Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zeugen-

zeugen-

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in jüngeren nominalen zss. mit zeuge: 1) von beschränkter geltung, meist mit der bedeutung glaubenszeuge, -bekenner (zeuge II 5 a), wie:
zeugenbekenntnis f.:
W. F. Besser bibelstund. 3, 479;
zeugenbild n.:
Luther 18, 74 W.;
zeugenblut n.:
S. Artomedes christl. ausleg. (1609) 1, 510; J. A. Cramer s. ged. 3, 289; Gerok pfingstros.⁸ 254;
zeugengabe f.:
gesangb. d. brüdergem. 1124; Zinzendorf amerik. red. 2, 15;
zeugengeist m.:
Zinzendorf Jerem. 69; J. Risler Spangenberg 390. —
zeugenglück n.:
gesangb. d. brüdergem. (anh.) 1455. —
zeugenheer n.:
Zinzendorf in Knapp liederschatz⁴ 586ᵃ; J. A. Cramer s. ged. 3, 327; zu zeuge II 2: Rückert w. 10, 570. —
zeugenleitung f.:
z. zeugenverhör Schwan n. dict. 2, 1103ᵃ. —
zeugenmut m.:
gesangb. d. brüdergem. (anh.) 1375; Gerok eins. gänge²² 296. —
zeugenperson f.,
alt für zeuge: M. Pegius de jure emphyt. (1559) 7ᵃ; H. Fischer 6, 1169. —
zeugenschar f.:
Zinzendorf in Knapp liederschatz⁴ 528ᵃ; Schenkendorf ged. 83. —
zeugensinn m.:
Zinzendorf n. theol. bedenk. 96; D. Cranz brüderhist. 151. —
zeugentod m.,
martyrium: L. Hofacker pred. (1852) 880. —
zeugentrieb m.:
Zinzendorf n. theol. bedenk. 74; gesangb. d. brüdergem. (anh.) 1641. —
zeugentum n.:
W. F. Besser bibelstund. 3, 292. —
zeugenvolk n.:
gesangb. d. brüdergem. 1059. —
zeugenwolke f.,
dichter. für -schar: Zinzendorf in Knapp liederschatz⁴ 520ᵃ; kl. schr. 5. —2) von allgemeiner geltung oder besonderem werth, wo in fällen wie zeugenschaft das persönliche zeugen- den abstracten ausdruck zeug- verdrängt:
zeugenaussage f.:
(er soll die) z. ... mit gantzem fleisz schreiben Ayrer proc. jur. (1600) 340; Moscherosch gesichte (1650) 1, 82; Wächtler 338; Thomasius gedank. u. erinn. 1, 6; Nicolai literaturbr. 8, 299; allg. d. bibl. anh. zu 25/36, 299; Hegel w. 17, 438; falsche z.: D. Fr. Strausz ges. schr. 3, 274; wie viel hängt bei solchen processen von den z-n ab Hebbel II 3, 261 W.; mit hilfe dieser verspäteten z. ... tritt unsere verhandlung in eine neue phase ein Fontane I 1, 134; die gerichtlichen z-n hdwb. d. staatswiss.² 3, 47. —
zeugenbank f.,
bank, auf der die zeugen platz nehmen: Holtei erz. schr. 3, 234; übertr.: mit ausnahme der theologen sitzt die ganze menschheit und ihre geschichte auf der z. Kürnberger siegelringe 391. —
zeugenbeweis m.,
beweis durch zeugnis, zeugenaussage: gottesurtheile, die bei den deutschen völkern zuweilen statt des z-es ... gebräuchlich waren Schlosser weltgesch. 5, 435; urkunden ... verstärkten den z. oder vertraten dessen stelle rechtsalt.⁴ 2, 495; W. Jordan Ilias 412. —
zeugendung
s. zeugeendung. —
zeugeneid zeugen-eid m., n.,
eid des zeugen: die zeugen mit gewoͤniglichem z. beladen werden J. Vetter pract. (1581) 201; Nigrinus zäuber. 367; Ayrer proc. jur. 184; Stieler 364; das gewoͤhnliche z. zu beschweren A. v. Schönberg berginform. 1, 225; vor gerichte einen z. ablegen Chr. Wolff ged. v. d. mensch. thun 46; Thomasius ged. u. erinn. 2, 78; Frisch 2, 473ᵃ; Campe 5, 856ᵇ; Savigny gesch. d. röm. rechts 2, 140; z-e schwören: Fr. L. Jahn w. 1, 217 E.; den z. leisten v. Alten hdb. f. heer u. flotte 3, 295. —
zeugenführer m.,
wer zum beweise seiner sache zeugen aufführt (s. zeuge II 2 a), alt zeug-: Phil. König procesz (1541) 94ᵃ; producent oder z. ordn. d. st. Breslau (1578) 46; so ... die kuntschaffter und zeügen uszwendig der statt Wormbs gerichtszwanck wonhafftig sind, so soll derselb zeügenfuͤrer dieselben zeügen zuͦ verhoͤren an der gezeügen ordenlichen richter fürderung oder compaszbriefe bitten d. st. Worms reformat. (1513) 5ᵃ; Bresl. gerichtsordn. 1591 s. 58; Olmütz. gerichtsordn. 48 Fischer; verordn. d. Hadeler landgerichts 1, tit. 6; Schottel haubtspr. 84; S. Span spec. jur. metallici (1698) 399; producent, ein z. Spanutius 385; remissio obsequii: denenjenigen, so in des z-s pflicht stehen, wird diese zu erstattung des zeugnisses erlassen Haym jur. 1344; Adelung² 4, 1699; Campe 5, 856ᵇ; bes. H. Fischer 6, 1169; auch -führung, f.: Span spec. jur. metall. 399. —
zeugengebühr n.,
geldentschädigung an den zeugen für seine zeit- und geschäftsversäumnis: dorf- u. landrecht (1719) 363; Eug. Richter jugenderinn. 41; hdwb. d. staatswiss.² 2, 992. —
zeugenlos adj.,
ohne zeugen, unter vier augen: um der fürstin einen z-en, freien augenblick zuzuwenden Jean Paul 15/18, 427 H.; z-e ... worte (wechseln) Gaudy s. w. 18, 54; ein paar worte z. mit R. wechseln Fr. v. Heyden br. ein. flüchtlings 3, 58; Campe 5, 856ᵇ. —
zeugenrolle f.,
gleich -rotel: Stieler 1501; Sperander 601ᵇ; Campe.
zeugenrotel m.,
rotulus testium, niederschrift der zeugenaussage: Ayrer proc. jur. 332 (n.); allg. d. bibl. 27, 75; Adelung² 4, 1699; Jean Paul 6, 38; 7/10, 13 H.
zeugensage f.,
alt für -aussage: H. Sachs 15, 283 G.; J. Vetter pract. (1581) 286; Kirchhof wendunm. 2, 326 Ö.; mil. disc. 224; Hulsius-Rav. 430ᵃ; H. Fischer 6, 1169. —
zeugenschaft f.,
zeugnis, zeugenaussage; aus älterem zeug-; hat sich aus dem weiteren geltungsbereich seines vorgängers (s.zeug-) mehr auf das sprachlich beharrsame Österreich zurückgezogen: Chr. v. Scheyb Theres. (1746) D 3ᵃ; z. ... ertheilen (1780) österr. weisth. 9, 530; Fr. Halm w. 9, 135; Nestroy ges. w. 6, 50; z. aufführen: allg. d. bibl. 36, 232; z. ablegen: Holtei erz. schr. 3, 196; v. Alten hdb. f. heer u. flotte 1, 225; alles ..., ohne wahl, wurde zur z. ... zugelassen Wekhrlin graue ungeheuer (1784) 1, 181; Immermann 13, 214 H.; Hebbel 10, 295 W.; Gutzkow ges. w. 2, 33; Rosegger schr. 1, 81; pietistischer sinn: Zinzendorf letzt. red. 97; teutsche ged. 355; -ei- n. schausp. (1771) 10, 58; K. v. Sternberg ausgew. w. 46; der Ostdeutsche Gottsched beob. 436 lehnt das wort natürlich ab.
zeugentabak m.,
tabakspflanze mit dicken und groszen blättern: Adelung² 4, 1699; ableitung unklar, Campe 5, 856ᵇ vermutet zeugtabak als richtige form.
zeugenunterschrift f.:
Jac. Grimm kl. schr. 2, 353. —
zeugenverhör n.:
Ayrer proc. jur. (1600) vorw. 1ᵃ; zeugens- 184; Kramer teutsch-it. 1, 709ᶜ; 2, 1448ᶜ; Thomasius ged. u. erinn. 2, 39; v. Fleming sold. 171; Gottsched beob. 108; Frisch 2, 473ᵃ; Göthe 38, 265 W.; Adelung² 4, 1699; Campe 5, 856ᵇ; rechtsalt.⁴ 1, 91; D. Fr. Strausz ges. w. 5, 368; Mommsen röm. staatsr. 1, 288; ein z. anstellen: W. Hauff s. w. 1, 270; plur.: die zeüginverhör Kepler op. 8, 1, 369; Holtei erz. schr. 3, 161; dazu inf. -verhören, n.: Rabener w. 3, 89; -verhörer, m.: Ayrer proc. jur. 157; H. Fischer 6, 1170; -verhörung, f.: Kepler op. 8, 1, 423. —
zeugenvernehmung f.:
W. v. Polenz Grabenhäg. 2, 165; allg. gebräuchlich.
zeugenwort n.:
J. D. Gries Ariosts ras. Rol. 3, 294; Immermann 13, 165 B.; wort eines glaubenszeugen: W. F. Besser bibelst. 3, 292; Gerok eins. gänge²⁰ 306. —
zeugenzucht f.,
das heranziehen von zeugen: qui furtivam rem, quod zauganzuht dicunt, super furem comprobare non quiverit, furtivo conponat more Neuchinger decret von 772 in der lex Bajuvar. 466 Merkel; s. hierzu unter zeuge einl.; vgl. Frisch 2, 473ᵃ; und: welcher iemand diebstal bezichtigt und selbiges durch z., wie mans nennt, nicht beweisen kan, der soll buͤszen, als ob er diebstall begangen hett P. Weber bayr. gesch. (1604) 335; vom mundiburdium zeigt das baj. gesetz die erste spur, ebenso von der z. Zschokke s. ausgew. schr. 29, 110.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. XV (1956), Sp. 853, Z. 67.

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„zeugenperson“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zeugenperson>.

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