„Die Dinge des Lebens“ ist ein französischer Film aus dem Jahr 1970 mit Michel Piccoli und Romy Schneider unter der Regie von Claude Sautet. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Paul Guimard. Es geht in dem Film – nomen est omen – um die Dinge des Lebens: das Lieben, das Verlieren, das Verletzen, dass Nicht-Verstehen der Menschen unter sich. Mit viel Feingefühl, wird dem Zuschauer bewusst gemacht, wie vergänglich das Leben ist, wie schnell es durch unvorhersehbare Ereignisse seine Richtung ändern kann und was es heißt die Dinge des Lebens Revue passieren zu lassen. Was ist wichtig im Leben? Welche Fehler begeht man? Was verpasst man? Viele große Fragen und so wenige Antworten – das ist es, was den Film so beeindruckend macht und zum Sinnieren einlädt. 

Die Handlung in aller Kürze: Auf der Nationalstrasse von Paris nach Rennes ereignet sich ein schwerer Autounfall. Der Architekt und Bauunternehmer Pierre Bérard (Michel Piccoli) liegt schwer verletzt am Strassenrand. Auf der Fahrt ins Krankenhaus, in dem er kurze Zeit später sterben wird, erinnert er sich an die zentralen Ereignisse seines Lebens. Seine Gattin Catherine (Léa Massari) hat er verlassen, mit der jungen Freundin Hélène (Romy Schneider) möchte er ein neues Leben beginnen. Zudem hängt er sehr an seinem Sohn Bertrand (Gérard Latigau), mit dem er demnächst gemeinsame Ferien in seinem Haus in Rennes verbringen will. Das allerdings passt Hélène nicht. Es kommt vor der Abfahrt zum Streit. Pierre unterbricht sogar seine Fahrt nach Rennes und schreibt einen Abschiedsbrief an Hélène, den sie nie erhalten wird. Denn noch bevor Pierre den Brief einwerfen kann, wirft ihn der Unfall buchstäblich aus seiner Bahn.

Ein Daily Motion-Video der Unfallszene vermittelt Ihnen ein Gefühl von der Eindrücklichkeit des Films (Hinweis: Wenn Sie auf die Autokennzeichen achten, werden Sie feststellen, dass das Video spiegelverkehrt ist – warum auch immer …).

Der Film liefert einen interessanten Denkanstoß zu Fragen wie: Was macht unser Leben lebenswert? Wie können wir unser Leben sinnvoll verbringen? Oder wie können wir unsere Lebensqualität positiv beeinflussen? In einem Buch („Der Minuten Manager: Fitness“ von D. W. Edington und Kenneth H. Blanchard) habe ich vor mehr als drei Jahrzehnten gelesen, dass es vier wesentliche Faktoren gibt, die einen positiven Einfluss auf unsere Lebensqualität haben:

  1. Unsere Gesundheit, Fitness und unser körperliches Wohlbefinden
  2. Unser soziales Gefüge bzw. unser sozialer Rückhalt (Familie, Freundes- und Bekanntenkreis)
  3. Die Autonomie, unser Leben eigenverantwortlich gestalten zu können (und nicht gezwungen zu sein, in einer bestimmten Art und Weise zu leben)
  4. Eine attraktive Perspektive für die weitere Entwicklung unseres Lebens

Je mehr Erfahrungen ich im Laufe meines Lebens gesammelt habe, desto plausibler fand ich diese Logik.

Für mich persönlich ist es wichtig, nicht nur eine attraktive Perspektive zu haben und mein Leben eigenverantwortlich gestalten zu können, sondern ich möchte auch den Kontext bzw. das Gesamtbild („Big Picture“) verstehen, in dem ich lebe und agiere. Beim Blick aus der Adlerperspektive relativiert sich einerseits so manche tägliche Nickeligkeit oder Mühseligkeit, die einem das Leben schwer macht. Andererseits können aus der Adlerperspektive auch zusätzliche Anforderungen resultieren, die unser Leben komplizierter und weniger komfortabel machen – denken Sie zum Beispiel an den Umwelt- und Klimaschutz, welcher veränderte Verhaltensweisen z. B. bei unserer Ernährung oder Mobilität erfordert, die viele Menschen als unbequem oder lästig empfinden.

Achtung jetzt kommt ein ganz großer Aufschlag: Auf der Erde leben 7,8 Milliarden Menschen (Stand: 2020). In der Milchstraße, also unserer Heimatgalaxie, gibt es 100 bis 300 Milliarden Sterne und im gesamten Universum gibt es 70 Trilliarden Sterne – das ist eine Sieben mit 22 Nullen. Das Universum ist nicht unendlich. Es ist im Urknall entstanden und hat sich seither ausgedehnt. Außerhalb des Universums ist nach heutigem Kenntnisstand nichts. Das European Southern Observatory (ESO) hat diese Dimensionen 2018 in einem eindrucksvollen Video unter dem Titel „Zoom out from Garching to the Universe“ veranschaulicht. Zitat: „Das Video zoomt von Garching, dem Sitz der ESO, hinaus nach Deutschland, über Europa und die Erde hinaus, vorbei am Sonnensystem und unserer Milchstraßengalaxie und erreicht schließlich einen Punkt, an dem jeder einzelne vorbeiflitzende Lichtpunkt eine ganze Galaxie ist.“

Aus diesen Fakten lassen sich zwei wichtige Schlussfolgerungen ableiten:

  1. Wenn wir quasi nur auf einem kleinen Sandkörnchen in einer riesigen Wüste leben, sollten wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen. Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, können in fast jeder Lebenssituation sehr hilfreich sein.
  2. Das einzige „Objekt“, welches wir unmittelbar beeinflussen und dessen Entwicklung wir bis zu einem gewissen Grad steuern können, sind wir selbst – und genau darauf sollten wir uns konzentrieren.

Neben dieser intergalaktischen Perspektive gibt es natürlich noch die individuelle Perspektive aus dem Blickwinkel eines Menschen. Und die sieht ganz anders aus, wie die folgende kleine Geschichte vom Seestern von William Ashburne veranschaulicht:

Ein alter Mann geht bei Sonnenuntergang den Strand entlang. Er beobachtet vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhebt und ins Meer wirft. Er holt ihn schließlich ein und fragt ihn, warum er das denn tue. Der junge Mann antwortet, dass die gestrandeten Seesterne sterben, wenn sie bis Sonnenaufgang hier liegen bleiben. „Aber der Strand ist kilometerlang und tausende Seesterne liegen hier. Was macht es also für einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?“, sagt der alte Mann. Der junge Mann blickt auf den Seestern in seiner Hand und wirft ihn in die rettenden Wellen. Er schaut den alten Mann an und sagt: „Für diesen hier macht es einen Unterschied.“

Für jeden einzelnen Seestern spielt es eine große Rolle, ob er lebt oder stirbt und wie sich seine Lebenszeit zwischen Geburt und Tod ausgestaltet. Dabei ist das Leben aus der individuellen „Seestern-Perspektive“ zunächst einmal ja nichts anderes, als eine lange Aneinanderreihung von Augenblicken, die – zumindest auf den ersten Blick – unabhängig voneinander sind. Soll heißen: Was in zukünftigen Augenblicken passieren wird, muss nicht (zwangsläufig) davon bestimmt werden, was in vergangenen Augenblicken bereits passiert ist. Vergangene Erfahrungen und Eindrücke (z. B. Lernerfahrungen) können natürlich bis zu einem gewissen Grad unser Verhalten und unser Empfinden in der Gegenwart beeinflussen – positiv, wie auch negativ – aber grundsätzlich hat jeder von uns in jedem Augenblick die Möglichkeit, seinem Leben eine völlig neue Richtung zu geben. Das ist doch eine positive, für manche von uns vielleicht sogar tröstliche Erkenntnis, finden Sie nicht?

Im Hinblick auf unser Zusammenleben mit anderen Menschen und unsere zwischenmenschliche Kommunikation gibt es neben den beiden oben genannten Schlussfolgerungen noch (mindestens) vier weitere beachtenswerte Einflussfaktoren:

  • Frühkindliche Erfahrungen und Prägungen in unseren ersten Lebensjahren (oder sogar pränatal, also vor unserer Geburt) haben großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Persönlichkeit. Unsere Erinnerung als Erwachsene setzt dummerweise erst mit drei bis vier Jahren ein. Man bezeichnet dieses Phänomen als „Kindheitsamnesie„. Es sorgt dafür, dass Prägungen („Introjekte“) aus unseren ersten zwei bis drei Lebensjahren zwar über das Unterbewusstsein noch auf uns wirken, unser Bewusstsein ist jedoch nicht in der Lage, die Auswirkungen kognitiv zu erfassen oder gar zu beeinflussen. Beispiel: Frühkindliche Verlusterfahrungen können das Beziehungsverhalten von Erwachsenen beeinflussen und dazu führen, dass sich bei den betroffenen Menschen eine starke oder sogar krankhafte Eifersucht bzw. Trennungsangst entwickelt.
  • Aufgrund seiner (frühkindlichen) Erfahrungen und Prägungen lebt jeder Mensch in seiner eigenen Realität bzw. genauer gesagt: Jeder von uns nimmt die Realität unterschiedlich wahr, bewertet sie unterschiedlich und reagiert unterschiedlich auf sie. Manche Menschen hassen zum Beispiel Unordnung und verspüren ein zwanghaftes Bedürfnis aufzuräumen, anderen geht Unordnung am Allerwertesten vorbei und sie akzeptieren das Chaos so, wie sie es vorgefunden haben. Die aktuelle Stimmungslage spielt dabei natürlich ebenfalls eine Rolle: Ein gestresster Mensch wird mit störenden Einflüssen in der Regel anders umgehen, als ein entspannter Mensch. Übrigens verstärken Social Media-Plattformen, wie Facebook oder Google, diese subjektive Wahrnehmung der Realität, indem sie jedem Nutzer ein anderes Bild von der Welt zeigen, denn der Geschäftszweck dieser Social Media-Plattformen besteht in der Maximierung von Werbeeinnahmen durch gezielte Personalisierung und Adressierung von Werbung und Inhalten, die diesen Geschäftszweck unterstützen.
  • Zwischenmenschliche Kommunikation ist eine Wissenschaft für sich, über die bereits zahllose Bücher geschrieben wurden. Das „Kommunikationsquadrat“ (auch Nachrichtenquadrat, Vier-Seiten- oder Vier-Ohren-Modell) des Psychologen, Pädagogen und Philosophen Friedemann Schulz von Thun ist ein Modell der Kommunikationspsychologie, mit dem die Nachricht eines menschlichen Senders an einen menschen Empfänger unter vier Aspekten oder Ebenen beschrieben wird: 1. Sachinformation (worüber ich informiere), 2. Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe), 3. Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe) und 4. Appell (was ich bei dir erreichen möchte). Der vermeintlich harmlose, gut gemeinte Hinweis „Die Ampel ist rot“ – ausgesprochen vom Ehemann als Beifahrer in Richtung seiner Frau, die das Fahrzeug steuert – kann bei ihr heftige Reaktionen auslösen, z. B. weil sie sich auf der 3. Ebene bevormundet oder gegängelt fühlt. Erläuterungen zum Kommunikationsquadrat finden Sie u. a. in meinem Blog „The basics of change“ vom 28.08.2018. Nützlich ist auch die Theorie des Baptistenpastors Gary Chapman, der 1995 ein Buch unter dem Titel „Die fünf Sprachen der Liebe“ veröffentlicht hat. In diesem Buch erklärt Chapman, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen fünf verschiedene Sprachen der Liebe geben soll: Lob, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und Zärtlichkeit. Um eine glückliche Partnerschaft zu führen, müsse man die Sprache seines Partners kennen und ihm auf seine Weise zeigen, dass man ihn liebt. Andernfalls könne es schnell zu Missverständnissen und Krisen kommen.
  • Im Jahr 1964 veröffentlichte der Schweizer Schriftsteller Max Frisch den Roman „Mein Name sei Gantenbein“, in dem die Frage nach der Identität eines Menschen und seiner sozialen Rolle in der Gesellschaft thematisiert wird. Der Protagonist, Theo Gantenbein, sagt in diesem Roman den bemerkenswerten Satz: „Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er, oft unter gewaltigen Opfern, für sein Leben hält.“ Die meisten Menschen streben nach Aufmerksamkeit und jeder will geliebt werden – am besten so, wie er ist. Trotzdem scheuen sich die meisten Menschen davor, authentisch zu sein. Ihr wahres „Ich“ verbergen sie hinter einer Maske, um möglichst wenig Angriffsfläche zu geben und um sich selbst vor Verletzungen zu schützen. Positive Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit (z. B. in Bewerbungen, sozialen Medien oder Liebesbeziehungen) hat daher nicht nur eine soziale Funktion, sondern dient auch dem Selbstschutz, da Menschen im ungünstigsten Fall an negativen Erinnerungen und Erlebnissen zerbrechen können.

Das menschliche Dasein und Miteinander ist also kompliziert und eigentlich grenzt es an ein Wunder, wenn es Menschen und sozialen Gruppen trotz der vorgenannten Herausforderungen und der daraus resultierenden unterschiedlichen Persönlichkeiten gelingt, in privaten oder beruflichen Beziehungen oder als Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres Gemeinwesens, einigermaßen konstruktiv und kooperativ miteinander umzugehen.

Wenn es um Liebesbeziehungen geht, liegt die Messlatte in der Regel nochmals deutlich höher, denn der moderne „Zeitgeist“ fordert ja, dass unser Partner schön, intelligent, charmant, tolerant, kreativ, aufmerksam, zuvorkommend, verständnisvoll, zärtlich und reich sein soll und im Bett abgehen soll, wie Schmidts Katze (mindestens). Suggestivfrage: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Sie unter den 7,8 Milliarden Menschen auf dem Planeten ausgerechnet ein solches Exemplar finden, welches Sie genau so liebt und akzeptiert, wie Sie sind und welches willens und in der Lage ist, Sie in Ihrer „Sprache der Liebe“ bis ans Ende Ihrer Tage mit positiver Energie zu versorgen? Nun, aus meiner Sicht sollte man zumindest die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass dieser Fall nicht eintritt.

Von dem indischen Philosophen und Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung, Osho (1931 bis 1990), stammt ein sehr weises Zitat: „Die Fähigkeit, alleine zu sein entspricht der Fähigkeit, zu lieben. Es mag paradox erscheinen, doch das ist es nicht. Es ist eine grundlegende Wahrheit. Nur jene, die alleine sein können, können lieben, können teilen, können zum tiefsten Kern einer Person durchdringen, ohne sie zu besitzen, ohne abhängig von ihr oder süchtig nach ihr zu werden. Sie erlauben anderen die volle Freiheit, denn sie wissen, wenn sie verlassen werden, sind sie genau so glücklich wie vorher. Ihre Freude kann nicht genommen werden, weil sie nicht von anderen stammt.“

Klingt plausibel, finden Sie nicht?

Damit kommen wir zur Frage aller Fragen, die da lautet: Was ist der Sinn des Lebens? Nun, der Sinn des Lebens ist ein Leben mit Sinn. Klingt wie eine Plattitüde, ist es aber nicht. Die langjährige Medienmanagerin Christiane zu Salm, die als Sechsjährige den Unfalltod ihres Bruders mit ansehen musste und später selbst eine Nahtoderfahrung durchlitt, hat – basierend auf ihren Erfahrungen als ambulante Sterbebegleiterin – im Oktober 2013 ein Buch veröffentlicht unter dem Titel Dieser Mensch war ich – Nachrufe auf das eigene Leben“. Wenn Sterbende über ihr Leben nachdenken, geht es um Wahrhaftigkeit. Und um verpasste Chancen und verlorene Träume. Selbst verfasste Nachrufe im Angesicht des Todes berühren – auch, weil sie wichtige Botschaften enthalten. In einem Merkur-Artikel vom 29.10.2014 und in einem FAZ-Artikel vom 11.10.2013 können Sie einige nachdenklich stimmende Beispiele aus dem Buch von Christiane zu Salm nachlesen. Und die WELT hat am 17.11.2013 ein ebenfalls sehr lesenswertes Interview mit Christiane zu Salm veröffentlicht. Auf die Frage, was sie aus den Begegnungen mit Sterbenden gelernt hat, antwortet Christiane zu Salm: „Ich habe gelernt, dass keiner weiß, wie es wirklich geht – das perfekte, das gute, das richtige Leben. Ich weiß es auch nicht. Das ist nicht deprimierend, ganz im Gegenteil. Es hat mich sehr beruhigt und entlastet. Das Leben ist so, wie es ist – und so ist es gut.“

Für mich selbst habe ich vor vielen Jahren drei wesentliche Elemente definiert, die meinem Leben einen Sinn geben (sollen):

  1. Mein Potenzial nutzen und mich entwickeln (Körper, Seele, Geist), indem ich regelmäßig meine Komfortzone verlasse und neue Erfahrungen sammele, die mir helfen, meine Persönlichkeit zu entwickeln. Scheitern ist dabei Bestandteil des Prozesses und sollte als Lernerfahrung dienen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.
  2. Wirkung zeigen und die Welt als einen besseren Ort verlassen, als ich ihn vorgefunden habe, z. B. durch meine Kinder, durch positive Impulse für andere Menschen oder durch gute und nachhaltige Arbeit.
  3. In möglichst vielen Augenblicken (in der langen Reihe von Augenblicken, aus denen mein Leben besteht) bewusst Lebensfreude und positive Energie empfinden und ausstrahlen (Leistungsprinzip vs. Lustprinzip).

Vor allem bei der Umsetzung des dritten Elementes ist es hilfreich, unser Wohlbefinden eben nicht davon abhängig zu machen, was andere Menschen von uns denken bzw. ob sie uns mit ihrer Aufmerksamkeit und Zuwendung beglücken. Provokant gesagt: Wer unglücklich ist, weil Schatzi sich nicht meldet, sollte sich und seine Erwartungen hinterfragen, statt Schatzi auf dem zweiten Bildungsweg so abzurichten, dass es die Erwartungen von Herrchen bzw. Frauchen in vorauseilendem Gehorsam erfüllt. Der STERN hat am 26.09.2006 einen wirklich interessanten Artikel unter der Überschrift „Geht nicht, gilt nicht“ bzw. „Guter Sex trotz Ehe“ veröffentlicht, der skizziert, was passiert, wenn Paare allzu symbiotisch miteinander leben.

Ferner schaden wir uns selbst, wenn wir uns unsere Lebensenergie von kleinen, unwichtigen Störimpulsen wegfressen lassen. Wie oft streiten wir uns wie die Kesselflicker mit unserem Partner oder drangsalieren unsere Kinder wegen völlig unwichtiger Kleinigkeiten? Je näher uns die betroffenen Personen stehen, desto pampiger können wir dabei werden. Liebe öffnet leider nicht nur die guten Pforten unserer Persönlichkeit. In solchen Fällen kann es nützlich sein, eine Technik anzuwenden, die sich „vergleichende Polarisierung“ nennt: Ist uns unsere Ordnungsliebe wichtiger oder die Beziehung zu unseren Kindern? Ist es wichtiger, noch eine Aufgabe im Büro zu erledigen oder mit unserem Partner (wie versprochen) Freunde zu besuchen?

Abgesehen davon muss man wissen, was einem wichtig ist, um zu verhindern, dass seine kostbare Lebenszeit und Lebensenergie von unwichtigen Themen absorbiert wird. „Keine Zeit heißt: Etwas anderes ist wichtiger“ und wer permanent keine Zeit für die wichtigen Dinge in seinem Leben hat, bürdet sich entweder zu viel auf oder setzt die falschen Prioritäten (Stichwort: „Pareto-Prinzip“ bzw. „ABC-Analyse“) oder hat ein optimierungsfähiges Zeitmanagement (Stichwort: „Eisenhower-Prinzip“).

Wenn wir älter werden, erinnern wir uns besonders an die Momente mit den stärksten Emotionen, z. B. Liebesgeschichten, Freundschaften, die Geburten unserer Kinder, den Tod geliebter Verwandter oder Freunde, aufregende Reisen in ferne Länder, außergewöhnliche (private oder geschäftliche) Leistungen mit der einhergehenden Wertschätzung. Denn das Leben ist kein Ziel, sondern eine Reise – und am Ende wird der Wert unserer Reise nicht durch die Momente bestimmt, in denen wir atmen, sondern durch die Momente, in denen es uns den Atem verschlägt.   

Am 12.06.2005 hielt Apple-Gründer Steve Jobs eine mittlerweile berühmt gewordene Rede vor Absolventen der Stanford-Universität. Jobs hatte gerade eine Krebsbehandlung überstanden und sprach so offen wie nie zuvor in der Öffentlichkeit über sein Leben. Sie können die deutsche und englische Fassung der Rede in einem Mac-History.de-Artikel vom 31.01.2020 unter der Überschrift „Stay hungry, stay foolish“ nachlesen.

Zwei Botschaften des im Oktober 2011 im Alter von nur 56 Jahren verstorbenen Steve Jobs möchte ich an dieser Stelle hervorheben.

  • Zum einen wies Jobs darauf hin, dass sich bestimmte Erlebnisse und Erfahrungen (bedeutende und vermeintlich unbedeutende; auch negativer Natur wie Trennungen, Kündigungen, Krankheiten, Unfälle oder andere Schicksalsschläge) manchmal in einer unerwarteten Richtung zusammenfügen und plötzlich einen Sinn ergeben. Zitat: „Man sieht keine Verbindung zwischen den Punkten, wenn man nach vorn schaut. Man kann sie nur verbinden, wenn man zurückblickt. Man muss sich also einfach darauf verlassen, dass diese einzelnen Punkte sich in der Zukunft irgendwie verbinden werden. Man muss in etwas vertrauen – das Bauchgefühl, Schicksal, Leben, Karma, was auch immer. Dieser Ansatz hat mich nie enttäuscht und er hat mein Leben geprägt.“
  • Zum anderen betonte Jobs, dass man Lebensfreude und positive Energie nur dann dauerhaft empfinden kann, wenn man das, was man tut, liebt und dass es deshalb am Anfang seines Berufslebens sehr wichtig ist, herauszufinden, was man liebt. Zitat: „Manchmal schlägt dich das Leben mit einem Ziegelstein auf den Kopf. Verliere dann nicht den Glauben. Ich bin überzeugt, das Einzige, was mich weitermachen ließ, war, dass ich liebte, was ich tat. Man muss herausfinden, was man liebt. Und das ist genauso wahr für die Arbeit wie für die Geliebten. Die Arbeit wird einen großen Teil eures Lebens ausfüllen. Und der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, ist das Bewusstsein, dass man großartige Arbeit macht. Und der einzige Weg, großartige Arbeit zu machen, ist, dass man liebt, was man tut. Wenn ihr es noch nicht gefunden habt – sucht weiter. Gebt euch nicht zufrieden.“

Wenn man den Augenblick genießen will, muss man seine Aufmerksamkeit auf das „Hier und Jetzt“ konzentrieren (können). Wer ständig der Vergangenheit nachtrauert oder sich um alle möglichen Eventualitäten der Zukunft sorgt, wer erhebliche Teile seiner Lebenszeit auf Social Media-Plattformen, mit Online-Spielen oder dem Konsum von Trash und Klatsch verplempert, wer als wandelnder Beschäftigungstherapeut selbst jede Minute seiner Freizeit mit „Action, Action, Action“ verplant oder wer gleichzeitig mit Familie oder Freunden am Tisch sitzt und in sein Smartphone starrt, lebt nicht im „Hier und Jetzt“. Eckhart Tolle hat 1997 ein Buch unter dem Titel „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart. Ein Leitfaden zum spirituellen Erwachen“ (englischer Titel: „The Power of Now: A Guide to Spiritual Enlightenment“) veröffentlicht, in dem er die Wichtigkeit des bewussten und achtsamen Lebens in der Gegenwart betont und erläutert warum man zu viele Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft vermeiden sollte.

Und natürlich muss man aus seiner individuellen Perspektive auch bereit sein, Verantwortung für sich und seine Handlungen zu übernehmen, wenn man erfülltes Leben leben will, und nicht die Fehler zuerst bei anderen suchen oder bei Kritik sofort eine Rechtfertigungshaltung einnehmen. Das Prinzip der Selbstverantwortung – welches die Verantwortung für die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen beinhaltet – ist eines der wichtigsten Prinzipien bei der Entwicklung seiner eigenen Persönlichkeit. Wir sind ohne Wenn und Aber für uns selbst verantwortlich – und wir können und sollten diese Selbstverantwortung nicht an Gott, Allah, Jahwe, Vishnu, Brahma oder Buddha delegieren bzw. entsorgen.

Wie schließt man einen Blog über die Dinge des Lebens bzw. den Sinn des Lebens möglichst elegant ab? Zitate von klugen Menschen sind immer gut und die folgende, handverlesene Auswahl meiner Lieblingszitate, die mich im Laufe meines Lebens begleitet und mir immer wieder geholfen haben, den richtigen Weg zu finden, wirkt hoffentlich nicht zu profan auf Sie:

  1. „Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“ – Konfuzius (551 bis 479 vor Christus)
  2. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ – Erich Kästner (1899 bis 1974)
  3. „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“ – Aristoteles (384 bis 322 vor Christus)
  4. „Alles wurde schon einmal gesagt, nur noch nicht von allen.“ – Karl Valentin (1882 bis 1948)
  5. „Große Geister sprechen über Ideen, durchschnittliche Geister sprechen über Ereignisse und kleine Geister sprechen über andere Leute.“ – Eleanor Roosevelt (1884 bis 1962)
  6. „Geld regiert die Welt“ bzw. in der englischen Variante: „Money makes the world go round“ – unbekannter Urheber
  7. „Die wichtigsten Dinge im Leben kann man sich nicht kaufen: Liebe, Zeit, Glück, Intelligenz, Gesundheit, Freunde oder Zufriedenheit.“ – unbekannter Urheber
  8. „Behandle andere Menschen so, wie Du selbst von ihnen behandelt werden willst.“ bzw. „Was du nicht willst, dass man Dir tu’, das füg auch keinem andern zu“ – Goldene Regel der praktischen Ethik
  9. „Beziehungen sind Brutkästen für die Persönlichkeit.“ – unbekannter Urheber
  10. „Der Weg zur wahren Liebe ist der gleiche Weg, der Dir zunächst zeigen wird, was wahre Liebe nicht ist“ („The road to true love is the same road that will first show you, what true love is not.“) – unbekannter Urheber

Abschließend möchte ich Ihnen noch einige weiterführende Blogs ans Herz legen, in denen Sie unter anderem erfahren, warum es gut für ihre Persönlichkeitsentwicklung sein kann, wenn Sie schlechten Bedienungen gute Trinkgelder geben oder wenn Sie regelmäßig eingefahrene Trampelpfade der Gewohnheit verlassen und Dinge anders tun, als sie es normalerweise tun, was das Geheimnis glücklicher Kinder ist oder welche „brutalen Wahrheiten“ des Lebens sich die meisten von uns nicht eingestehen möchten:

P.S.: Für Rückmeldungen in Form von konstruktiven Kommentaren bin ich (wie immer) dankbar.