsitzender kandidieren, wenn wir in die Opposition gehen", sagte Brinkhaus in den ARD-Tagesthemen. "Insofern bin ich kein Platzhalter und fühle mich auch nicht so."

Brinkhaus war am Abend mit 85 Prozent der Stimmen in der Unionsfraktion wiedergewählt worden – allerdings nur bis Ende April und nicht wie üblich für ein Jahr. Laschet werde sich um die Partei kümmern, sollte die Union nicht regieren, erklärte Brinkhaus. "Als Parteivorsitzender ist man dann ganz gut beschäftigt."

Sollte die Union nach ihrer Wahlniederlage tatsächlich die Regierung verlassen, wäre der Fraktionsvorsitzende der neue Oppositionsführer – der wichtigste Posten, der in der Union übrig bliebe. Brinkhaus sagte in den Tagesthemen, CDU und CSU seien sich einig, dass man Grünen und FDP Gespräche über eine Jamaika-Koalition anbieten wolle.

Klar sei, dass die Union nach der Niederlage gegen die SPD keine Ansprüche erheben könne, sagte Brinkhaus. Aber eine Jamaika-Koalition sei neben der Ampel aus SPD, Grünen und FDP weiter eine mögliche Option. CDU und CSU waren bei der Bundestagswahl auf den historischen Tiefpunkt von 24,1 Prozent gestürzt. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent stärkste Kraft.

Auch der niedersächsische CDU-Landesvorsitzende Bernd Althusmann geht nicht davon aus, dass Laschet Fraktionschef wird. Der Fraktionsvorsitz und der Parteivorsitz in einer Hand seien unzweifelhaft eine starke Position, sagte Althusmann im rbb-Inforadio. Allerdings wolle Laschet Ruhe in die Partei bringen. Insofern werde er "mit ziemlicher Sicherheit" nicht Fraktionsvorsitzender: "Er kann als Parteivorsitzender dann in der Opposition bleiben. Aber er wird sich sicherlich mit allen Präsidiumsmitgliedern und dem Bundesvorstand beraten, wie gehen wir mit einer Situation um, wenn endgültig klar ist, dass wir in die Opposition gehen würden. Aber ich sage ganz bewusst, ohne dass das mit Ansprüchen verbunden ist: So weit ist es noch nicht."

Wenn es zu Sondierungsverhandlungen komme, werde Laschet sicher mit Unionsfraktionschef Brinkhaus und CSU-Chef Söder eine Verhandlung anführen, sagte Althusmann weiter. Das sei aber noch offen. FDP und Grüne müssten erst mal mit dem Wunschkoalitionspartner reden.