Hauptmann Cortis versammelt nur die verwegensten und schlagkräftigsten Krieger des Kaisers in seiner Spezialeinheit. Als das römische Reich sich bereits über die ganze entdeckte Welt erstreckt sollen nun er und seine Männer die Fremde erkunden und das Imperium jenseits der ihm bekannten Grenzen ausweiten. Trotz ihrer Kampferfahrung, trotz ihres festen Glaubens an das Imperium und trotz ihres ausgeprägten Selbstbewusstseins soll diese Expedition die Männer jedoch nicht nur an die Grenzen ihres Verstandes führen, sondern auch darüber hinaus.

Es gibt vieles, das auf den ersten Blick stark und sympathisch an „Für das Imperium“ ist. Die sorgsam ausgeprägten Persönlichkeiten etwa. Oder Vivès unverkennbarer und doch von Werk zu Werk so abwechslungsreicher, fließender Stil. Als unterhaltsame Abenteuer-Geschichte wissen die ehemals insgesamt drei Alben auch durchaus zu gefallen, endgültig entscheiden konnten er und Autor Merwan sich aber offenbar nicht für eine inhaltliche Richtung. Aufkeimende Selbstzweifel an kriegerischem Treiben und imperialem Expansionswahn bleiben auch nur bei diesen schwachen Funken, vermeintlich starke Amazonen-Kriegerinnen, die den Machos endlich die Stirn bieten bleiben am Ende dann aber doch charakterlich kaum ausgearbeitete Projektionsflächen für männliche Dominanzfantasien. Da hat Vivès im Alleingang schon deutlich mehr Fingerspitzengefühl bewiesen. Versucht man sich nun konsequent auf ein archaisches, überzeichnetes Abenteuer in „Metal Hurlant“-Tradition einzustellen, wundert man sich über kryptische Handlungs- und Perspektivwechsel im Finale oder über philosophische Grundsatzfragen bei der Entdeckung von Schätzen einer vergangenen Zivilisation.

Für das Imperium“ ist nicht wirklich historisch und nicht wirklich Fantastik, kein pathetischer Action-Klotz im 300-Stil und kein Antikriegsdrama. Man merkt dem Buch seine aufrichtigen Bemühungen an, all das und eine gesunde Mischung aus alledem sein zu wollen. Aber es wird auch deutlich, dass man diesen hohen Ambitionen nicht gerecht werden konnte. Als toll präsentierte, durch seine Stilmischung auch abwechslungsreiche und unorthodoxe Abenteuerunterhaltung taugt das „A-Team“ des alten Roms aber allemal.


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FÜR DAS IMPERIUM, Autor: Merwan, Künstler: Bastien Vivès, 184 Seiten, Hardcover, 39,00 Euro, Erschienen bei REPRODUKT