Verhindert der Ukraine-Krieg den Kampf gegen den Terror in Afrika? Waffen landen wohl im Tschadbecken

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari warnt vor einer steigenden Gefahr terroristischer Anschläge. Wegen des Krieges in der Ukraine seien Waffen und Kämpfer in die Region geströmt.
Abuja - Dass der Ukraine-Krieg den Fokus der Welt von anderen Problemen ablenkt, führt in Afrika zu einer neu aufflammenden Gefahr durch Terror. Das befürchtet der Präsident Nigerias, Muhammadu Buhari. Auf dem Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter der Tschadseebecken-Kommission äußerte Buhari Bedenken, dass wegen des Krieges Waffen und Kämpfer in die Tschadsee-Region strömen und dort terroristische Gruppen gestärkt werden. In der Region ist unter anderem die islamistische Gruppierung Boko Haram aktiv.
Der nigerianische Präsident rief nach einem Bericht von Voice of America, dem offiziellen staatlichen Auslandssender der USA, die sechs Mitgliedstaaten der Kommission (Niger, Nigeria, Libyen, Tschad, Zentralafrikanische Republik und Kamerun, Anm. d. Red.) zu mehr Wachsamkeit und Zusammenarbeit gegen die zunehmende Verbreitung von Waffen in der Region auf. Waffen, die für den Krieg in der Ukraine und zur Bekämpfung des Terrorismus in der Sahelzone bestimmt waren, seien nach Westafrika umgeleitet worden und dort in die Hände von Terrorgruppen gelangt, sagte Buhari. Die Stabilität in der Region werde nachhaltig bedroht.
Ukraine-Krieg mit Folgen für Afrika: Nigerias Präsident warnt vor Waffen und Terror
Auch Experten warnen vor den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Afrika. Jaye Gaskia, Vorsitzender von „Partnership Against Violent Extremism“, sagte gegenüber dem US-Sender Voice of America (VOA), dass je länger der Krieg andauere, die Gefahr steige, dass unterschiedliche gewalttätige Gruppen versuchen würden, davon zu profitieren. Auch Gaskia sieht im Krieg in der Ukraine eine Bedrohung für die Sicherheit in der afrikanischen Region.
Buhari betonte, dass Streitkräfte aus mehreren Nationen gemeinsam Operationen planten, um der zuletzt negativen Entwicklung Herr zu werden. Gleichzeitig müsse aber auch ein nachhaltiger Wandel in der Region her. Weil allerdings die Tschadseebecken-Kommission von einer Finanzkrise betroffen ist, sind die finanziellen Mittel im Kampf gegen den Terrorismus in der Region zusätzlich eingeschränkt. Viele der Mitglieder kommen ihren jährlichen Verpflichtungen nicht nach.
Video: Das ist Nigeria
Der afrikanische Sicherheitsexperte Patrick Agambu machte gegenüber VOA den weltweiten wirtschaftlichen Abschwung infolge des Ukraine-Krieges für die finanziellen Probleme der Kommission verantwortlich. Sollte der anhalten, werde er sich auf den Kampf gegen Terrorismus nachhaltig auswirken, so Agambu. „Insbesondere Nigeria ist davon betroffen, und das wird sich auf die Intensität der Kriegsführung auswirken“, sagte er. (fmü)