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Archäologen in Pömmelte Archäologen in Pömmelte: Folgt bald die nächste Sensation?

Von Marko Jeschor 08.06.2018, 07:57
Andrea Strauch dokumentiert die Grabungsergebnisse genau.
Andrea Strauch dokumentiert die Grabungsergebnisse genau. Frank Gehrmann

Pömmelte - Dovydas Jurkenas spricht gerade über die unterschiedlichen Bodenschichten des Ackers, als Grabungsmitarbeiterin Heike Reppin stört. „Ich glaube, ich habe etwas Interessantes gefunden.“

Jurkenas unterbricht seine Ausführung und folgt ihr zu einer kleinen Stelle ein paar Meter weiter, die für die Dokumentation mit der Ziffer 190 gekennzeichnet ist.

Reppin gibt dem Grabungsleiter einen Klumpen, der nicht viel größer als ein Fingernagel ist.

Archäologen in Pömmelte: Das ist Brandlehm!

Der Experte vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle erkennt jedoch sofort: Das ist Brandlehm!

Nach Wochen des mühseligen Grabens mit Schippe und Spaten ist dieses unscheinbare Klümpchen tatsächlich ein erstes Indiz, mit dem weitere Rückschlüsse auf das Leben vor einigen Tausend Jahren an diesem Ort möglich sind.

„Das ist ein schöner Fund“, sagt Jurkenas trocken. Ähnliches habe man bisher noch nicht gefunden.

Archäologen in Pömmelte: Seit einem Monat wird gebuddelt

Seit rund einem Monat wird am Ringheiligtum bei Pömmelte mit Bagger, Schippe und Spachtel wieder gegraben - diesmal, um die Überreste der Siedlung zu erfassen, die sich unmittelbar neben der rekonstruierten Kultstätte befindet, und die sich aus kulturhistorischer Sicht in einer Liga mit den berühmten Steinkreisen von Stonehenge in England bewegt.

Und die deswegen längst zu einem neuen Besuchermagneten im Kreis geworden ist.

Bei den ersten Grabungen vor über zehn Jahren wurden insgesamt 13 sogenannte Langbauten aus der frühen Bronze-Zeit registriert.

Und zwar dort, wo sich jetzt Parkplatz und Weg zum Ringheiligtum befinden.

„Damit zählt die Siedlung automatisch zu den größten in Mitteldeutschland“, sagt der Grabungsleiter.

Weitere werden voraussichtlich noch hinzu kommen - so viel lässt sich jetzt schon sagen.

Archäologen in Pömmelte: Ausdehnung ist unklar

Unklar sind nur die exakte Ausdehnung der Siedlung, die Lage der einzelnen Häuser und vor allem der Bezug zur Kultstätte, in der sich während der frühen Bronze-Zeit über mehrere Jahrhunderte verschiedene Kulturen zu Ritualen trafen.

Zu Tage gefördert haben der Grabungsleiter und seine Mitarbeiter dafür unter dem Ackerboden in den drei bisher geöffneten Feldabschnitten bereits einige Stellen, in denen früher einmal Baumstämme als Pfosten im Boden gesteckt haben müssen.

Anhand der Anordnung können die Experten Angaben zu der Größe der Häuser machen.

Mit Hilfe der Materialien lässt sich sogar einigermaßen genau die Zeit bestimmen.

Gespannt ist Jurkenas auch, wo sich der Brunnen der Siedlung befand. Spuren davon sind zwar noch nicht entdeckt worden, für ihn steht aufgrund seiner Erfahrung jedoch fest, dass es ihn gegeben haben muss.

Das Wasser der naheliegenden Elbe scheidet für ihn als Trinkwasserquelle jedenfalls aus.

Archäologen in Pömmelte: Gab es einen großen Brand?

Funde wie der am Mittwochnachmittag entdeckte Brandlehm lassen unterdessen weitere Rückschlüsse zu - etwa auf einen großen Brand, der die Hütten zerstört haben könnte, oder die Lage der Feuerstätten im Haus, die fester Bestandteil waren.

Ob sich diese ersten Vermutungen bis zum voraussichtlichen Ende der Arbeiten im September erhärten lassen, ist freilich offen.

„Archäologie“, sagt der 42-jährige Grabungsleiter, „ist wie puzzeln. Nur, dass wir die Teile für das Bild nicht alle an einer Stelle finden“.

Dabei sind die Voraussetzungen, etwas zu finden, am Ringheiligtum aufgrund der geografischen Lage besonders günstig.

Zwar befindet sich das Gebiet im Ursprungstal der Elbe, die Anlage befindet sich jedoch auf einer Art Kuppel, die selbst dann trocken bleibt, wenn das Gebiet weitläufig überschwemmt ist. Die Zukunft verspricht also auch aus archäologischer Sicht viel. (mz)