Marvel vs. Art Spiegelman: Nazi-Vergleiche unerwünscht

Der Autor der „Maus“-Comics vergleicht in einem Essay Donald Trump mit einem Comic-Nazi. Das will Marvel so nicht gedruckt sehen.

Ein rauchender Mann, Art Spiegelman, im Profil

Art Spiegelman im Jahr 2012 Foto: imago images/PanoramiC

Jubiläen wollen gefeiert sein, Verlagsgeburtstage machen da keine Ausnahme. Sonderausgaben müssen her, fein editierte Reprints zum Beispiel, nicht zuletzt um die maximale Monetarisierung der Backlist zu sichern. Marvel Comics zelebriert den eigenen 80. in diesem Jahr unter anderem mit einer Sammlung alter Strips, „The Golden Age 1939–1949“. Das Vorwort dazu sollte Art Spiegelman schreiben. Eigentlich.

Spiegelman ist mehrfach preisgekrönter Autor, berühmt vor allem für seine Graphic Novel „Maus“ aus dem Jahr 1991, worin er die eigene Familiengeschichte und den Holocaust in bis dahin ungekannter visueller Dichte erzählte. Spiegelmans Eltern hatten beide Auschwitz überlebt.

Spiegelman erinnert in seinem Essay an die jüdischen Zeichner des „Goldenen Zeitalters“ des Comics und an deren klare antifaschistische Tradition. Dieser Blick war von Verlagsseite sicher einkalkuliert, man hatte den Autor schließlich nicht zufällig gewählt. Seine in der Vergangenheit wiederholt sehr deutlichen politischen Stellungnahmen schienen jedoch nicht Teil der Rechnung gewesen zu sein. Denn während der gut abhangene Teil über vergangenen Ruhm der Marvel-Comics anscheinend willkommen war, ließ Spiegelman es sich nicht nehmen, den Faschismus auch als zeitgenössische Gefahr zu benennen.

Dass Spiegelman einen direkten Vergleich zwischen Captain Americas traditioneller Nemesis, dem Naziagenten und Superbösewicht „Red Skull“ und einem durch Amerika spukenden „Orange Skull“ zieht, war dann aber offenbar doch zu viel. Der Verlag verlangte eine Änderung der Passage, die Donald Trump, auch ohne seinen Namen zu nennen, in direkte Nähe zur faschistischen Gefahr stellt. Spiegelman lehnte ab und zog das Vorwort komplett zurück.

Der Autor selbst merkt in einer verlängerten Fassung des Essays, die inklusive der inkriminierten Passage mit dem orangen Schädel im Guardian erschienen ist, an, dass der Milliardär und Marvel-Chef Isaac Perlmutter gemeinsam mit seiner Frau Großspender für Trumps Kampagne zur Wiederwahl sei. Spiegelman schließt seinen Essay mit der Erkenntnis, dass er „wieder einmal lernen musste, dass alles politisch ist … genauso wie Captain America, als er Hitler eins auf die Fresse gibt.“

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