Corona in Afrika:Ein langer, zäher Kampf

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Wer das Geld hat, bekommt die Impfstoffe, so lief es bisher. Das soll sich nun ändern, Deutschland und die EU wollen in Afrika Impfstofffabriken bauen. Nun müssen auch die einzelnen Regierungen mithelfen.

Von Bernd Dörries

Als Deutschland vor vier Jahren die Initiative Compact with Africa gegründet hat, legte man großen Wert auf das Wort in der Mitte. Man wollte zusammen für den Kontinent arbeiten, auf Augenhöhe. Was solche Bekenntnisse wert sind, wenn die Sonntagsreden verstummen, hat man in der Pandemie gemerkt, jeder denkt zuerst an sich. Während das Leben in London und Berlin sich langsam wieder normalisiert, sieht Afrika weitgehend schutzlos der nächsten Welle entgegen, die wohl wieder schlimmer wird als die zuvor. Nur zwei Prozent der Bevölkerung des Kontinents sind vollständig geimpft, in Deutschland sind es 60 Prozent.

Wer das Geld hat, bekommt die Impfstoffe, so lief es bisher - trotz aller Bekundungen, auch an die ärmeren Staaten zu denken. Das soll sich nun ändern, Deutschland und die EU wollen in Afrika Impfstofffabriken bauen, Hersteller wie Biontech planen große Investitionen. Man hat lange gebraucht für diesen Schritt, der schon aus Eigeninteresse wichtig ist: Nur wenn Corona überall bekämpft wird, besteht die Chance, den Erreger unter Kontrolle zu bekommen, nur dann sinkt die Gefahr, dass noch gefährlichere Mutanten entstehen. Nun muss auch Afrika mitmachen, nicht alle Regierungen haben bisher alles getan, um möglichst viele Menschen zu impfen. In Südafrika haben mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in einer Umfrage angegeben, sich womöglich nicht impfen lassen zu wollen. Statt sie zu überzeugen, hat der Gesundheitsminister das für Öffentlichkeitsarbeit vorgesehene Budget in die eigene Tasche abgezweigt und seinem Sohn einen Friseursalon spendiert.

In anderen Ländern fragen sich die Menschen, warum sie sich gegen etwas impfen lassen sollen, das in ihrer unmittelbaren Umgebung keinen großen Schaden angerichtet hat. Teile des Kontinents sind bisher einigermaßen glimpflich davongekommen. Das muss nicht so bleiben, in vielen Regionen gehen die Infektionszahlen kaum zurück, steigen die Todeszahlen. Es wird noch ein langer Kampf gegen Corona in Afrika.

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