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Die Mädchen mögen Nathan, doch er erlebt eine schwere Zeit.

© Abbildung: Quentin Zuttion/Splitter Verlag

Comic über trans Teenie: Die doppelte Pubertät

"Nennt mich Nathan" von Catherine Castro und Quentin Zuttion ist ein einfühlsamer Comic über einen trans Jugendlichen.

Mit den Brüsten wächst die Verzweiflung. Und dann kommen auch noch die ersten Monatsblutungen. Die Pubertät ist der Horror für Lila, viel schlimmer als für die Mädchen in ihrer Klasse, denn Lila ist kein Mädchen und Lila will sie auch nicht länger heißen. „Nennt mich Nathan“ ist der Wunsch der Hauptfigur und der Titel des Comics von Catherine Castro (Text) und Quentin Zuttion (Zeichnungen), der im vergangenen Jahr in Frankreich und jetzt auf Deutsch erschienen ist.

Einfühlsam und mit prägnanten Zeichnungen, die im Aquarellstil koloriert sind, erzählt das Duo die Coming-of-Age-Geschichte von Nathan und seiner doppelten Pubertät. Denn nachdem er selbst verstanden hat, dass er transsexuell ist, wünscht er sich eine Transition – also die Angleichung seines Körpers an sein Geschlecht. Doch der Weg zur ersten Testosteronspritze ist lang. Erst mal muss Nathans Familie verstehen, was mit ihm los ist. Vor allem die Mutter möchte es zunächst nicht wahrhaben und der kleine Bruder, zu dem Nathan ein inniges Verhältnis hat, ist völlig überfordert.

Nathan erfährt aber auch Unterstützung, etwa in der Schule, wo der Sportlehrer ihn selbstverständlich in der Jungsgruppe mitturnen lässt. Später steht die Familie ebenfalls hinter ihm. Castro und Zuttion legen Wert darauf, ihren Helden nicht als bemitleidenswerte Kreatur zu zeigen, sondern als selbstbewusste Person, die genau weiß, was sie will. Die Brüste loswerden zum Beispiel.

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Eine Doppelseite illustriert die OP, über deren Narben Nathan am Ende sagen wird, dass sie seine Kriegsverletzungen seien: „Ich habe diesen verdammten Krieg gewonnen.“ Das mag drastisch klingen, doch es vermittelt, wie existenziell sein Kampf ist – und wie körperlich. Dass er bei alldem in der Liebe und beim Sex keine negativen Erfahrungen macht, ist ein großes Plus des Bandes, der eine ermutigende Lektüre für trans Teenager und ihre Familien sein kann.

- Catherine Castro & Quentin Zuttion: Nennt mich Nathan. Aus dem Französischen von Tanja Krämling, Splitter Verlag, 142 Seiten, 22 Euro

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