Erlangen
Comic-Festival darf wieder campen

Erlangen nimmt rund 195000 Euro mehr in die Hand, um erneut Festzelte für den Comic-Salon aufzubauen

30.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:23 Uhr
Cat Woman darf auch im kommenden Jahr zwischen Messezelten wandeln. −Foto: Pelke

Erlangen (npe) Eigentlich ist die Zeltlösung im Herzen Erlangens im Sommer 2018 nur der Not geschuldet gewesen.

Die städtische Heinrich-Lades-Halle stand wegen Renovierungsarbeiten für das Comic-Festival nicht zur Verfügung.

Nun stünde beim nächsten Comic-Salon im Jahr 2020 die bei den Comic-Freunden offensichtlich ziemlich unbeliebte Stadthalle, die nach dem ehemaligen CSU-Oberbürgermeister Heinrich Lades (Amtszeit: 1959 bis 1972) benannt ist (und die sinnigerweise direkt beim ebenfalls ob seiner offensichtlichen Hässlichkeit meistens nur mitleidig belächelten Rathaus-Hochhaus liegt), als zentraler Festival-Standort eigentlich wieder zur Verfügung.

Doch die Hugenottenstadt hat anders entschieden. Genau 195000 Euro lässt sich Erlangen den Auf- und Abbau von Messehallen für das Comic-Festival zusätzlich kosten. "Es geht nicht um eine Entscheidung für oder gegen die Heinrich-Lades-Halle, sondern um die Frage, wie wir unsere Festivals immer wieder neu erfinden und in der Stadt verankern können", verteidigt der Festivalleiter aus dem städtischen Kulturamt, Bodo Birk, die Entscheidung des Stadtrats.

Billig sind die Zelte nicht. Die stadteigene Heinrich-Lades-Halle wäre für schlappe 45000 Euro zu haben gewesen. Die mobile Messezelt-Variante schlägt dagegen mit satten 240000 Euro zu Buche. Inklusive Strom- und Internetversorgung (20000 Euro), erhöhtem Personalbedarf (10000 Euro), Veranstaltungs- und Baustellensicherheit (30000 Euro) und selbstverständlich der Zeltmiete (150000 Euro) selbst.

Im vergangenen Jahr "musste" die Comic-Messe noch in Zelthallen rund um den edlen Schlossplatz mit seinem idyllischen Schlossgarten stattfinden, weil die alte Stadthalle ganz am anderen Ende der schnurgeraden Fußgänger-Shopping-Meile wegen aufwendigen Renovierungsarbeiten geschlossen war.

Die zentralen Ausstellungen des Comic-Salons konnten durch die Zelt-Lösung auf kurzen Wegen direkt rund um das Comic-Zeltlager im nahen Kunstpalais oder im anmutigen Redoutensaal stattfinden. Das hat der Festival-Atmosphäre gut getan. Weniger Kongress, mehr Festival.

Die Notlösung kam so gut an, dass die SPD-Stadtratsfraktion auf die Idee gekommen ist, aus der Not eine Tugend zu machen und einen Antrag für die teurere Zelt-Notlösung im Stadtrat zu stellen. "Sicht- und erlebbarer" sei der Comic-Salon schließlich durch den zwangsweisen Umzug in die Festzelte vor dem Schloss geworden, argumentierte die SPD-Fraktion in ihrem Antrag. "Von diesem Ankommen in der Mitte der Stadt" hätten sich "Künstler, Besucher und Passanten" begeistert gezeigt. Die Zelt-Notlösung sei laut SPD "eine willkommene zusätzliche Werbemaßnahme" für die Hugenottenstadt als Shopping-Hotspot gewesen, die obendrein das Lebensgefühl (und damit wohl auch das sonst manchmal schmerzlich vermisste Weltstadt-Gefühl in der Innenstadt) gestärkt habe. Sprich: Endlich ist einmal etwas los gewesen. Nicht zuletzt haben wohl auch die Geschäfte in der Innenstadt durch die Notlösung und die damit verbundenen Besucherströme profitiert.

Vor dem Hintergrund dieser positiven Notlösungserfahrung sollte daher überlegt werden, wie der nächste Comic-Salon weiterhin so intensiv in der Stadt verankert werden könne. Lange haben die Erlanger nicht überlegen müssen, um wieder auf die Idee mit den Zelten auf dem Schlossplatz zu kommen. Der sonst häufig als notorisch klamm charakterisierte Kulturhaushalt kann die Mehrkosten in Höhe von 195000 Euro - 240000 Euro für die Zelt-Lösung abzüglich der Mietkosten für die Stadthalle in Höhe von 45000 Euro, die sich die Stadt durch die Zelte spart - offensichtlich verkraften.

Auch die CSU-Vorsitzende im Kulturausschuss, Birgitt Aßmus, hat sich auf Anfrage dafür ausgesprochen, dass der Comic-Salon im nächsten Jahr nochmals in den Zelten in der Innenstadt stattfindet. "Die Wahrnehmung des Festivals in unserer Stadt war viel intensiver, zudem profitierte das Umfeld wie Gastronomie und Einzelhandel davon. Unserer Innenstadt hat das sehr gut getan", sagt das CSU-Stadtratsmitglied. Natürlich seien die zusätzlichen Kosten erheblich. Aber die Veranstaltungen des Comic-Festivals, vor allem das Kinder- und Familienprogramm, seien "viel besser" besucht gewesen.