Kernfusion: CDU und CSU fordern Bau von zwei Fusionskraftwerken

CDU und CSU wollen die Regierung dazu bringen, die Kernfusionstechnik voranzubringen. Dazu sollten zwei Kraftwerke mit konkurrierenden Techniken gebaut werden.

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Der Torus von Wendelstein X-7 ohne Außenhülle.

(Bild: Max-Planck-Institut für Plasmaphysik)

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Die CDU/CSU Bundestagsfraktion will erreichen, dass die Forschung zur Kernfusion in Deutschland schnell vorangebracht wird. In einem Antrag für den Bundestag, der heise online vorliegt, fordert sie die Bundesregierung auf, ein klares Bekenntnis zur Fusionsenergie abzugeben. Außerdem solle sie "zwei Fusionsreaktoren mit konkurrierender Technik in Deutschland beauftragen" und den zuständigen Bundestags-Ausschüssen einen Vorschlag für eine "innovationsfreundliche Regulierung der Fusionstechnologie" vorlegen.

Auch über das Ziel der Klimaneutralität hinaus, die laut Klimaschutzgesetz 2045 erreicht sein soll, werde es auf Innovationen ankommen, mit denen der steigende Bedarf gedeckt, Deutschland weniger abhängig wird und zu international wettbewerbsfähigen Preisen Strom erzeugen kann. Dabei sei absehbar, "dass mindestens ein Drittel des deutschen Energiebedarfes durch Importe gedeckt werden muss und bis zum Jahr 2045 nur zwei Drittel des deutschen Energiebedarfes durch heimische erneuerbare Energien gedeckt werden könnten".

Hier könne die Fusionsenergie zum "Gamechanger" werden, meinen CDU und CSU. Während sich die bisherige Fusionsforschung in Deutschland wie im Versuchsreaktor Wendelstein 7-X und international im Projekt ITER auf Verfahren des magnetischen Einschlusses konzentriere, sei auf dem Gebiet der laserinduzierten Trägheitsfusion ein wichtiger Durchbruch erzielt worden. Dabei bezieht sich die Fraktion auf eine Nachricht aus dem Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL). Am dortigen Forschungszentrum ist es Ende vorigen Jahres einem Team in einem Laser-Fusionsexperiment gelungen, mehr Energie zu gewinnen, als zuvor hineingesteckt wurde.

Für die Unionsparteien heißt das, die Laserträgheitsfusion eröffne eine neue "Technologieentwicklungsroute", insbesondere in der Photonik, und in der sei Deutschland weltweit führend. Auch in Deutschland seien rund um die Fusionsforschung mehrere kommerzielle Unternehmen gegründet worden, die Arbeitsweise von Start-ups werde die Entwicklung beschleunigt, die Nutzbarkeit von Fusionsenergie rücke näher.

Bestrebungen in den USA, aber auch in China, Südkorea, Japan und Großbritannien zeigten, dass inzwischen mehr Wagniskapital in Fusionstechnologie fließe. "Wenn Deutschland nicht handelt, besteht die Gefahr, dass hier eine weitere Technologie-Entwicklung ohne deutsche Beteiligung einsetzt", befürchten CDU und CSU. Daher will die Fraktion mit diesem Antrag eine breite öffentliche Debatte über die Chancen der Kernfusion initiieren.

Herkömmliche Mechanismen wie Fördermittel und Kooperationsverträge seien nicht ungeeignet, um eine solch disruptive Technologie zur Marktreife zu bringen, meint die Fraktion. Stattdessen sollte "das international erfolgreiche Instrument der vorkommerziellen Beschaffung mit Meilenstein-Wettbewerben angewendet werden", heißt es in dem Antrag. "Auf diese Weise ist SpaceX groß geworden und auf die gleiche Weise entstehen auch gerade die ersten deutschen Launcher."

Angesichts des Forschungsdurchbruchs am LLNL hatte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger eine Expertenkommission mit einer Einschätzung der Lage der Kernfusionsforschung beauftragt. Das Team aus sechs Experten und einer Expertin unter anderem der Plasmaphysik kam zu dem Schluss, dass die lasergetriebene Trägheitsfusion momentan die meisten Vorteile biete. Mit einem Fusions-Demonstrationskraftwerk sei etwa 2045 zu rechnen. Deutschland biete auf Gebieten wie der Lasertechnik Know-how auf, das es in der weiteren Forschung schwergewichtig einbringen könne. Die Ministerin kommentierte das Memorandum unter anderem mit den Worten, die Forschungsförderung müsse noch zielgenauer ausgerichtet werden.

ITER: Der Kernfusions-Versuchsreaktor in Frankreich (91 Bilder)

Achtzehn D-förmige Ringfeldmagnete, die um das Vakuumgefäß herum platziert sind, sollen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Plasmapartikel zu begrenzen. (Bild: ITER)

(anw)