Verbände bezweifeln Ampel-Zahlen CO2-Ersparnis bei Heizungsgesetz schöngerechnet?
08.09.2023, 01:43 Uhr Artikel anhören
Drei Szenarien sollen zeigen, was das neue Heizungsgesetz für das Klima bringen könnte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Heizungsgesetz sorgt buchstäblich bis zur letzten Sekunde für Wirbel. Auf Basis einer Studie des Öko-Instituts rechnet die Bundesregierung günstigstenfalls mit einer CO2-Ersparnis von fast 40 Millionen Tonnen CO2. Verbände lassen kein gutes Haar an der Berechnung.
Mit dem neuen Heizungsgesetz will die Bundesregierung 39,2 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2030 einsparen. Dies geht aus einer Studie des Öko-Institutes hervor, die der "Bild"-Zeitung vorlag. Zuvor sorgten widersprüchliche Zahlen des grün geführten Wirtschaftsministeriums für Verwirrung und in der Ampel-Koalition herrschte Unklarheit über die Auswirkungen des Heizungsgesetzes.
In den neuen Berechnungen nimmt die Bundesregierung allerdings "günstige Rahmenbedingungen" an: 70 Prozent der Gebäudeeigentümer, die einen Heizungseinbau oder -austausch vornehmen wollen, würden sich demnach bereits vor Abschluss der Wärmeplanung für Öko-Heizungen, etwa eine Wärmepumpe, entscheiden.
In zwei weiteren Szenarien wird von 50 Prozent und 90 Prozent Öko-Heizungen ausgegangen. In einem "Worst-Case"-Szenario entscheidet sich eine große Mehrheit von 90 Prozent bis zum Ende der Wärmeplanung nicht für eine Öko-Heizung. In diesem Fall würde die CO2-Ersparnis laut der Studie nur bei 10,8 Millionen Tonnen CO2 liegen.
"Zahlen nicht nachvollziehbar"
Verbände zweifeln die Berechnungen an. Der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai Warnecke, sagte der "Bild"-Zeitung: "Das Szenario Eins ist vollkommen unrealistisch, weil Eigentümer erst nach Vorliegen einer Planung und Vorhandensein alternativer Energiequellen eine Entscheidung treffen können. Das wiederum ist aus Sicht der zuständigen Städte und Gemeinden in diesem Zeitraum ausgeschlossen."
Frederic Leers vom Bundesverband der Heizungsindustrie sagte: "Für uns sind die Zahlen vom Öko-Institut auf Grundlage der Veröffentlichung nicht nachzuvollziehen. Der Rechenweg fehlt, Einsparungen der jeweiligen Heizungsarten bleiben ohne Erläuterung." Ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) sagte: "Von keinem der genannten Szenarien lässt sich die Eintrittswahrscheinlichkeit valide einschätzen." Ob das 70-Prozent-Szenario tatsächlich eintrete, hänge maßgeblich vom Förderrahmen ab.
Namentliche Abstimmung im Bundestag
Am Freitag will die "Ampel" das umstrittene Heizungsgesetz im Bundestag endgültig verabschieden. Vorgesehen ist eine rund 80-minütige Aussprache, danach soll namentlich über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgestimmt werden. Nach den Plänen sollen neu eingebaute Heizungen künftig zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen.
Die neuen Regeln sollen ab Januar 2024 aber zunächst nur für Neubauten in Neubaugebieten gelten. Bei allen anderen Gebäuden sollen die Kommunen erst eine Wärmeplanung vorlegen. In einer begleitenden Entschließung einigten sich die Ampelfraktionen zudem auf höhere Fördersätze.
Quelle: ntv.de, mau/AFP