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Gunnar Schupelius – Mein Ärger

Tegel zu schließen war ein historischer Fehler

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Die Corona-Krise täuscht darüber hinweg, wie wichtig die Flughäfen für Berlin sind. Wirtschaft und Arbeitsplätze hängen vom Flugverkehr ab. Der BER reicht in Zukunft nicht aus. Diese Tatsache wird vom Senat ignoriert, meint Gunnar Schupelius.

Der Flughafen Tegel wurde am Sonntag geschlossen. Sehr viele Berliner bedauern diese Entscheidung. Die Mehrheit (56,1 Prozent) votierte in einem Volksentscheid am 24. September 2017 gegen die Schließung. Der Senat ignorierte das Votum. Der Groll über diese Ignoranz sitzt tief.

Aber es soll hier nicht um Gefühle gehen, sondern um die Frage, ob man auf Tegel verzichten kann. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

Nehmen wird das Jahr 2019, denn 2020 ist von der Corona-Krise überschattet. 2019 zählten Tegel und Schönefeld 35,6 Millionen Fluggäste, auf Tegel entfielen 24,3 Millionen. Zum Vergleich: Der neue Flughafen BER wurde für 27 Millionen Fluggäste pro Jahr geplant, zusammen mit einem Zusatzterminal und Schönefeld-alt kann er 40 Millionen Fluggäste bewältigen.

Diese Fluggastzahl würde im Jahr 2023 erreicht werden, so berechnete es die Flughafengesellschaft. Dann wäre der BER überfüllt. Durch die Corona-Krise verschiebt sich dieser Termin. Man rechnet nun damit, dass der BER erst 2026 an seine Grenzen stößt.

Die Flughafengesellschaft behauptet, man könne weitere Terminals bauen. Das mag sein, aber das wird nichts nutzen, denn der BER verfügt über nur zwei Landebahnen, die Zahl der Flugbewegungen wird dadurch begrenzt. Für eine dritte Landebahn gibt es keine Genehmigung.


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Tegel wird also in Zukunft gebraucht. Man könnte den Flughafen eingeschränkt betreiben, mit längeren Ruhezeiten in der Nacht und am Wochenende, um die Lärmbelastung zu senken. So ist es in London am City-Airport geregelt.

Die Corona-Krise und die damit zusammenhängende Leere am Himmel täuschen darüber hinweg, wie wichtig der Flugverkehr für Berlin ist. Diese Stadt muss Firmen anwerben, die hier Arbeit schaffen, sie braucht den Tourismus wie die Luft zum Atmen. Touristen und Geschäftsreisende kommen mit dem Flugzeug.

Alle, wirklich alle Wirtschaftsverbände haben sich für Tegel ausgesprochen. Der Flughafen wurde dennoch geschlossen. Damit wurde eine hervorragende bestehende Infrastruktur mutwillig zerstört.

Es gibt keine Hauptstadt in den großen Ländern dieser Welt, die nur einen Flughafen hat. Alle großen Städte brauchen, haben oder sehnen sich nach einem City-Airport. Berlin hatte ihn und gab ihn preis, aus einer Reihe von Begründungen heraus, die keinen Bestand haben.

Es war ein historischer Fehler, Tegel zu schließen, historisch deshalb, weil wir erst in Zukunft den Nachteil dieser Entscheidung spüren werden.

Die Flugverbindungen entscheiden über den industriellen Erfolg oder Misserfolg eines Landes. Tegel zu schließen war eine unverantwortliche Entscheidung, die sich bitter rächen wird.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de.

Themen: Aktuell Tegel-Aus und BER-Start
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