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Innen Hightech, außen Lehm Am Ringheiligtum in Pömmelte bei Barby wird ein modernes Besucherzentrum gebaut: Innen Hightech, außen Lehm

Von Felix Filke 25.07.2020, 12:56
So soll das Besucherzentrum nahe der Kreisgrabenanlage von Pömmelte einmal aussehen.
So soll das Besucherzentrum nahe der Kreisgrabenanlage von Pömmelte einmal aussehen. Salzlandkreis

Pömmelte - Normalerweise buddeln am Ringheiligtum nahe Pömmelte (Stadt Barby) nur die Archäologen. Seit Mittwoch rücken nun aber auch Bagger und Bauarbeiter an, um das neue Besucherzentrum zu errichten, das nach der Fertigstellung mit modernster PC-Technik und verschiedenen Arbeitsstationen die Geschichte dieses besonderen Ortes den Besuchern näherbringen soll.

Während innen auf Hightech gesetzt wird, geht man für den Rohbau ganz andere Wege. So soll nicht nur der Grundriss an eines der in direkter Nachbarschaft zum Ringheiligtum aufgedeckten prähistorischen Langhäuser erinnern. Auch beim Baustoff hat man sich für das typische Material dieser Zeit (etwa 2.000 vor Christus) entschieden: Lehm.

Grundriss des Besucherzentrums erinnert an prähistorische Langhäuser

„Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit der wahrscheinlich größten Lehmbautradition“, sagt Christof Ziegert vom Berliner Architekturbüro „ZRS“. Die Spezialisten für den Baustoff Lehm unterstützen das Magdeburger Architektenbüro „Sußmann & Sußmann“, das mit ihrem Konzept die Ausschreibung gewonnen hatte.

Für diese Tradition führt Ziegert vor allem zwei Gründe an: „Zum einen hat Sachsen-Anhalt eine sehr dicke Lösslehmschicht.“ Und zum anderen sei die Region immer schon waldarm gewesen und Holz als Baumaterial damit eher ein rares Gut.

Auch im Mittelalter habe man vor allem in der Unstrut-Region im Süden des Landes fast alles aus Lehm gebaut. Dass man auch modern mit Lehm bauen kann, zeige beispielsweise die im Jahr 2000 eröffnete Kapelle der Versöhnung in Berlin. Und nun also das Besucherzentrum mitten auf einem Feld zwischen Schönebeck und Barby.

Lehmputz wird das Besucherzentrum zu etwas Besonderem machen

„Lehm hat eine unschlagbare Ökobilanz“, sagt Christof Ziegert. Im Sommer sei es im Inneren kühl, im Winter warm und die Luftfeuchtigkeit stets im grünen Bereich. Zudem verbrauche die Herstellung eines Lehmputzes nur sechs Prozent der Energie eines Kaltzementputzes.

Trotzdem gilt nach wie vor: „In Deutschland kann man öffentliche Gebäude in dieser Bauweise an zwei Händen abzählen“, so der Fachmann. Insbesondere in Sachsen-Anhalt werde das Besucherzentrum ein Alleinstellungsmerkmal sein.

Den ersten Spatenstich übernahmen am Mittwoch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD), Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger (CDU), Landesarchäologe Harald Meller und Landrat Markus Bauer (SPD).

„Das imposante Ringheiligtum bietet aus touristischer Sicht großes Potenzial, das wir schrittweise heben wollen“, sagte der Minister. Und weiter: „Der Bau des hochmodernen Besucherzentrums ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.“

„Dieser Neubau erweitert die Erlebnismöglichkeiten enorm“, sagt Landrat Markus Bauer 

Davon ist auch Markus Bauer überzeugt: „Dieser Neubau erweitert die Erlebnismöglichkeiten am Ringheiligtum enorm.“ Und für den Archäologen Harald Meller steht fest:

„Die weitere touristische Erschließung dieses Ortes lässt etwas von der immensen Bedeutung wieder aufleben, die er in prähistorischer Zeit für die Menschen der Umgebung hatte.“

Zwei Jahre soll das gesamte Bauvorhaben dauern, die dafür vorgesehenen 1,5 Millionen Euro trägt zu 90 Prozent das Land Sachsen-Anhalt. Zunächst wird eine Trinkwasserleitung von der Straße zum Ringheiligtum gelegt, aber noch im August soll die Grundsteinlegung für das Besucherzentrum sein. Neben digitalen Bildungsangeboten sollen auch ein Imbiss, Souvenirshop und Toiletten zur Ausstattung des Neubaus gehören. (mz)