Weimarer Verhältnisse? (7) :
Rätselhaftes Deutschland

Von Professor Dr. Hélène Miard-Delacroix
Lesezeit: 13 Min.
Besuch aus Paris: Frankreichs Ministerpräsident Pierre Laval und Außenminister Aristide Briand grüßen im September 1931 vom Balkon des Hotels Adlon in Berlin eine schaulustige Menge.
Kontinuität und Wiederkehr: Wie viel von der Weimarer Republik steckt in der heutigen Bundesrepublik? Und was ist von den alten Ängsten der Nachbarn vor den Deutschen geblieben? Welche erwachen wieder angesichts dessen, dass das Land auf der Landkarte des Rechtspopulismus kein weißer Fleck mehr ist? Ein Blick von außen.

In Paris, Rom oder Warschau, in London und Madrid weiß die Mehrheit der Menschen sehr wenig über die Weimarer Republik. Allenfalls weckt der Name Bilder der Massenarbeitslosigkeit, der Hyperinflation und der politischen Gewalt. Man denkt an den Ansturm auf die Republik durch die Extreme und an den Zusammenbruch einer fragilen Demokratie. In den Geschichtsbüchern all dieser Länder zeichnet sich Deutschland als dasjenige Land in Europa aus, dessen Demokratie den Erschütterungen der Zwischenkriegszeit am wenigsten standzuhalten vermochte und dessen Bevölkerung seine Freiheit verspielte und sich in Hitlers Diktatur stürzte. Wenn vom Geschichtsunterricht eines nicht vergessen wird, dann dieses: Weimar war das Vorzimmer des Hitlerismus.

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