Deutsche Kälte- und Klima­tagung 2022 in Magdeburg

Wieder eine „normale“ Tagung – ohne Corona-Einschränkungen

In entspannter Atmosphäre trafen sich die DKV-Mitglieder vom 16. bis 18. November 2022 bereits zum dritten Mal in Magdeburg. Der Tagungsort war eigentlich schon für 2020 geplant. Da die Tagung 2020 jedoch ­aufgrund der Corona-Pandemie nur online stattfinden konnte und die ­Tagung in ­Dresden 2021 schon fest gebucht war, kam man für 2022 wieder auf ­Magdeburg zurück. Insgesamt kamen 530 Teilnehmer in die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, darunter 49 Gäste aus dem europäischen Ausland und den USA.

Wie schon seit vielen Jahren üblich starteten die ersten Vorträge bereits am Mittwochnachmittag bei der Studierendenveranstaltung „Von Studierenden für Studierende“. Geleitet wurde diese mit 114 Zuhörern gut besuchte Veranstaltung im vergangenen Jahr erstmals von Robin Pohler (IKET GmbH) und Valentin Falk von der Hochschule Ruhr West, Campus Bottrop. Das Spektrum der insgesamt elf Vorträge von neun verschiedenen Hochschulen reichte von Kryotechnik bis zur Hochtemperatur-Wärmepumpe. Wie auch im Vorjahr lieferten die jungen Wissenschaftler sehr gute Referate, deren Qualität allgemein gelobt wurde.

Die Preisträger aus dieser Veranstaltung wurden gleich am Abend während der Mitgliederversammlung vorgestellt. Da die Bewertungen so dicht beieinander lagen, wurde der zweite und der dritte Platz doppelt vergeben. Die fünf Preisträger sind:

1. Fabian Lange (HTW Dresden)

2. Helena Käppeler (Universität Stuttgart)

2. Hannes Trumpf (Universität Dresden)

3. Yajarupika Kirupananthan (Leibniz Universität Hannover)

3. Matthias Mair (Karlsruher Institut für Technologie – KIT).

 

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung am Mittwochabend war mit 80 Teilnehmern (61 Stimmberechtigte) etwas besser besucht als die Versammlung im Jahr zuvor. Neben den üblichen formalen Tagesordnungspunkten (Jahresbericht 2021, Berichte der Obleute aus den Arbeitsabteilungen und den Bezirksvereinen, Kassenbericht und Entlastung des Vorstands) standen für vier Positionen im Vorstand Wahlen an. Gewählt wurden:

Robert Baust (Obmann AA III)

Dr. Marek Miara (Obmann AA IV)

Peter Eßlinger (Schatzmeister)

Andreas Binder (Sprecher der
Bezirksvereine)

Ferner wurden das Budget für 2023 und umfangreiche Satzungsänderungen vorgestellt. Neben Anpassungen der Satzung an Änderungen im Vereinsrecht und der Einführung einer Möglichkeit für Online-Versammlungen passte der DKV bei dieser Gelegenheit auch zahlreiche redaktionelle Punkte in der Satzung an. Letztlich wurden alle Satzungsänderungen bei lediglich einer Enthaltung einstimmig verabschiedet.

Der Tagungsordnungspunkt „Branchen­informationen“ wurde 2022 zum vierten Mal angeboten und erstmals von Dr. Miara vorgestellt. Zum Ende der gut zweistündigen Versammlung gab der Vorsitzende Dr. Holger Neumann eine Übersicht zu den anstehenden Ehrungen, die dann am nächsten Tag während der Eröffnungssitzung vorgenommen wurden.

 

Eröffnungssitzung und Festvorträge

Am Donnerstagmorgen wurden auch die DKV-Nach­wuchspreise und -Studienpreise vergeben:

Dr. Riley Barta erhielt einen DKV-Nachwuchspreis für seine Dissertation an der Purdue-University, Indiana, USA, zu „Experimental and Numerical Analysis of Performance Enhancements to a Multi-Stage Two-Evaporator Trans­critical Carbon Di­oxid Refrigeration Cycle“. Ein weiterer Nachwuchs­preis ging an Christian Vering für seine Arbeiten auf dem Gebiet der „Auslegung und Bewertung von Wärmepumpensystemen mit natürlichen Kältemitteln für Bestandsgebäude in Theorie und Praxis“. Die KKA hatte in der Ausgabe 02/2022 einen Beitrag von ihm zum Thema „Optimierte Regelung von Wärmepumpensystemen“ veröffentlicht.

DKV-Studienpreise gingen an

Tarek Deeb (Leibniz Universität, Institut für Mehrphasenprozesse) für seine Masterarbeit „Kryokonservierung von dendritischen Zellen“,

Carina Knieps (RWTH Aachen, E.ON Energy Research Center) für ihre Bachelorarbeit „Entwicklung und Validierung von dynamischen datengetriebenen Modellen für Mehrgrößenregler von Kältekreisen“ und

Hannes Trumpf (Technische Universität Dresden, BITZER Professur für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik) für seine Diplomarbeit zum Thema „Indus­trielle Hoch­temperatur-Wärmepumpe mit natürlichen Kältemitteln – Leistungsbewertung und Konstruktionsverbesserung“.

Die sich daran anschließenden, traditionellen Festvorträge wurden bei der Tagung 2022 ausschließlich aus den eigenen Reihen gestaltet. Im ersten Vortrag referierten Dr. Rainer M. Jakobs, DMJ Beratung, Breuberg, und Prof. Dr. Ingwer Ebinger, HAW Hamburg, über die 75jährige Geschichte des DKV, die eng mit der Gesamtentwicklung der Branche verbunden ist. In dem hoch interessanten Vortrag, der Geschichte und Geschichten „von innen und von außen“ betrachtete, widmete sich Dr. Jakobs im ersten Teil hauptsächlich der Zeit 1947 bis 1990, während sich Prof. Ebinger im zweiten Teil den Jahren nach 1990 bis heute zuwandte. Für unser Handwerk besonders wichtig waren Strukturänderungen in den 1960er Jahren, in denen die ersten Fachbetriebe gegründet wurden. „Werksmonteure, Techniker und Ingenieure wurden selbständig und gründeten freie Kältefachbetriebe, die Kleinkälte ist nicht mehr im Fokus der ,Großen`“, so Jakobs.

Im zweiten Festvortrag nach der Kaffeepause ging es um das Thema „Netto-Null – Was geht uns das an?“, das die DKV-Mitglieder Lambert Kuijpers, Jörn Schwarz und Prof. Dr. Ullrich Hesse gemeinsam beleuchteten:

Der sehr spannende Vortrag begann mit einem Blick 50 Jahre zurück auf das Jahr 1972, als das Buch „Grenzen des Wachstums“ gerade erschienen war. Damals bezweifelte man die Genauigkeit der Computermodelle und Prognosen dieser Studie des „Club of Rome“. Aus heutiger Sicht betrachtet waren die Voraussagen zum CO2-Gehalt der Atmosphäre erschreckend genau. Betrachtet man zudem die aktuellen politischen Entwicklungen (Migration, Verteilungskampf um Nahrungsmittel, Konfrontationen verschiedener Machtblöcke usw.), so geben die damals prognostizierten Verläufe von Industriewachstum, Bevölkerung und Nahrungsmittelressourcen keinen Grund für Optimismus.

Im weiteren Verlauf des Vortrags ging es zunächst um die Definition des Begriffs „Netto-Null“. Dieser Zustand ist erreicht, wenn genau die gleiche Menge an Treibhausgasen (THG), die in der Atmosphäre freigesetzt werden, auch wieder durch ­natürliche oder künstliche Prozesse aus der Atmosphäre entfernt wird. Ziel sollte es sein, eine Gleichgewichtstemperatur zu erreichen, die nicht mehr als 1,5 °C über dem langjährigen Mittelwert vor der ­Industrialisierung liegt. Für die globale ­Mitteltemperatur ist jedoch ganz entscheidend, wann der ­Netto-Null-Zustand erreicht wird und welche Menge an Treibhausgasen bis zu diesem Zeitpunkt emittiert wurden.

Gemäß den aktuellen Zielen muss Netto-Null bis 2050 erreicht werden. Dabei gilt 2030 als wichtiger Meilenstein, da bis dahin die Treibhausgasemissionen um 45 % vermindert werden sollten – schafft man das nicht, müssen die Emissionen später stärker reduziert werden. Aktuelle Auswertungen zeigen jedoch eher eine Zunahme anstatt einer Minderung der Emissionen und des Primärenergieverbrauchs.

Im Kälte-Klima-Sektor geht man von einem nicht geringen Zuwachs aus, der zum Erreichen von Netto-Null über erneuerbare Energiequellen gedeckt werden muss. Unsere Branche hat aber auch erhebliches Potenzial bei der Lösung des Treibhausgasproblems zu bieten. Werden Wärmepumpen mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben, können sie fossile Brennstoffe ersetzen. Allerdings ist dazu ein erheblicher Ausbau der erneuerbaren Stromgewinnung vonnöten.

Laut DKV sollen die Inhalte dieses Vortrags und weiteres Material demnächst in einem DKV-Statusbericht veröffentlicht werden.

 

Vortragsprogramm

Die insgesamt 114 Fachvorträge, die wie üblich in fünf Arbeitsabteilungen gegliedert parallel stattfanden, umfassten das ganze Spektrum der Kälte-, Klima-, Kryo- und Wärmepumpentechnik. Die Vorträge waren in der Regel gut besucht und boten einen guten Überblick zum aktuellen Stand der Technik.

Aus Anlass des 75jährigen Jubiläums des DKV gab es in jeder Arbeitsabteilung einen historischen Vortrag, der im Programm farblich hervorgehoben war:

„75 Jahre Kryotechnik“ von Lutz Decker und Hans Quack

„Kältetechnische Meilensteine im Supermarkt“ von Bernd Heinbokel

„Die Umweltrelevanz historischer (und heutiger) Kältemittel“ von Jörn Schwarz

„Geschichte der lamellierten Wärmeübertrager-Hersteller in Deutschland“ von ­Roland Handschuh

„Rückblick zur Wärmepumpenentwicklung“ von Rainer Jakobs

Bei der bereits erwähnten Fülle an Vorträgen ist es leider nicht bzw. nur völlig unzureichend möglich, hier über alle Inhalte zu berichten. Bereits in dieser Ausgabe, aber auch in den kommenden Ausgaben der KKA werden jedoch ausgewählte, für den Praktiker besonders interessante Vorträge ausführlich als Fachbeiträge veröffentlicht.

 

Fazit

Das Programm bot einen bunten Strauß an aktuellen und interessanten Informationen. Wie gewohnt war das Niveau der Vorträge im Allgemeinen recht hoch. Bei einer solchen Vortragsfülle ist es allerdings auch kaum zu vermeiden, dass es gelegentlich durch eine Erkrankung des Referenten zu Ausfällen kommt. Diese konnten jedoch fast alle kompensiert werden.

Freuen wir uns also auf die nächste Tagung, die vom 22.-24.11.2023 in Hannover stattfinden wird.

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