Mord in Eschenlohe: 20 Jahre ist der Fall „Oma Trinchen“ her

20 Jahre ist es her, dass sich in Eschenlohe ein Mord abgespielt hat. Die 82-jährige Katharina H. wurde in ihrer Wohnung im Gästehaus zur Mühle erstickt. Teile der Angehörigen, damals dringend tatverdächtig, jedoch freigesprochen, leben noch immer in dem Haus an der Mühlstraße.
Eschenlohe – Gekannt hat sie jeder im Ort, da ist sich Anton Kölbl sicher. „Von uns waren alle irgendwann einmal bei ihr zum Essen“, sagt der Bürgermeister von Eschenlohe. Katharina H., die viele einfach nur „Oma Trinchen“ nannten, bewirtschaftete über viele Jahre das Gästehaus zur Mühle an der Mühlstraße. Ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt – der sich am 14. August 2001 in den Tatort eines Mordes verwandeln sollte. Dieser Tage jährt sich die Schreckenstat zum 20. Mal.
Die 82-jährige Rentnerin Katharina H. war am Morgen des 14. August 2001 von einer Altenpflegerin tot in ihrer Wohnung im Gästehaus aufgefunden worden. Die Angehörigen reagierten von Beginn an zumindest ungewöhnlich und verständigten umgehend drei Ärzte, die einen natürlichen Tod bestätigen sollten. Doch war den Medizinern schnell klar: Natürlich gestorben war hier niemand. Sie riefen die Polizei –und lösten so einen der wohl größten Kriminalpolizei-Einsätze in der Geschichte Eschenlohes aus.
25-jähriger Enkel und dessen Eltern verbarrikadierten sich zuhause
Denn als die Polizei am Gästehaus eintraf, verbarrikadierten sich der damals 25 Jahre alte Enkel des Opfers sowie dessen Eltern (damals 54 und 59 Jahre alt) im Nachbarhaus, das ebenfalls der Familie gehörte. Nachdem der Sohn von Katharina H. als Jäger bekanntermaßen Schussfeuerwaffen besaß, forderte die Polizei Verstärkung des Sondereinsatzkommandos aus München an. Stundenlang belagerte das Großaufgebot das Haus, versuchte, mit den drei Angehörigen in Kontakt zu treten – vergeblich. Als gegen 23 Uhr Schüsse vom Balkon in Richtung der Einsatzkräfte fielen, stürmten diese schließlich das Gebäude. Rund zwei Stunden später waren alle drei Tatverdächtigen festgenommen, ohne das jemand verletzt wurde.
Im Jahr darauf standen die drei Eschenloher vor dem Landgericht München II. Die Anklage warf ihnen vor, die kranke, bettlägerige Katharina H. mit einem weichen Gegenstand, einer Decke oder einem Kissen, erstickt zu haben. Das niederträchtige Motiv: Pflegekosten sparen. Doch endete der Prozess trotz akuter Verdachtslage mit einem Freispruch. Es sei nicht nachweisbar, welcher der drei Angeklagten welchen Tatbeitrag geleistet habe, hieß es in der Urteilsbegründung.

20 Jahre später leben der Enkel und dessen Mutter noch immer in dem alten Gästehaus. Zugewuchert mit hohen Bäumen und Sträuchern und ohne Anschluss ans Wassernetz schotten sie sich dort weitestgehend von der Gesellschaft ab. Auch wenn ihnen das Gästehaus längst nicht mehr gehört. Bei einer Zwangsversteigerung wanderte es in den Besitz einer Familie, die ebenfalls aus Eschenlohe kommt. Diese versucht seither vergeblich, die Vorbesitzer aus dem Haus zu bekommen. „Ein klassischer Fall von Hausbesetzung“, sagt ein Familienmitglied. „Da mahlen die Mühlen der Justiz leider langsam.“ Ein Verfahren läuft aber bereits. „Wir hoffen einfach, dass wir irgendwann rein können.“
Bekanntschaft mit Familie H. hat auch Joachim Loy schon des Öfteren gemacht. Mehrmals pro Monat fuhr der Murnauer Polizeichef zeitweise nach Eschenlohe, um etwa behördliche Schreiben persönlich vorbeizubringen. Die Familie weigert sich, Post entgegenzunehmen. Auch Nachbarstreitigkeiten galt es immer wieder zu schlichten. „Dabei geht es eigentlich immer um das gleiche Thema“, sagt Loy. Die Familie sei der unumstößlichen Meinung, dass ihr noch immer das Gästehaus sowie zudem große Teile Eschenlohes gehören. Belege dafür liefert sie jedoch keine. „In letzter Zeit ist es aber sehr ruhig“, betont Loy. „Fast schon beunruhigend ruhig.“