Bizarrer Prozess gegen Familie H. endete mit Freispruch
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Eschenlohe - Er war einer der Aufsehen erregendsten Prozesse des Jahres 2002 in Bayern. Vom 11. März an hatte das Schwurgericht am Landgericht München II unter Vorsitz von Klaus Rebhan versucht, den drei Angeklagten Hans Georg (heute 62), Irene Anita (56) und Christian Georg H. (27) den Mord an der (Schwieger-)Mutter beziehungsweise Oma Katharina H. (damals 82) nachzuweisen. Das Verfahren endete mit einem Freispruch.
Rebhan und die Kammer zeigten sich zwar überzeugt, dass einer der Drei oder mehrere von ihnen die Tötung ausgeführt hatten. Da die Beschuldigten aber beharrlich geschwiegen hatten und eine Tatbeteiligung nicht zuzuordnen war, kam das Gericht nicht um den Freispruch herum.
Was war geschehen? Am Morgen des 14. August 2001 hatte eine Pflegerin Katharina H. tot in ihrer Wohnung gefunden. Die Boulevard-Presse nannte die Ermordete schnell "Oma Trinchen". Sie war erstickt worden. Der Verdacht fiel schnell auf die Angehörigen. Es wurde vermutet, die Familie habe verhindern wollen, dass die Großmutter in ein Heim wechselt, was das Erbe geschmälert oder den Verwandten Kosten aufgebürdet hätte.
Als die Polizei kurz nach Auffinden der Leiche in Eschenlohe eintraf, verbarrikadierte sich die Familie in ihrem nur eine Straße entfernt liegenden Haus an der Rautstraße. Auf die Beamten wurde sogar mit einer Waffe geschossen.
Während des Ermittlungsverfahrens und des Prozesses betonten die Drei stets, nichts mit dem Tod zu tun zu haben.
Während der Verhandlung wurde bekannt, dass Katharina H. zeitweilig eingesperrt worden sein soll. Ein Fenster im ersten Stock war in eine Tür umgebaut worden. Ein Balkon wurde nie errichtet, was den Schluss zuließ, hier sei eine (Todes-)Falle gebaut worden. Die alte Frau hätte auf den Platz vor ihrem Haus stürzen können.
Trotz des am 2. Mai 2002 ergangenen Freispruchs entschied das Landratsamt nur zwei Wochen später, der Sohn der Toten, Hans-Georg H., dürfe seine Waffen nicht zurückerhalten. Die hatte er nach den Schüssen auf die Ermittler abgeben müssen.
Kurz nach dem Prozess kehrte die Familie Eschenlohe den Rücken. Sie zog nach Wusterhusen. Vor einem Jahr bezogen sie wieder ihr Haus in der Rautstraße. Am Freitag reisten sie völlig überstürzt ab.Hans Moritz