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Roth im Strudel der "Atomopfer" von Fukushima

Grünen-Chefin Claudia Roth verrennt sich mit einem Facebook-Beitrag zur Fukushima-Katastrophe. Am Ende entschuldigt sich das „Team Roth“ Grünen-Chefin Claudia Roth verrennt sich mit einem Facebook-Beitrag zur Fukushima-Katastrophe. Am Ende entschuldigt sich das „Team Roth“
Grünen-Chefin Claudia Roth verrennt sich mit einem Facebook-Beitrag zur Fukushima-Katastrophe. Am Ende entschuldigt sich das „Team Roth“
Quelle: picture alliance / Sven Simon
Zum Fukushima-Jahrestag führte Grünen-Chefin Roth via Facebook die Todesopfer auf die „Atom-Katastrophe“ zurück – obwohl zu Strahlentoten nichts bekannt ist. Daraufhin brach ein Shitstorm aus.

Die Parteivorsitzende der Grünen hat sich durch ein unüberlegtes Posting bei Facebook scharfe Kritik eingehandelt, die sich kaum auf das soziale Online-Netzwerk begrenzen lassen dürfte: Zum Jahrestag des schweren Tsunamis in Japan, der zum einen gut 16.000 Menschenleben forderte und zum anderen die Kernkraftwerke von Fukushima zerstörte, führte Claudia Roth jetzt in einem betont betroffenen Tonfall die Todesopfer unberechtigterweise auf die „Atom-Katastrophe“ zurück.

Seit ihrem Facebook-Eintrag am späten Montagnachmittag liefen bis Dienstagmittag dort weit mehr als 1300 Kommentare ein, fast ausschließlich in scharf kritischen Tonfall. Insbesondere Zynismus, Pietätlosigkeit und die Funktionalisierung von 16.000 Toten für die eigenen politischen Ziele warf man ihr vor.

Tatsache ist, dass bislang von keinem Strahlentoten aufgrund der Kernschmelze etwas bekannt ist. Insgesamt fünf Arbeiter starben bei dem Versuch, den GAU in Grenzen zu halten, beziehungsweise bei den Aufräumarbeiten, alle fünf allerdings an „konventionellen“, strahlungsunabhängigen Todesursachen.

Auch Trittin und „Tagesschau“ blamieren sich

Der sogenannte Shitstorm der Kritik brachte am Montag gegen 22 Uhr eine fällige Entschuldigung – allerdings nicht von Claudia Roth selbst, sondern von einem „Team Roth“.

Der blamable Fehler wird darin mit „der Knappheit des Textes“ begründet, mit einleitenden Worten, die man auch noch getrost als ruppig bezeichnen kann. Der „Fehler“ sei im Übrigen „unbeabsichtigt“ geschehen – ein Hinweis, den nicht alle Kritiker Roths akzeptieren dürften angesichts von anderen Äußerungen anderer prominenter Grüner.

In nur wenig abgemilderter Form hat auch der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, gezeigt, wie verlockend es offenbar für die Grünen ist, heute die vielen Tausend Toten in Japan ohne den geringsten sachlichen Anhaltspunkt mit dem atomaren GAU in Verbindung zu bringen: „19.000 Menschen starben bei Tsunami und Reaktorkatastrophe“, sagte er in einem Interview für die Website der Grünen-Bundespartei (unter Einbeziehung von fast 3000 nach dem Tsunami vermissten Menschen).

Die Angelegenheit wird dadurch nicht weniger peinlich, dass auch der gebührenfinanzierten ARD-„Tagesschau“ ein ähnlicher Fehler unterlief, als es am Montagabend dort hieß, „dabei“ (bei der Reaktorkatastrophe) seien 16.000 Menschen ums Leben gekommen.

Hier der Wortlaut des Postings von Claudia Roth bei Facebook:

„Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2700 gelten immer noch als vermisst. Hunderttausende Menschen leben heute fernab ihrer verstrahlten Heimat. Unsere Gedanken sind heute bei den Opfern und ihren Familien.

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Die Katastrophe von Fukushima hat uns einmal mehr gezeigt, wie unkontrollierbar und tödlich die Hochrisikotechnologie Atom ist. Wir müssen deshalb alles daran setzen, den Atomausstieg in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit so schnell wie möglich umzusetzen und die Energiewende voranzubringen, anstatt sie wie Schwarz-Gelb immer wieder zu hintertreiben. Fukushima mahnt.“

Hier der Wortlaut der Entschuldigung durch das „Team Roth“:

„Nochmal für alle an prominenterer Stelle: Es tut uns leid, dass wir aufgrund der Knappheit des Textes leider den Eindruck erweckt haben, als wären die insgesamt rund 16.000 Tote in Folge des Reaktorunfalls in Fukushima gestorben. Richtig ist natürlich, dass sie in Folge des am 11. März 2011 durch ein schweres Erdbeben ausgelösten Tsunamis gestorben sind, der auch zu den drei Kernschmelzen in Fukushima führte. Wir bitten diesen unbeabsichtigten Fehler zu entschuldigen.“

Hier der Wortlaut des Beitrags der ARD-„Tagesschau“:

„Japan gedenkt heute der Opfer der verheerenden Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vor zwei Jahren. Ein Erdbeben der Stärke neun hatte damals den Nordosten des Landes erschüttert und eine bis zu 20 Meter hohe Tsunamiwelle ausgelöst. In der Folge kam es zu einem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Fukushima. Dabei kamen ungefähr 16.000 Menschen ums Leben. Tausende gelten immer noch als vermisst.“

Von einer Entschuldigung Trittins für sein Interview ist noch nichts bekannt geworden.

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