ZEIT ONLINE: Herr Hestermann, der Anschlag in Mannheim ist erst drei Tage her, aber bereits vorgestern war die Tat weitgehend von den Nachrichtenseiten verschwunden. Liegt das aus Ihrer Sicht daran, dass diesmal kein Afghane der Tatverdächtige ist, wie etwa in Aschaffenburg oder in München, sondern ein Deutscher?  

Thomas Hestermann: Ja, davon muss man ausgehen. Emotionen sind zur Waffe geworden. Es steht eine ganze Betroffenheitsarmada bereit, lautstark zu trauern. Aber eben nur, wenn der Gewalttäter keinen deutschen Pass hat. Die Gewalt von Deutschen dagegen wird eher wie ein Betriebsunfall aufgefasst. Ich habe vorgestern nach der Tat von Mannheim gegoogelt. Eine Kombination der häufigen Suchbegriffe, die mir als Erstes angeboten wurde, lautete "Anschlag Mannheim Herkunft Täter". Was nahezu unterging: Es war ein Taxifahrer mit pakistanischen Wurzeln, der den deutschen Amokfahrer von Mannheim stoppte.