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Tourismus-Plan  Sachsen-Anhalt will asiatische Touristen anlocken

Von Jan Schumann 23.02.2019, 15:00
Die Rekonstruktion der steinzeitlichen Kreisgrabenanlage "Ringheiligtum" zwischen Zackmünde und Pömmelte in Barby.
Die Rekonstruktion der steinzeitlichen Kreisgrabenanlage "Ringheiligtum" zwischen Zackmünde und Pömmelte in Barby. dpa-Zentralbild

Magdeburg - Diesem Kulturstaatssekretär kann es gar nicht hoch genug hinausgehen. „Ich möchte, dass bald jeder dritte Chinese weiß: Sachsen-Anhalt ist das Weltkulturerbe-Land, hier gibt es die Himmelsscheibe und das deutsche Stonehenge“, sagt Gunnar Schellenberger (CDU). Das sei natürlich spaßig gemeint. „Mit jedem vierten Chinesen wäre ich auch schon zufrieden.“

Doch Schellenberger macht jetzt ernst. Geht es nach ihm, soll Sachsen-Anhalt den asiatischen Touristenmarkt erobern. Mit einer millionenschweren Marketingkampagne unter dem Arbeitstitel „Weltkulturerbe-Land“.

Einen Gesamtpreis nennt Schellenberger noch nicht, allein für digitale Marketingprojekte sollen aber mehr als zwei Millionen Euro fließen. „Am besten ab 2020“, so Schellenberger. Zu den touristischen „Diamanten“, die er neben Luther und Bauhaus strahlen lassen will, gehört vor allem das Ringheiligtum Pömmelte (Salzlandkreis), laut Schellenberger das „Deutsche Stonehenge“. Er hat dort seinen Wahlkreis.

Dass er nicht tiefstapelt, zeigen sein Vorbilder. Schellenberger nennt Hallstatt in Österreich, das innerhalb eines Jahrzehnts zum Hotspot für Chinesen wurde und die Touristenzahlen von einst 5.000 auf 800.000 im Jahr hochschraubte. Freilich auch zum Leidwesen der 800 Bewohner.

Zumal Pömmelte, exakt 4,6 Kilometer östlich von Schönebeck, derzeit eher für kleine Besuchergruppen ausgelegt ist. „Da wäre infrastrukturell natürlich einiges zu tun. Einfach kann ja jeder“, sagt Schellenberger. Der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Aldag ist an dieser Stelle aber skeptisch: „Zur Zeit kann man da nicht mal aufs Klo gehen.“

Aldag sagt zu den Plänen der Staatskanzlei: „Es wäre schön, wenn man das eine tun würde, ohne das andere zu lassen.“ Ein Blick auf den asiatischen Markt könne helfen, zugleich müsse Sachsen-Anhalt seine Schätze aber weiterhin bundesweit und selbst landesweit besser verkaufen. „Außerdem müsste man darüber reden, ob es wirklich unser großes Ziel ist, massenhaft chinesische Touristen herzuholen.“

Um Schellenbergers Tourismuswunder von Pömmelte wahr werden zu lassen, sei die Staatskanzlei seit Monaten in Gesprächen mit Wirtschaftsministerium und der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG), sagt der Staatssekretär.

Kann der Hallstatt-Plan in Pömmelte greifen? Eine konkrete Marktanalyse für ein chinesisches Potenzial existiert nach Auskunft der Staatskanzlei noch nicht, die IMG werde 2019 aber Untersuchungen anstellen, sagt ein Sprecher.

All dies macht die Linken-Haushaltsexpertin Kristin Heiß skeptisch: „Man muss schon sehr ernsthaft hinterfragen, ob sich Pömmelte eignet, jetzt scharenweise asiatische Touristen anzulocken. Vor allem, wenn es um ein Millionenprogramm geht, das bisher offenbar ohne konkrete Marktanalyse geplant wurde.“ (mz)