Tanz- und Theaterproduktionen mit Laien

Förderung von Tanz- und Theaterproduktionen professioneller Kunstschaffender mit Laien.

Über die Förderung

Die Landeshauptstadt München fördert seit 2020 jährlich professionelle partizipative Tanz- und Theaterproduktionen mit Laien mit einem Budget von insgesamt 100.000 Euro:

Die Projekte sind geprägt durch vielfältige künstlerische Ausdrucksformen und werden von einem professionellen Team aus allen Bereichen der Darstellenden Kunst angeleitet. Sie zeichnen sich durch Prozessqualität, Partizipation und künstlerische Qualität aus.

Im Sinne der kulturellen Teilhabegerechtigkeit werden Projekte gefördert, die auch solche Menschen ansprechen, die in der Regel wenig Zugang zu Darstellender Kunst finden. Um dies zu erreichen, bedienen sich die Vorhaben spezifischer Inhalte, Methodiken, Proben- und Spielorte sowie Kooperationspartner.

Förderkriterien

Die Ausschreibung richtet sich an Professionelle aus allen Bereichen der Darstellenden Künste. Die Antragstellenden müssen Erfahrungen vorweisen können, die sie für die erfolgreiche Durchführung qualifizieren.
Die Projekte sollen zentrale Punkte der Konzeption Kulturelle Bildung für München befördern. Das heißt, sie bemühen sich, kulturelle Teilhabegerechtigkeit herzustellen und berücksichtigen Aspekte der Inklusion, Diversitätsförderung und Gendergerechtigkeit.

Die Vergabeempfehlung erfolgt über eine Jury.

Information

Förderung Tanz- und Theaterproduktionen mit Laien wird jährlich vergeben.

Die nächste Ausschreibung für die Förderung 2025 wird im Frühjahr 2024 veröffentlicht.

Die Förderung erhielten

Jurybegründungen

Bellevue di Monaco eG „Global Player: Menschen und Märkte“

Nach der gelungenen Aufführung von „Gilgamesch“ freut sich die Jury auf das nächste Projekt „Global Player“ von Bellevue di Monaco. „Global Player“ hat die Jury überzeugt, da es das brisante Thema „Grenzen“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten will, die konträrer nicht sein könnten. Geflüchtete Menschen legen Höchstleistungen an den Tag, um Grenzen zu überwinden, in der Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Wirtschaftsakteur*innen dagegen können Grenzen mühelos überschreiten, um auf internationalen Märkten Gewinne zu erzielen. Diese beiden Themen nebeneinander in einem Theaterprojekt parallel zu untersuchen und künstlerisch sichtbar machen zu wollen, zeugt von großem Mut seitens des Projektteams um Christine Umpfenbach. Die Idee, Geflüchtete, Grenzhüter bis hin zu Manager*innen global agierender Firmen auf der Bühne aufeinander treffen zu lassen, verspricht ein spannendes Endergebnis. Angesichts der wenigen Möglichkeiten von Geflüchteten, sich in einer produktiven und wertschöpfenden Arbeit präsentieren zu können, bietet das Projekt genau diese Chance. Nämlich aus der Anonymität herauszutreten und individuell Erlebtes in einem künstlerischen Kontext zu teilen und dadurch das Thema selbst aus einer neuen Perspektive betrachten zu können. Außerdem hält die Jury die künstlerische Arbeit von und mit Geflüchteten für einen wichtigen Baustein, um diese auf dem Weg in unsere Gesellschaft zu unterstützen. Die Jury empfiehlt, das Projekt in einer Höhe von 19.900 Euro zu fördern.

Chris Hohenester, Young Pathos Kollektiv „Make love not war“

Die Regisseurin und Choreographin Chris Hohenester ist für ihre herausragende Theaterarbeit mit jungen Menschen im Rahmen des Pathos Theaters auch überregional bekannt geworden. Unter dem Label Young Pathos Kollektiv realisiert sie seit Jahren interdisziplinäre Performances, in denen es einzig um die Stimmen und Geschichten der jungen Mitwirkenden geht. Die Stücke wurden mehrfach zu den Tanz- und Theatertreffen der Jugend, der Berliner Festspiele eingeladen. Chris Hohenester hat bereits in der Vergangenheit eine hohe Expertise in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen bewiesen. Im Probenprozess fließen die Biografien und persönlichen Erfahrungen ein und bilden das Gerüst für die gemeinsame Stückentwicklung. In der kommenden Produktion widmen sich die Teilnehmer*innen dem universellen Thema Liebe. Sie nähern sich aus ihrer ganz persönlichen Sicht mit Texten, Musik und physical movements dem Thema an. Chris Hohenester und das Pathos haben durch die kontinuierliche Arbeit einen Kreis an Teilnehmenden aufgebaut, der sich immer wieder neu zusammenfügt. Mit der Bindung an das Pathos Theater, wurde hier für die jungen Menschen auch ein Ort erschaffen, der als Mikrokosmos für diese Generation nicht mehr weg zu denken ist. Die Jury ist sich einig, dass es wünschenswert wäre, wenn das Pathos zukünftig für dieses Projekt ein festes Budget erhalten könnte. Die Jury empfiehlt eine Förderung in Höhe von 19.980 Euro.

Kathrin Knöpfle „Naturkreislauf – Tanz und Kunst in der Natur“

Kathrin Knöpfle ist Bildhauerin, Choreographin und Tänzerin. Mit ihrem Vorhaben, eine Outdoorperformance im Südpark in Sendling mit Laientänzer*innen ab 50 Jahren durchzuführen, zeigt Kathrin Knöpfle großes Engagement. Sie möchte die Teilnehmer*innen aus Bewohnertreffs akquirieren und durch unterschiedliche Workshops in Naturkunst, Qui Gong und Yoga zum Selbstgestalten bringen. Im weiteren Prozess bietet sie den Mitwirkenden künstlerische Methoden aus Tanz, Bildende Kunst und Theater an, die sie in der Stückentwicklung miteinander verwebt. Durch Proben und Aufführungen im öffentlichen Raum wird die Arbeit und die Präsenz der Teilnehmenden für Passanten sichtbar gemacht. Hier ist es günstig, dass Kathrin Knöpfle schon auf viel Erfahrungen als Performerin von Outdoorprojekten zurückgreifen kann. Sie arbeitet außerdem mit einem professionellen Team zusammen, die das Projekt künstlerisch mitformen werden: der Musiker Ardhi Engl und die Sängerin und Choreographin Urte Gudian. Die Jury begrüßt es, dass Kathrin Knöpfle sich mit dieser Arbeit im Stadtteil an ältere Menschen wendet, verspricht sich von dem interdisziplinären Ansatz eine spannende künstlerische Arbeit und befürwortet eine Förderung in Höhe von 19.912 Euro.

Sophie Haydee Colindres Zühlke: „INSIDE KLDSKP“

INSIDE KLDSKP von Sophie Haydee Colindres Zühlke ist eine erweiterte Fortsetzung des Vorgängerprojekts K A L E I D O S K O P. Ein Teil der Teilnehmenden ist wieder dabei, um gemeinsam mit neuen Performer*innen weiterzumachen und das Projekt auszubauen. Die choreographische Herangehensweise und das Erreichen eines breiten Publikums überzeugen in vielseitiger Hinsicht. Urban und Street Dance – davon ist in München innerhalb der Tanzförderung noch wenig zu erleben! Sophie Haydee Colindres Zühlke ist dabei, dies zu ändern: Sie geht in diese Lücke und empowert mit ihrem Team die Teilnehmenden, spricht auf eine positive Art Jugendliche und junge Erwachsene mit mehrkulturellem Hintergrund professionell an. In diesem Projekt wird multikulturelle Identität aufgegriffen und durch viele Tanzformen repräsentiert. Das Team der Dozent*innen und professionellen Performer*innen ist nah am Geschehen: Sie teilen mit den Mitwirkenden den mehrkulturellen Hintergrund und ermöglichen in diesem Setting eine Weiterentwicklung in Urban und Street Dance. Das Konzept ist sehr überzeugend und hat ein starkes partizipatives Element. Die Jury empfiehlt eine Förderung in Höhe von 20.000 Euro.

Stella Neuner, Open House Project „Sich verstecken”

Die Arbeit dieses Kollektivs ist glaubhaft und wirkt mutig, schnell und modern. „Sich verstecken“ ist sehr ambitioniert und klar angelegt. Die jungen Teilnehmenden arbeiten hierbei mit neuen Arbeitsweisen und ohne ein „professionelles“ Team, was sie anleitet. Die offene Arbeitsstruktur ist absolut gerechtfertigt, die Ergebnisoffenheit spannend. Es handelt sich um eine Gruppe mit sehr unterschiedlichen Nationalitäten, queeren Identitäten und Ausbildungsbereichen. Sie arbeiten selbstermächtigend und nicht hierarchisch, was sie von anderen Partizipationsangeboten unterscheidet. Jede*r darf die Verantwortung tragen, die sie*/er* tragen möchte. Das Thema des Projekts ist Scham. Als Emotion und verinnerlichte Unterdrückung gleichzeitig. Erlebte und gelernte Diskriminierung, moralischer Kompass, religiöse Ideale, Erziehung, Rassismus und Cis-Heteronormativität, Schönheitsvorstellungen und die eigene Selbstkonzeption bilden gemeinsam in einer riesigen Blackbox dieses unangenehme Gefühl aus. Das Kollektiv möchte es gemeinsam aufgreifen, sich darüber austauschen. Warum schämen wir uns? Wer hat die Regel gemacht, gegen die man verstößt?

Die Jury ist beeindruckt von dem Mut und der Neugier des Projekts und befürwortet eine Förderung in Höhe von 20.000 Euro – solche jungen Stimmen sollten gehört und gefördert werden.

  • 2024
    Bellevue di Monaco eG „Global Player: Menschen und Märkte“
    Chris Hohenester, Young Pathos Kollektiv „Make love not war“
    Kathrin Knöpfle „Naturkreislauf – Tanz und Kunst in der Natur“
    Sophie Haydee Colindres Zühlke: „INSIDE KLDSKP“
    Stella Neuner, Open House Project „Sich verstecken”
     
  • 2023
    Iris Mirjam Behnke „memory – generationenübergreifendes Tanz-Performance-Projekt“
    ELLE Kollektiv GbR „Graulieschen“
    Sabine Sabine „Fast Fashion – Tanztheater“
    Kulturbühne Spagat / HORIZONT e.V. „EMOTIONS - DOMAGK DANCE PROJECT“
    Lara Paschke „playing places“
    Thalia Schöller „Freispruch“
  • 2022
    Callie Arnold: „Puls der Gemeinschaft: Co-Existing Rhythms“
    Bellevue di Monaco eG: „Gilgamesch 2022“
    Chris Hohenester und Young Pathos Kollektiv: „Visionen“
    Andrea Marton & Stephanie Felber: „Du. Er. Sie. Wir! ZUSAMMEN-geh-HÖREN“
    Verena Regensburger: „München – Augenblick mal!“
    Caroline Tajib-Schmeer: Ein szenisches gespieltes und getanztes Live-Hörspiel zum Thema „Corona“ erarbeitet und dargestellt von Jugendlichen gemeinsam mit Profis
  • 2021
    Iris Mirjam Behnke: „#the truth will set U free – vom Suchen und Verlieren von Wahrheit“
    Bellevue Di Monaco EG: „Arriving in Munich – I‘ve got a paper“
    Barbara Galli-Jescheck & Philipp Jescheck: „Lieblingsorte #domagk“
    Kultur Le Muc: „Deutsche Sagen leicht gekürzt“
    What you See is what you get – Theaterkollektiv: „Als ich mal anders war“ (AT)

  • 2020
    Callie Arnold: „Puls der Gemeinschaft: Suche nach Verbindung“
    Angela Guerreiro: „WIR“
    AsylArt e.V.: „Kommen wir zusammen?“
    Theaterkollektiv „what you see is what you get“: „Die Resi und der Kasperl“
    Chris Hohenester: „Young Pathos Kollektiv“
    Marie Nüzel: „Der kleine Wassermann“
    Spielen in der Stadt e.V.: „Tanz.Die.Invasion“

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