Kaufverhalten im Supermarkt :
Nur wenige Verbraucher wollen „wahren Preis“ bei Penny zahlen

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„Dieser Preis ist euch Wurst?“ Mit diesem und anderen Slogans zeichnet der Discounter Penny seit Montag „wahre Kosten“ für ausgewählte Lebensmittel aus.
16 Prozent der Deutschen planen, die „Wahre-Preise“-Aktion des Discounters Penny zu unterstützen – 44 Prozent haben das laut einer Umfrage nicht vor. Derweil fordern Umweltschützer die Politik zum Handeln auf.

Mit Slogans wie „Dieser Preis ist euch Wurst?“ oder „Mozzarella zum Bestpreis. Nicht für euch, aber für die Umwelt“ will der Discounter Penny in dieser Woche auf seine „Wahre-Preise-Aktion“ aufmerksam machen. Offenbar haben die meisten Verbraucher jedoch nicht vor, diese Aktion zu unterstützen, indem sie Produkte kaufen, die mit solch einem Preisaufschlag versehen sind. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov, bei der am Montag 3315 Personen befragt wurden. Nach Angaben von Yougov wurden die Ergebnisse gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Laut Umfrage planen 16 Prozent der Deutschen, Produkte wie Käse oder Wiener Würstchen zu den sogenannten „wahren Preisen“ zu kaufen. 44 Prozent wiederum haben das nicht vor. Etwa 30 Prozent gaben an, dass sie in ihrer Nachbarschaft keinen Penny-Markt hätten, in welchem sie einkaufen könnten. 10 Prozent machten keine Angaben. Am seltensten (mit 8 Prozent) äußerten Befragte im Alter von 55 Jahren an, die Aktion unterstützen zu wollen.

Seit diesem Montag verlangt die Supermarktkette Penny für neun Produkte eine Woche lang die „wahren Preise“. Gemeint ist jener Betrag, der zustande kommen soll, nachdem alle „durch die Produktion verursachten Umweltschäden“ berechnet wurden. Dadurch werden Produkte um bis zu 94 Prozent teurer, wie Penny mitteilte. Die Mehreinnahmen will die Handelskette eigenen Angaben zufolge für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden.

Umweltorganisationen fordern Politik zum Handeln auf

Umweltorganisationen wie Greenpeace oder der BUND lobten die Aktion. Greenpeace forderte, dass auf eine solche Aktion „grundlegende Maßnahmen“ folgen müssten und plädierte dafür, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abzuschaffen. Parallel könne die Mehrwertsteuer auf Milchprodukte und Fleisch kräftig erhöht werden, deren Produktion wesentlich umweltbelastender sei als die von Obst und Gemüse. So könne man Konsumgewohnheiten ändern, sagte der Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, Matthias Lambrecht.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) adressierte die Politik. Sie müsse die gesetzlichen Standards für eine umwelt- und tiergerechte Lebensmittelproduktion anheben sowie die Preissteigerungen bei Lebensmitteln für Verbraucher finanziell abfedern. Die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Stefanie Sabet, warnte, eine Verteuerung der Lebensmittel im Sinne der Nachhaltigkeit dürfe an der Kasse nicht zu einer Sozialauswahl führen.

Doch es gab auch Kritik an der Aktion. Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Hubertus Beringmeier, hält die Aktion für eine „alte Kamelle im Sommerloch“. Grundsätzlich bewerte der WLV es aber als positiv, dass Umweltkosten in die Preisbildung von Produkten einkalkuliert werden. „Durch Umwelt-, Natur- und Klimaschutz entstehen Kosten. Für uns sind Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch“, sagte Beringmeier.

Der Landesverband Niedersächsischer Schweineerzeuger (LNS) monierte, dass Penny bei den ausgewählten Artikeln nicht die Produktions- und Herstellungsprozesse und den Transport bis zum Verkaufspunkt Supermarkt klar differenziert habe. Außerdem sei kein Produkt aus außereuropäischen Obst- und Gemüseregionen zu finden, etwa Avocados oder Kiwis.