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Von realen Vorfällen inspiriert: Eine Szene aus „Brücke der toten Hunde“.

© Carlsen

Kindercomic mit Gruselfaktor: Geisterjäger im Mod-Outfit

Patrick Wirbeleit und Ulf K. präsentieren mit der Serie „Alan C. Wilder Ltd.“ einen spannenden Kindercomic mit einer Prise britisch-trockenen Humors.

Es empfiehlt sich, diesen Comic unter der Bettdecke zu lesen. Im Dunkeln fliegen nämlich drei geisterhaft leuchtende Hunde über das Cover. Doch auch bei Licht betrachtet lässt sich dem Kindercomic „Alan C. Wilder Ltd. - Die Brücke der toten Hunde“ (Carlsen, 96 Seiten, 14 Euro) einiges abgewinnen.

Die titelgebende Agentur verspricht Hilfe bei übersinnlichen Problemen. Alan junior hat die Firma gerade von seinem verstorbenen Vater übernommen, und nun klingelt er an der Haustür von Mrs Devlin, um seinen ersten Fall zu übernehmen.

Eine weitere Szene aus „Brücke der toten Hunde“.
Eine weitere Szene aus „Brücke der toten Hunde“.

© Carlsen

Die Klientin schaut skeptisch auf den Jungen mit rotem Schopf und grünem Parka über dunklem Anzug, der ihr höflich die Hand hinstreckt und sich als Vertreter von Alan C. Wilder Ltd. vorstellt. „Wo ist dein… äh… Vater?“ und blickt rechts und links an der dunklen Silhouette ihres jugendlichen Besuchers vorbei. „Tot, Mam“, erwidert dieser und reicht ihr eine Visitenkarte, auf der die 5. Generation handschriftlich in die 6. korrigiert wurde.

Die Sorge um ihren Hund Jasper überzeugt Mrs Devlin, sie fürchtet nämlich um dessen Leben: Sobald sie mit ihm beim Spaziergang eine steinerne Brücke betritt, die auf hohen Bögen einen Fluss überspannt, gerät Jasper außer sich und will über die Brüstung springen. Seit Jahrzehnten, berichtet Mrs Devlin, sprängen Hunde von dieser Brücke in den Tod.

Zwischen cosy und spooky

Für Alan ist bald klar, dass ein Spuk dahinter steckt, für den der Geist der verstorbenen Lady Dunsford verantwortlich ist. Diesem Spuk muss er auf die Spur kommen, will er Jaspers Leben retten und seinen ersten eigenen Fall erfolgreich lösen.

Mit logistischer Unterstützung seiner Mutter und dem guten Geist seines Vaters im Hintergrund macht Alan sich an die Ermittlungen im Übersinnlichen. Spannend und brenzlig geht’s dabei zu. Aber zum Glück ist das patente Äffchen Lord Peter stets im richtigen Moment zur Stelle.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Carlsen

Zu Patrick Wirbeleits Story zeichnet Ulf K. mit gewohnt klarer Linie, mit kreidigem Strich und wunderschöner Kolorierung eine Bandbreite an Stimmungen und Schauplätzen zwischen cosy und spooky: Mrs Devlins behagliches Wohnzimmer mit Sofa und rosa geblümten Teetassen sind ebenso in Szene gesetzt wie ein aufgebrachter Geist auf dem fahl schimmernden Friedhof, die in schwarze Panels gefasste finstere Enge eines Kamins oder eine Explosion mit ordentlich „KAWUMM“.

Der Einsatz von Speedlines, expressivem Lettering und Symbolen macht Worte an vielen Stellen überflüssig, geschickt geschnittene Perspektivwechsel erzeugen Dynamik.

Autor Patrick Wirbeleit („Kiste“, „Antonia war schon mal da“) und Zeichner Ulf K. („Die Abenteuer von Vater und Sohn“) haben mit „Alan C. Wilder“ einen spannenden Kindercomic geschaffen mit leichtem Gruselfaktor und einem Protagonisten, der mit seiner Mischung aus Souveränität und leichter Unsicherheit eine sympathische Identifikationsfigur abgibt.

Wirbeleits pointierte Dialoge und eine Prise britisch-trockenen Humors – die bestens zu Alans Mod-Outfit passt – machen auch Erwachsenen Spaß.

Die „Brücke der toten Hunde“ hat übrigens ein reales Vorbild: die Overtoun Bridge im schottischen Dumberton. Von der idyllisch gelegenen viktorianischen Granitbrücke sollen sich im Lauf der Jahre mehr als 50 Hunde in den Tod gestürzt haben. Schuld gewesen sein soll der Geist von Lady Overtoun, der Witwe des Brückenerbauers. Genau wie im Comic hat der Spuk aber wohl ein Ende gefunden.

Barbara Buchholz

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