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  3. Franziska Becker: Rassistisch, islamfeindlich – oder doch nur feministisch?

Panorama Preis für Franziska Becker

Kontroverse um Lebenswerk-Ehrung für „Emma“-Cartoonistin

Karikaturistin Franziska Becker Karikaturistin Franziska Becker
Die Karikaturistin Franziska Becker veröffentlichte 1991 ihre erste islamkritische Karikatur
Quelle: dpa/Oliver Berg
Der Journalistinnenbund will „Emma“-Cartoonistin Franziska Becker für ihr Lebenswerk ehren – und stößt deshalb auf Twitter auf Empörung. Beckers Karikaturen seien rassistisch. Nun schaltet sich Alice Schwarzer ein.

Die Kritik ändert nichts an der Entscheidung: Der Journalistinnenbund will der Cartoonistin Franziska Becker einen Preis für ihr Lebenswerk verleihen. Das Frauennetzwerk hatte am Freitag bekannt gegeben, Becker mit der Hedwig-Dohm-Urkunde ehren zu wollen. Zur Begründung hieß es, die Karikaturistin sei eine der profiliertesten journalistisch-feministisch engagierten und erfolgreichen Persönlichkeiten, die seit Jahrzehnten spitzfedrig und scharfzüngig das Mit-, Für- und Gegeneinander von Frauen und Männern genüsslich in Szene zu setzen wisse.

Twitter-Nutzer bemängelten unter anderem, Cartoons der Zeichnerin seien islamfeindlich und rassistisch. Der Journalistinnenbund sagte dazu auf Twitter, man nehme die Kritik ernst und diskutiere „derzeit intensiv, aber erst mal intern“. Die Vorsitzende des Verbandes, Rebecca Beerheide, bekräftige hingegen: „Von dem Jury-Votum weichen wir nicht ab.“

Die in Mannheim geborene Künstlerin Franziska Becker (69) lebt in Köln. Nach Angaben des Journalistinnenbundes gestaltete sie schon als Studentin in der Zeit ab 1969 Protestplakate, seit 1977 veröffentlichte sie regelmäßig in der feministischen Frauenzeitschrift „Emma“, danach unter anderem im Satiremagazin „Titanic“ und im „Stern“. 2012 wurde Becker mit dem Satirepreis Göttinger Elch ausgezeichnet.

„Emma“-Gründerin Alice Schwarzer verteidigt ihre Hauscartoonistin

Auf Twitter veröffentlichten Kritiker der Entscheidung einige von Beckers Karikaturen, die Frauen mit Kopftuch in Deutschland porträtieren. Darin ist zum Beispiel eine Kindergärtnerin zu sehen, die erklärt: „Das Kopftuch ist meine ganz persönliche Wohlfühlkleidung! Das hat nichts mit meiner Tätigkeit als Kindergärtnerin zu tun!“ Gleichzeitig spielen die Kinder mit „Suicide Trucks“, „Mullah Memory“, Plakate werben fürs Gebetsteppich- und Märtyrerstirnband-Knüpfen. Eine andere Zeichnung zeigt eine Bankmitarbeiterin mit Kopftuch, die einer Kundin erklärt: „Tut mir leid, Auszahlungen nur noch mit schriftlicher Genehmigung eines Ehemannes, Vaters, Bruders oder Sohnes!“

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„Karikaturen sind dann gut, wenn sie die Großen klein machen – nicht, wenn sie auf die treten, die ohnehin unten sind“, kommentierte zum Beispiel der Chefredakteur des „Freitags“, Jakob Augstein, auf Twitter. In einer prädominant christlich geprägten Kultur antimuslimische Karikaturen zu machen sei im wahrsten Sinne des Wortes witzlos.

„Emma“-Gründerin Alice Schwarzer verteidigte ihre Hauscartoonistin hingegen in einem am Mittwoch veröffentlichten Artikel als „erstes Opfer eines selbstgerechten islamischen Furors“ und sprach von einer Diffamierungskampagne. Becker habe den Preis verdient. Sie verspotte nicht nur die Männerwelt, sondern auch Frauen, die Frauenbewegung und Christen. „Unvergessen der Cartoon, in dem ein christlicher Priester und Lebensrechtler mit seinem Schild ‚Für das Leben‘ auf eine Gegendemonstrantin einschlägt“, schreibt Schwarzer. Seit 1991 karikiere Becker auch Islamfanatiker, Scharia-Anhänger und Burka-Propagandisten „mit der gebotenen Schärfe“. Für Augstein schienen Musliminnen immer unten zu sein. „Was bedenklich ist, um nicht zu sagen ‚rassistisch‘.“

Im vergangenen Jahr hatte Mercedes Riederer die Hedwig-Dohm-Urkunde erhalten. Sie leitete als erste Frau die Deutsche Journalisten-Schule (DJS) in München und war anschließend Chefredakteurin Hörfunk beim Bayerischen Rundfunk.

Der Journalistinnenbund (JB) ist nach eigenen Angaben ein bundesweites Netzwerk für Frauen, das sich für engagierten Qualitätsjournalismus, Menschen- sowie Frauenrechte einsetzt. Die Preisverleihung soll am Samstag, 29. Juni, wie geplant im Rahmen der JB-Medienpreis-Gala in Berlin stattfinden.

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sst mit dpa

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