Von Robert Leicht

Ein Stoßseufzer von zeitloser Wahrheit, als sei’s ein Satz von Rita Süssmuth angesichts ihres neuen Amtes: "Ich sträubte mich dagegen. Es war mir klar, daß es den Verzicht auf vier Fünftel meiner bisherigen politischen Arbeit zur Folge haben müsse. Aus Loyalität hatte ich endlich ja gesagt! Aus Loyalität gegen meine Partei und ihren Vorsitzenden."

Eugen Gerstenmaier war es, der mit solch widerstrebenden Gefühlen das hohe Amt antrat, das er – trotz seines am Ende peinlichen Abganges – so eindrucksvoll versah wie bisher kein anderer Bundestagspräsident. Doch bis ans Ende seiner Tage fühlte er sich um seine wahre politische Ambition gebracht: Außenminister, wenn nicht gar Kanzler – das waren die Ämter, die in seinen Augen zählten. Präsident des Parlaments – das war die reinste Entsagung.