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In die unruhigen Wogen der Politik geworfen: Eine Seite aus „Kaiserin Charlotte“.

© Carlsen

Sissis Schwägerin als Comic-Heldin: Schicksalsjahre einer anderen Kaiserin

Höfisches Leben, politische Intrigen und eine fiese Sissi: Fabien Nury und Matthieu Bonhomme zeigen ihr Können in der neuen Comicserie „Kaiserin Charlotte“.

Dank Romy Schneider zog Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn aus den Geschichtsbüchern in die Herzen der Moderne ein. In der neuen Comic-Serie „Kaiserin Charlotte“ (Band 1: Die Prinzessin und der Erzherzog, Carlsen, 72 S., 16 €) widmen sich der Autor Fabien Nury („The Death of Stalin“, „Tyler Cross“) und der Zeichner Matthieu Bonhomme („Der Mann, der Lucky Luke erschoss“) jedoch nicht Elisabeth, sondern deren Schwägerin Charlotte, der Prinzessin von Belgien und späteren Kaiserin von Mexiko.

Im ersten Album „Die Prinzessin und der Erzherzog“ zeigen die beiden, wie die 1840 geborene Tochter des belgischen Königs in die unruhigen Wogen der damaligen Politik geworfen wird, die von internen und externen Konflikten der Herrscherfamilien Europas aufgewühlt werden.

Obwohl es erst danach aussieht, als wäre Charlotte dem Thronfolger von Portugal versprochen, heiratet die schöne, unerfahrene Prinzessin letztlich Erzherzog Maximilian, den gewitzten jüngeren Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Was wie echte Liebe inmitten politischer Zweckehen wirkt, entwickelt sich für das junge Paar in seiner neuen Heimat Triest zur Hölle.

Einer der besten gegenwärtigen Szenaristen Frankreichs

Charlotte und Maximilian sind der Spielball von Franz und dem französischen Kaiser Napoleon. Außerdem fährt Maximilian ihre Ehe mit chauvinistischer Distanziertheit und Bordellbesuchen an die Wand. Charlotte muss dringend ihre eigene Stärke entdecken, Hilfe erhält sie aus der Heimat. Aber ihre Ehe und ihr Leben werden kaum leichter, als Napoleon Maximilian zum Kaiser des fernen, unruhigen Mexiko machen will ...

Antike Patina: Für die Farben in „Kaiserin Charlotte“ war Koloristin Isabelle Merlet zuständig.
Antike Patina: Für die Farben in „Kaiserin Charlotte“ war Koloristin Isabelle Merlet zuständig.

© Carlsen

Fabien Nury wird seinem Ruf als einer der besten gegenwärtigen Szenaristen Frankreichs mit diesem ersten Band von „Kaiserin Charlotte“ vollauf gerecht. Dem vielseitigen Autor liegen auch das höfische Leben und die politische Intrige zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die er mit guten Charakterisierungen seiner Protagonisten vermengt – und er schreibt eine echt fiese Sissi.

Zeichner Matthieu Bonhomme ist ein nicht weniger wandelbarer Comic-Könner. Hier führt er die traditionelle klare Linie des frankobelgischen Comics fort, verbindet sie allerdings mit Einflüssen aus dem amerikanischen Genre-Comic der 50er.

Koloristin Isabelle Merlet („Die Diebe von Karthago“) veredelt das großartige Artwork mit kontrastreichen Farben, denen sie eine antik anmutende Patina und Körnung verpasst. Ein königlicher Auftakt.

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