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Berlin will Namensrechte für Olympiastadion verkaufen

Quelle: dpa
Hertha BSC und der Senat suchen einen Sponsor für das Olympiastadion, das seinen Namen hergeben soll. Es geht um 50 Millionen Euro, der Bundesliga-Klub könnte zu 40 Prozent an dem Deal beteiligt werden. Bei einer erfolgreichen Olympiabewerbung ist allerdings eine Rückbenennung vorgesehen.

Es geht um ein Tabu. In München haben sie die Auseinandersetzung vermieden, indem der FC Bayern sich einfach für ein neues Stadion samt Sponsornamen entschieden hat. In Berlin geht das nicht. Deshalb wird eine öffentliche Diskussion entbrennen um die Frage: Darf die Hauptstadt ihr Olympiastadion umbenennen? Wie die Berliner Morgenpost erfuhr, gehen das Land Berlin, Eigentümer der Arena, und Hertha BSC als Hauptnutzer offensiv mit der Frage um. Antwort: Ja, man darf die Namensrechte verkaufen.

Die Angelegenheit ist fortgeschritten. Der Fußball-Bundesligist und das Land suchen einen Namensgeber, Gespräche laufen. Der Wert der Rechte pro Jahr wird auf gut fünf Millionen Euro geschätzt. Es geht um einen Acht- oder Zehn-Jahres-Vertrag mit einem Volumen von rund 50 Millionen Euro.

Der Preis einer solchen Vereinbarung: Der Name Olympiastadion wird für die Vertragslaufzeit entfallen. "Ein Namenssponsor für das Stadion liegt in unserem Interesse. Das ist einer jener Punkte, an denen wir Verbesserungen bei den Einnahmen erzielen können", sagt Werner Gegenbauer, der Vorsitzende des Aufsichtsrates von Hertha BSC. Er plädiert dafür, "den Leuten reinen Wein einzuschenken: Eine Kombination aus Firmen-Namen und Olympiastadion ist nicht möglich. Für die Zeit des Sponsorings müssen die Ringe weg."

Bevor die Bewahrer der Tradition wehklagen, der Name Olympiastadion sei ein Alleinstellungsmerkmal für Berlin, den dürfe man nicht hergeben: Die Sache ist komplex.

Es geht um eine Olympiabewerbung Berlins, die wohl erst für 2020 realistisch ist. Es geht um Europas größtes Sportareal, zu dem neben der WM-Finalarena und Herthas Trainingsstätten noch das Maifeld, das Reiterstadion, ein Schwimmbad und die Waldbühne gehören. Mit Ausnahme des Stadions und der Trainingsplätze bedarf der Rest dringend der Modernisierung. Das kann sich das das hoch verschuldete Berlin aktuell nicht leisten. Die Idee besteht darin, mit dem Geld für das Namenssponsoring das Olympiagelände in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen. Zudem würde Hertha BSC mit einer zweistelligen Millionen-Summe profitieren.

Handelnde Personen beim Senat sind Innensenator Ehrhart Körting (SPD), in dessen Ressort neuerdings der Sport fällt, sowie Finanzsenator Thilo Sarazin (SPD). Bei Hertha BSC sind vor allem Manager Dieter Hoeneß und Gegenbauer involviert.

Seit dem Ausstieg des Fußball-Bundesligisten Mitte dieses Jahres aus der Betreibergesellschaft des Olympiastadions sieht die Situation so aus: Hertha BSC nutzt die Spielstätte mit ihren 76.?000 Plätzen pro Jahr für 20 Heimspiele. Mietkosten: vier Millionen Euro. Die Footballer von Berlin Thunder spielen fünf Mal, dazu gibt es zwei Konzerte, das DFB-Pokalfinale sowie die Leichtathletik-Veranstaltung Istaf. Fazit: An 330 Tagen im Jahr spielt das Stadion kein Geld ein, sondern kostet nur Unterhalt.


Dieses Problem ist kein Berlin-typisches. "Stadien tun sich generell schwer, eine betriebswirtschaftlich vernünftige Veranstaltung zu sein. In Europa ist bisher noch kein Stadion eine Goldgrube geworden“, sagt Stefan Ziffzer, der in München als Geschäftsführer vom TSV 1860 mit der Allianz Arena befaßt ist.

Also hat man sich in Berlin für jenen Weg entschieden, der in Hamburg (AOL-Arena), Gelsenkrichen (Veltins Arena) oder Nürnberg (easyCredit-Stadion) bereits beschritten wurde. Gesucht wird ein renommiertes Unternehmen. "Es geht um ein wirtschaftliches Schwergewicht, einen börsennotierten Blue Chip", sagt Gegenbauer. Sportartikel-Hersteller Nike (USA) wird Interesse nachgesagt. Aber es ist auch vorstellbar, dass internationale Unternehmen, die auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollen, das Prestige der Hauptstadt und die Historie der Anlage nutzen wollen. Es gibt bereits Gespräche, aber noch keine Verhandlungen.

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Den Vertrag, so er zustande kommt, wird der Namenssponsor mit dem Land Berlin schließen. Es besteht aber Einverständnis darüber, dass die Summe geteilt würde zwischen dem Senat und Hertha als Hauptnutzer. Einen Kontrakt über den Verteilungsschlüssel gibt es nicht. Man kann aber davon ausgehen, dass der Senat 60 Prozent des Geldes bekäme, der Verein 40 Prozent. Bei einem 50-Millionen-Euro-Abschluss blieben für Berlin 30, für Hertha BSC 20 Millionen.

In den deutschen Sportgremien sowie im Senat geht man davon aus, dass die Bewerbung eines Anwärters aus Europa erst für Olympia 2020 erfolgversprechend ist. Deshalb werden die Namensrechte befristet sein, so dass in der heißen Bewerbungsphase und für die Zeit der Spiele wieder der Name Olympiastadion zur Verfügung steht. "Die Frage ist, ob die Vergabe der Namensrechte für einen bestimmten Zeitraum eine Olympia-Bewerbung befördert oder behindert", sagt Gegenbauer. Seine Antwort: "Das Geld, das der Senat mittels eines Namenssponsors in die Modernisierung des Olympiageländes stecken kann, ist kein rausgeworfenes. Weil genau diese Anlagen für Olympia 2020 gebraucht werden."


Das Interesse von Hertha BSC liegt mit Blick auf die 20 Millionen Euro auf der Hand. Die interne Suche nach einem Namenssponsor läuft. Die öffentliche Diskussion zum Thema ist hiermit eröffnet.

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