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Politik

Deutschland sagt Afghanistan 200 Millionen Euro zu

31. März 2022

Angesichts der wachsenden Not der Menschen in Afghanistan versucht die internationale Gemeinschaft, weitere Mittel für humanitäre Hilfe einzuwerben. Deutschland will rund 200 Millionen Euro beisteuern.

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Afghanistan | Humanitäre Situation
Selbst Trinkwasser ist vielfach kaum zu beschaffen, wie hier in der Hauptstadt KabulBild: Saifurahman Safi/Xinhua/picture alliance

Dies kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei einer virtuellen internationalen Geberkonferenz für das Land an. Die humanitäre Krise, die die afghanische Bevölkerung durchlebe, zähle zu den schwersten der Welt, sagte die Grünen-Politikerin. Nach der schlimmsten Dürre in 30 Jahren sind jetzt 23 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Gleichzeitig forderte sie die in Afghanistan regierenden radikal-islamistischen Taliban dazu auf, humanitären Helfern ungehinderten Zugang zu verschaffen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Es sei inakzeptabel, dass es etwa dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) derzeit nicht möglich sei, die Provinzen Kabul, Kandahar und Ghor mit lebensrettenden Nahrungsmitteln zu versorgen.

Berlin | Außenministerin Annalena Baerbock
Kein Land könne sich weiterentwickeln und gedeihen, wenn Frauen und Mädchen ausgeschlossen seien, warnt Baerbock die TalibanBild: Michael Sohn/AP/picture alliance

Baerbock  forderte die Islamisten zudem eindringlich auf, überall im Land gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren. Es habe ihr das Herz gebrochen zu sehen, wie die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten. Die Notlage der Mädchen veranschauliche das Leid der Menschen in Afghanistan, sagte Baerbock. "Die Fortschritte, die die Frauen und Mädchen Afghanistans in den letzten zwei Jahrzehnten errungen haben, dürfen nicht einfach fortgespült werden wie Eis, das in der Sonne dahinschmilzt", sagte sie. "Das ist unser eindringlicher Appell an die Taliban." Weiterführende Schulen sind für Mädchen in Afghanistan weiter geschlossen.

Ein Engagement Deutschlands über humanitäre Hilfe hinaus hänge weiter von den Taten der Regierung der Taliban ab, sagte die Außenministerin weiter. Berlin erwarte eine Achtung der Menschenrechte, die Bildung einer inklusiven Regierung und eine Bekämpfung des Terrorismus.

Zusagen über 2,44 Milliarden Dollar

Die Vereinten Nationen, die zusammen mit Deutschland, Großbritannien und Katar die Veranstalter der virtuellen Geberkonferenz sind, schätzen, dass Afghanistan insgesamt rund vier Milliarden Euro an humanitärer Soforthilfe benötigt. Auf der Geberkonferenz wurden am Donnerstag nach UN-Angaben nur 2,44 Milliarden Dollar zugesagt. Große Summen kommen aus Deutschland und Großbritannien. Berlin hat rund 200 Millionen Euro zugesagt hat, London will umgerechnet rund 335 Millionen Euro geben.

Afghanistan | Humanitäre Situation
Anstehen für eine Brotration in KabulBild: WAKIL KOHSAR/AFP/Getty Images

UN-Generalsekretär António Guterres rief die internationale Gemeinschaft zu einer großzügigen Hilfe in Milliardenhöhe auf. Das Geld wird laut UN für Lebensmittel, Gesundheitsversorgung, Bildungsangebote und Notunterkünfte benötigt. Das Geld soll direkt an Hilfsorganisationen gehen und nicht an die Taliban, die nach dem Abzug der US-geführten internationalen Truppen im August 2021 das Land wieder übernommen haben.

Die humanitäre Situation habe sich in den vergangenen Monaten in alarmierender Weise verschlimmert, erklärte Guterres. 95 Prozent der schätzungsweise 39 Millionen Menschen in dem Land hätten nicht genug zu essen hätten.

Anrainer-Konferenz fordert Bildung und Frauenrechte

Parallel zu der großen internationalen Geberkonferenz hat ein Treffen von sieben Nachbarstaaten Afghanistans in der südostchinesischen Provinz Anhui stattgefunden. China, Russland, Iran, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan forderten die Taliban-Regierung auf, die Rechte von Frauen zu achten und die Bildung von Kindern sicherzustellen. Die Grundrechte aller Afghanen, einschließlich der Mitglieder ethnischer Minderheiten sowie Frauen und Kinder, müssten garantiert werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der sieben Staaten, die selbst nicht als Hort der Menschenrechte gelten. Es müsse sichergestellt werden, dass Afghanistan "keine Brutstätte" mehr für terroristische Organisationen sei. An den Gesprächen nahmen unter anderen Chinas Außenminister Wang Yi und Russlands Außenminister Sergej Lawrow teil.

qu/fab (dpa, rtr, afp, epd, AA)