Henny Porten

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Henny Porten auf einer Fotografie von Nicola Perscheid
Henny Porten mit Oskar Messter, 1935

Henny Frieda Ulricke Porten (* 7. Januar 1890 in Magdeburg; † 15. Oktober 1960 in West-Berlin) war Schauspielerin und ein Star des deutschen Stummfilms.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch im Jahr der Geburt von Henny zog die ursprünglich aus Schweich an der Mosel stammende Familie Porten von Magdeburg in das Ruhrgebiet. Der Vater Franz Porten hatte in Dortmund die Leitung des Stadttheaters übernommen, nachdem er in Magdeburg als Opernsänger tätig gewesen war. 1895 zog die Familie dann nach Berlin. Hier besuchte Porten die Schule.

Gedenktafel am Hause Albrechtstraße 40, Berlin-Steglitz

Über ihren Vater und dessen Freundschaft zum Filmproduzenten Oskar Messter hatte sie ab 1906 erste Auftritte vor der Kamera unter der Regie ihres Vaters. Ihr Debütfilm hieß Meißner Porzellan. Ende 1910 wurde nach dem Drehbuch ihrer Schwester Rosa Porten Das Liebesglück der Blinden gedreht, der erste deutsche Film mit einer in sich geschlossenen Handlung. In den gesamten 1910er Jahren war sie aktiv beim Film tätig und avancierte neben Asta Nielsen zum ersten deutschsprachigen Filmstar.[1] Am 11. Oktober 1912[2] heiratete sie den Schauspieler und Regisseur Curt A. Stark, der mehrere Filme mit ihr als Hauptdarstellerin inszenierte. Stark fiel 1916 im Ersten Weltkrieg. Unter Messters Produzentenschaft drehte Porten 1917 einen bis zum Kriegsende wiederholt aufgeführten, erfolgreichen dreiminütigen Werbekurzfilm mit dem Titel Hann, Hein und Henny für den Ankauf von Kriegsanleihen. Damit machten sich die Anleihenverkäufer den ikonographischen Wert der Porten als Werbeträgerin zunutze.[3] Im Jahr 1919 folgte der Film Irrungen mit einer sozialkritischen Handlung. Im gleichen Jahr spielte sie in einer Verfilmung von Gerhart Hauptmanns Drama Rose Bernd. Großen Erfolg hatte sie unter der Regie von Ernst Lubitsch und als Partnerin von Emil Jannings 1920 in Anna Boleyn und im selben Jahr in Kohlhiesels Töchter. Im Jahr 1921 setzte sie die Arbeit mit namhaften Regisseuren fort, unter Ewald André Dupont spielte sie in der ersten Verfilmung die Geierwally, unter Leopold Jessner in dem Kammerspielfilm Hintertreppe, 1923 unter Robert Wiene in dem Monumentalfilm I.N.R.I.

Porten gründete 1919 eine eigene Film-Produktionsgesellschaft, die 1924 mit der Firma von Carl Froelich fusionierte. Dem Tonfilm begegnete sie zunächst nur mit erheblicher Skepsis, gab jedoch 1930 mit dem Film Skandal um Eva ihr erfolgreiches Debüt.

Am 24. Juli 1921[4] heiratete sie in zweiter Ehe den jüdischen Arzt Wilhelm Ritter von Kaufmann-Asser (1888–1959), damals Leiter des Sanatoriums „Wiggers Kurheim“ in Garmisch-Partenkirchen. Er übernahm von diesem Jahr an die Produktionsleitung ihrer Filme. 1922 bezog das Ehepaar eine Villa in der Dahlemer Parkstraße 74 (heute Bernadottestraße). 1935 zog es dann an den Sachsenplatz 10 (heute Brixplatz) im Berliner Ortsteil Westend.

Da Henny Porten an ihrer Ehe mit Wilhelm von Kaufmann-Asser festhielt, versuchten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme, die weitere Mitwirkung von Porten in Spielfilmen zu unterbinden. Dennoch kamen, unter anderem wegen der Fürsprache von Albert Göring[5], noch insgesamt neun Filme zustande. Bei weiteren Produktionen, in deren Vorbereitung Henny Porten einbezogen war, wurden ihr die Rollen unmittelbar vor Drehbeginn entzogen.[6] Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[7]

Nach 1945 zeigte die westdeutsche Filmindustrie kein Interesse an der alternden Schauspielerin mehr. 1954 nahm Henny Porten trotz des inzwischen herrschenden Kalten Krieges ein Angebot der DEFA an. Mit zwei letzten, in Babelsberg gedrehten Filmen verabschiedete sich Henny Porten in den Rollen der Zirkusdirektorin Carola Lamberti und des gütig-weisen Fräuleins von Scuderi.

Die Legende, dass Henny Porten viele Jahre in dem Haus Kurfürstenstraße 58 (heute Café Einstein Stammhaus) in Tiergarten gewohnt haben soll, lässt sich anhand der Berliner Adressbücher nicht bestätigen. Ausgebombt verließ sie 1945 Berlin und lebte für zwölf Jahre in Ratzeburg, im ersten Jahr provisorisch bei Emmy von Weber, geb. Rée, der Witwe Theodor von Webers.[8] 1957 kehrte sie nach Berlin zurück und war im selben Jahr Gast in einer Anzahl von Fernsehsendungen.

Am 15. Oktober 1960 starb Henny Porten nach schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in einem Berliner Krankenhaus.[6] Sie wurde eingeäschert und ihre Urne in der Gruft der Familie ihres Gatten im Untergeschoss der Friedhofskapelle des Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhofs in Charlottenburg (heutiger Ortsteil Berlin-Westend) beigesetzt. Eine einfache Inschriftentafel mit Ornamentrahmung an der Südmauer der Friedhofskapelle markiert die Grabstelle.[9]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1960 erhielt sie das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am Haus Albrechtstraße 40 in Steglitz wurde ihr eine Gedenktafel angebracht, die daran erinnert, dass im Vorgängerbau Henny Porten aufgewachsen ist.

Gedenkstein für Henny Porten mit Ehrengrab-Markierung auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof

Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Henny Porten seit 1984 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2005 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[10] Die Ehrengrab-Markierung auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof liegt nicht an der eigentlichen Grabstelle, der Friedhofskapelle, sondern an einem eigens errichten Gedenkstein in der Form eines Grabsteins an der Südmauer des Friedhofs. Der Gedenkstein trägt ein Porträtrelief sowie Lettern aus Bronze.[11]

Die Henny-Porten-Straße in ihrer Geburtsstadt Magdeburg wurde ihr zu Ehren benannt.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1957: Kinder, wie die Zeit vergeht
  • 1957: Als die Leinwand sprechen lernte
  • 1957: Was war hier los?

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beifall, Blumen und Strümpfe. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1947 (online).
  • Helga Belach (Hrsg.): Henny Porten. Der erste deutsche Filmstar. 1890–1960. Haude & Spener, Berlin 1986, ISBN 3-7759-0280-5.
  • Björn Bergold: Porten, Henny Frieda Ulrike. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt 2. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 350–355.
  • Gustav Holberg: Henny Porten. Eine Biographie unserer beliebten Filmkünstlerin. Gebr. Wolffsohn, Verlag der „Lichtbild-Bühne“, Berlin 1920.
  • Jürgen Kasten: Porten, Henny Frieda Ulrike. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 643 f. (Digitalisat).
  • Jürgen Kasten, Jeanpaul Goergen (Hrsg.): Henny Porten – Gretchen und Germania. Neue Studien über den ersten deutschen Filmstar (= Filmblatt. Filmblatt-Schriften. Bd. 7). CineGraph Babelsberg, Berlin 2012, ISBN 978-3-936774-07-8.
  • Manfred Michael: Porten, Henny Frieda Ulrike. In: Guido Heinrich, Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert. Biographisches Lexikon für die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bördekreis, Jerichower Land, Ohrekreis und Schönebeck. Scriptum, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1.
  • Corinna Müller: Henny Porten – Schauspielerin, Produzentin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 16, 1990
  • Julius Urgiß: Henny Porten. Verlag der Illustrierten Film-Woche, Berlin ca. 1920.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 300 ff.
  • Martin Wiehle: Magdeburger Persönlichkeiten. Hrsg. durch den Magistrat der Stadt Magdeburg, Dezernat Kultur. imPuls Verlag, Magdeburg 1993, ISBN 3-910146-06-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Henny Porten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulrike Oppelt: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte. Bd. 10). Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08029-5, S. 167 (Mit CD-ROM. Die Ära des Stummfilms im ausgehenden Deutschen Kaiserreich wird unter dem Aspekt der propagandistischen Methoden und Motive sowie ihrer mentalitätsgeschichtlichen Voraussetzungen und Wirkung analysiert).
  2. Heiratsregister Standesamt Steglitz, Nr. 419/1912
  3. Ulrike Oppelt: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte. Bd. 10). Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08029-5, S. 168.
  4. Heiratsregister Standesamt Berlin 3, Nr. 582/1921
  5. Christoph Gunkel: Der gute Göring. In: einestages. 23. April 2012, abgerufen am 23. April 2012.
  6. a b Fred Gehler: Henny Porten. „… dann hat der Kinobesitzer gute Tage …“ In: Das Magazin. Nr. 3, 1985, S. 65–67.
  7. Porten, Henny. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 398f.
  8. Dr. Klaus J. Dorsch: Eine fast vergessene Ratzeburger Berühmtheit Henny Porten, der „erste deutsche Filmstar“, Artikel aus der „Lauenburgischen Heimat“, Heft 179, 2008 S. 17, www.kmrz.de (Memento des Originals vom 25. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kmrz.de
  9. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 475–476, 479.
  10. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 67; abgerufen am 20. März 2019. Zur Befristung auf 20 Jahre siehe: Ausführungsvorschriften zu § 12 Abs. 6 Friedhofsgesetz (AV Ehrengrabstätten) (PDF, 24 kB) vom 15. August 2007, Absatz 10; abgerufen am 20. März 2019.
  11. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. S. 475–476, 479.
  12. Friedrich Schulte-Kramer: Ein Weltstar in Amecke – Henny Porten drehte einen Stummfilm im Sauerland. In: Sunderner Heimatblätter. Bd. 19, 2009, ZDB-ID 2096153-4, S. 4–7.