Rückkehr mit Russen-Jets
Cubana will mit Tupolew und Iljuschin wieder starten

Cubana de Aviación, die staatliche Fluggesellschaft Kubas, besitzt derzeit keinen einsatzklaren Jet-Airliner. Stattdessen ist sie international auf die Dienste fremder Carrier angewiesen. Doch das soll sich ändern – mit drei reaktivierten Jets aus Russland.

Cubana will mit Tupolew und Iljuschin wieder starten
Foto: Patrick Zwerger

Der sozialistische Inselstaat Kuba ist seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Die Corona-Pandemie riss ein riesiges Loch in den Tourismussektor – der wiederum als wichtigste Einnahmequelle für das notorisch klamme und sanktionsgeplagte Land gilt. Die anhaltende Wirtschaftskrise machte auch vor Kubas nationaler Fluggesellschaft nicht Halt. Cubana, Kubas "Tor zur Welt", wie sich der Carrier in einem Werbeslogan selbst betitelt, besitzt auf dem Papier zwar etwa 15 Flugzeuge – doch flugbereit sind davon derzeit allenfalls zwei ATR-72, die vor Jahren auf Inlandsrouten die uralten Antonow An-24 abgelöst haben.

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Patrick Zwerger
Mit der Il-96-300 flog Cubana einst unter anderem nach Madrid (Foto) und nach Paris-Orly. Doch von den vier Il-96 in der Flotte ist derzeit keines aktiv.

A340 im Wet-Lease

Für internationale Flüge dagegen ist Cubana auf Wet-Lease-Partner angewiesen. So bedient etwa die spanische PlusUltra die Cubana-Strecke zwischen Havanna, Santiago de Cuba und Madrid mit einem Airbus A340. In besseren Zeiten setzten die Kubaner auf dieser Route eine eigene Iljuschin Il-96-300 ein. Von dem russischen Vierstrahler besitzt Cubana vier Exemplare – und ist damit zugleich der aktuell einzige kommerzielle Nutzer des Musters. Theoretisch. In der Praxis sieht es so aus, dass der letzte Flug einer Cubana-Iljuschin im Sommer letzten Jahres stattfand: Am 9. August 2022 reiste die Il-96 mit der Kennung CU-T1250 von Havanna nach Moskau-Schukowski, und von dort aus tags darauf weiter nach Woronesch. Dort steht sie seither am Boden – zur Wartung, wie es heißt.

Screenshot Youtube
Die Tu-204-100 mit der Kennung CU-T1702 steckte von 2019 bis Herbst 2022 in Uljanowsk in der Wartung - und wartet in Russland auf ihre Rückkehr nach Kuba.

Drei Rückkehrer im Anflug?

Aus dem Airline-Management in Havanna ist nun jedoch zu hören, dass die quälende Durstrecke in Sachen Jet-Airliner für Cubana bald zu Ende gehen könnte. Insgesamt drei Flugzeuge, so berichten kubanische Medien, sollen bald in die aktive Flotte des Flag Carriers zurückkehren – zwei Langstreckenjets und ein Mittelstreckenflugzeug. Bei ersteren dürfte es sich neben der bereits erwähnten CU-T1250 um die 17 Jahre alte Schwestermaschine CU-T1251 handeln. Die beiden übrigen Il-96, Kennzeichen CU-T1254 und CU-T1717, sind seit vielen Jahren in Havanna eingemottet und dürften längst mehr oder minder ausgeschlachtet sein. Der ebenfalls angesprochene Mittelstreckenjet ist mutmaßlich die Tupolew Tu-204 mit der Kennung CU-T1702. Der Zweistrahler ging 2019 nach Uljanowsk in die Wartung und hob im Frühjahr von dort zu einigen Testflügen ab. Die Rückgabe an Cubana steht jedoch noch aus – ein eigentlich für Mai angesetzter Überführungsflug (via Keflavik in Island) fand nicht statt.

Cubana
Mit sechs Antonow An-158 wollte Cubana ihre Kurzstreckenflotte stärken. Doch die Jets stehen seit fünf Jahren wegen Ersatzteilmangels am Boden.

Cubanas Antonow-Dilemma

Die Kubaner hatten in den vergangenen Jahren nicht unbedingt Glück bei der Auswahl neuer Flugzeuge. So übernahm Cubana zwischen 2013 und 2015 insgesamt sechs Antonow An-158. Die Regionaljets wurden bei Aviant in Kiew gebaut – zu einer Zeit, als Russland und die Ukraine die An-158 (und die Schwester An-148) noch als Gemeinschaftsprojekt vertrieben. "Wir haben die An-158 in der Ukraine gekauft, der Vertrag für die Ersatzteile wurde aber in Russland geschlossen", erläuterte ein Cubana-Sprecher im Jahr 2017 das Dilemma. Mit dem Bruch zwischen den beiden einstigen Bruderländern brach auch die Ersatzteilversorgung für die kubanischen Antonows zusammen. Die Folge war, dass Cubana ihre An-158 Stück für Stück stilllegen musste. Das Sextett steht sich seither am Drehkreuz José Martí in Havanna die Fahrwerksbeine in den Bauch.