Bad Zwischenahn - Was haben Rap-Musik, Graffiti, Videos auf Youtube, Breakdance und viele andere Elemente von sogenannter Jugendkultur mit Menschenrechten, Demokratie und Rassismus zu tun? Am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht eine ganze Menge.
Einen Tag lang haben sich die Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs jetzt in einem Projekttag in neun verschiedenen Workshops zuerst mit ihren eigenen Werten und Haltungen auseinandergesetzt. Anschließend ging es unter der Leitung von sogenannten „Teamern“ aus ganz Deutschland darum sich damit zu beschäftigen, wie man diese Werte in Sport und Kultur umsetzt – aber auch darum, welche Werte diese Kulturen eigentlich repräsentieren.
Wir für die Welt
„Es geht darum, sich über seine Interessen mit seiner eigenen Haltung auseinanderzusetzen“, sagt Sebastian Ramnitz, der den Projekttag mit den Schülern und Teamern vom Verein „Cultures interactive“ gestaltet hat.
Wie das ablaufen kann, erläutert Ramnitz am Beispiel von Rap und HipHop: Da gebe es zum einen eine antirassistische Tradition, gleichzeitig aber auch Homophobie und Frauenfeindlichkeit. „Damit müssen sich die Schüler auseinander setzen und eigene Haltungen finden.“
Welche Workshop-Themen sie ihrem Jahrgang anbieten wollen hatten sich Schülerinen und Schüler des zehnten Jahrgangs bereits vorab ausgedacht – in der neuen AG „Wir für die Welt“ mit Ramnitz, Christine Hermann (Präventionsbeauftragte am GZE), Carmen Rohe von der Jugendpflege Edewecht und Sonja Eckert von der Jugendpflege Bad Zwischenahn, bei einem gemeinsamen Wochenende im September.
Unter der Anleitung von Michelle Fischer, genannt Mitch, hatte sich ein rein weiblicher Workshop den Themen Sexismus und Graffiti gewidmet. „Dass die Mädels zum Thema Sexismus arbeiten lag nahe“, sagt Fischer. Auch die Mädchen am GZE müssen sich dumme Sprüche anhören. „Du gehörst in die Küche“, so etwas habe auch sie schon gehört, sagt Schülerin Maria. „Ich fühle mich davon nicht unbedingt angegriffen“, sagt sie. Sie hat aber dennoch den Workshop gewählt, in dem im Innenhof der Schule Wandbilder mit starken Sprüchen und bunten, durchaus provokanten Bildern entstehen.
Nicht zu spät handeln
Das Thema Rassismus und Rechtsextremismus spielt an diesem Tag vor allem beim zeitgleichen Lehrer-Workshop eine Rolle. Mehrere Kolleginnen und Kollegen setzen sich mit Videos der rechten Identitären Bewegung auseinander oder mit rechten Gruppen, die über die Themen Umweltschutz und Feminismus auch Jugendliche erreichen.
Die Argumentationsmuster der Identitären seien ihr an der Schule zwar noch nicht begegnet, sagt Lehrerin Renate Killian. Aber dass rechtsextreme und verbotene Symbole unter Schülern kursieren, komme auch am GZE vor. „Eine Schule die sagt, bei ihr gebe es so etwas nicht, die lügt“, ist sie überzeugt.
Genauso sieht das Sebastian Ramnitz, der als Regionalkoordinator des Programms Schule ohne Rassimus – Schule mit Courage“ oft mit diesem Thema zu tun hat. „Wichtig ist, dass die Schule nicht erst handelt, wenn ihr das Problem um die Ohren fliegt“, sagt er. Und für Killian ist wichtig, dass bei dem Workshop nicht einfach erklärt wird, dass Rassismus und Rechtsextremismus schlecht sind. „Hier geht es um politische Bildung in einem ganz weiten Sinn. Darum, den Blick dafür zu schärfen was geht, und was nicht und dafür, dass bei der Verletzung von Menschenrechten und bei Menschenverachtung diese Grenze überschritten wird. Dafür wollen wir Schülern früh die Augen öffnen.“