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Van der Bellen ein Freimaurer und Hofer ein Burschenschafter?

Der Bundespräsidentschaftswahlkampf wird härter. Norbert Hofer wirft Alexander Van der Bellen vor Freimaurer zu sein und muss sich gleichzeitig verteidigen, dass er Ehrenmitglied der deutschnationalen Burschenschaft Marko-Germania ist. Was steckt dahinter?

Van der Bellen ein Freimaurer und Hofer ein Burschenschafter?
Van der Bellen ein Freimaurer und Hofer ein Burschenschafter?

Es war eine denkwürdige Szene während des TV-Duells der beiden Hofburg-Kandidaten am Sonntag auf Puls 4. Mitten in einer hitzigen Debatte warf FPÖ-Kandidat Norbert Hofer seinem Kontrahenden Alexander Van der Bellen vor, von einer Berliner Freimaurer-Organisation unterstützt zu werden. Van der Bellen konnte nur mit den Schultern zucken, meinte, dass er nichts davon wisse, sich aber über jede Unterstützung freue. Den Vorwurf beweisen konnte Norbert Hofer nicht. Dass er einst ein Naheverhältnis zur den Freimaurern hatte, daraus hat Alexander Van der Bellen nie ein Geheimnis gemacht.

Am 1.10.2008 schrieb Alexander Van der Bellen auf meinparlament.at:

"Ich wurde Mitte der 1970er Jahre in die damals einzige Innsbrucker Loge aufgenommen und war dort etwa ein Jahr lang "aktiv", das heißt, ich habe an Sitzungen teilgenommen. Danach habe ich als rein passives Mitglied noch etwa 10 Jahre lang den Mitgliedsbeitrag bezahlt und bin schließlich auf meinen expliziten Wunsch hin ausgeschieden. Nach meiner - wie Sie sehen: bescheidenen - Kenntnis wird die Bedeutung der Freimaurerei häufig überschätzt. 'Meine' Loge in Innsbruck war jedenfalls ein Klub ehrenhafter Bürger, mit interessanten Diskussionsabenden (ohne jeden Beleg für irgendeine Verschwörungsabsicht) auf relativ hohem intellektuellen Niveau. Über andere Logen kann ich keine Auskunft geben."

Die österreichischen Freimaurerei sieht sich laut Eigendefinition als "aufklärerischen Mysterienbund", der humanistischen und aufklärerischen Idealen verpflichtet ist.

Die Freimaurerei, auch Königliche Kunst genannt, versteht sich als ein ethischer Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führt. Die fünf Grundideale der Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Freimaurerlogen sind demokratisch organisiert und samt Statuten nach dem Vereinsgesetz gemeldet. Bekennende Freimaurer des öffentlichen Lebens gibt es nicht allzu viele, Grund dafür dürfte einerseits die Tradition der Verschwiegenheit sein. Freimaurerische Bräuche und Logenangelegenheiten dürfen nicht nach außen getragen werden. Dies soll intern den freien Ideen- und Meinungsaustausch ermöglichen. Kein Hehl aus ihrer Mitgliedschaft in einer Loge haben etwa der verstorbene Wiener Bürgermeister Helmut Zilk oder Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher gemacht. Auch der ehemalige Schauspieler und Initiator der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", Karl-Heinz Böhm, war bekennender Freimaurer. Bekanntester Logen-Bruder ist aber wohl der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart.

Hofer musste sich auch verteidigen

Auch Norbert Hofer musste Details seiner Ehrenmitgliedschaft zu seiner Mitgliedschaft bei den Marko-Germanen erklären. Er werde auch als Staatsoberhaupt Ehrenmitglied in der schlagenden Burschenschaft bleiben. Die hatte allerdings in einer Festschrift die "geschichtswidrige Fiktion einer österreichischen Nation" beklagt. Das sei die Meinung des Autors der Festschrift, die er allerdings nicht teile. "Für mich ist Österreich von meinem Gefühl her eine Nation." Es gebe einen deutschen Sprach- und Kulturraum, aber "mein Vaterland ist Österreich". Er verwies auch auf das gute Zusammenleben der Volksgruppen im Burgenland, im Übrigen seien dies "Kinkerlitzchen, ein Minithema".

Die historischen Wurzeln der Burschenschaften reichen bis in die Napoleonischen Kriege zurück. Sie setzten sich für die deutsche Einigung ein. Sie berufen sich auch gern auf den Geist des Revolutionsjahres 1848.

Die nationalistische Radikalisierung erfolgte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Burschenschaften werden vielfach als geistiger Nährboden für den Nationalsozialismus betrachtet. Einige Burschenschaften - wie etwa die Wiener "Olympia" - gelten als besonders radikal. Andere wurden aus dem Dachverband ausgeschlossen, weil sie die Mensur, den Fechtkampf mit blankem Säbel, aufgegeben hatten und sich nur noch als Traditionsvereine verstanden. Als Farben tragen sie Schwarz-Rot-Gold und fühlen sich mehrheitlich dem nationalen Lager zugehörig.

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