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Editorial 5 Harald Meller, Thomas Weber Vorwort der Herausgeber Beiträge 7 Harald Meller Die Himmelsscheibe von Nebra – ein frühbronzezeitlicher Fund von außergewöhnlicher Bedeutung 21 Wolfhard Schlosser Zur astronomischen Deutung der Himmelsscheibe von Nebra 24 Ernst Pernicka, Christian-Heinrich Wunderlich Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Funden von Nebra 32 Gerd Seidel Kleindenkmale im Burgenlandkreis. Eine notwendige Polemik 34 Aribert Weigelt Alte und neue Fernverkehrswege in Bezug zur städtebaulichen Raumbildung im mitteldeutschen Raum 38 Stefan Tebruck Die Neuenburg über Freyburg/Unstrut und die Landgrafen von Thüringen im 12. und 13. Jahrhundert 46 Rudolf Drößler und Manuela Freyberg Der Schweizer Archäologe Otto Hauser und die »Wissenschaftliche Privatsammlung Otto Hauser« in Zeitz 51 Roman Mischker Montanarchäologie im Landesamt für Archäologie 61 Alfred R. Volker Geophysik im Dienste der Archäologie 63 Edgar Lahman und Heiko Meyer Der Verein »Junge Archäologen der Altmark e. V.« 67 Rosemarie Leineweber Archäologie – jung geblieben. Zum 30jährigen Jubiläum des Vereins »Junge Archäologen der Altmark e. V.« 71 Hans-Joachim Jilo Recherchen über ein frühbronzezeitliches Gräberfeld in Bergwitz, Ldkr. Wittenberg 73 Wolfgang Donath Latènezeitlicher Gürtelbehang vom Weinberg Pettin 74 Kurt Klausnitzer 50 Jahre Bodendenkmalpflege I N H A LT 77 Hans-Joachim Jasiulek Drei Jahrzehnte als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger 80 Renate Völker Späte Liebe Archäologie – und das ausgerechnet im fundleeren Harzgebiet 83 Christian-Heinrich Wunderlich »Lightkultur«: Fettnäpfchen, Tranfunzeln und Armleuchter. Vorgeschichtliche Beleuchtungstechnik in der Museumsnacht 95 Dieter Kaufmann Das Landesmuseum für Vorgeschichte in den Halleschen Museumsnächten 97 Johanna Brabandt Der Tag des offenen Denkmals 2000 und 2001 100 Johanna Brabandt Verleihung des Denkmalpreises des Landes Sachsen-Anhalt in den Jahren 2000 und 2001 103 Johanna Brabandt Deutscher Preis für Denkmalschutz 2001 an Wernfried Fieber verliehen 105 Berthold Schmidt Rudolf und Margarete Allmann – Zum Gedenken 108 Andreas Hille Nachruf auf Werner Helmecke Grabungsberichte 111 Cornelius Hornig Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Dessau 120 Thomas Weber Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Magdeburg 128 Matthias Becker Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Halle 136 Hans Joachim Behnke Eine vorgeschichtliche Fundgrube: Zur Rettungsgrabung in einer Baugrube der Freyburger Innenstadt, Steinstraße 9, Burgenlandkreis, im Jahr 2001 144 Andreas Siegl Ein neues Steinkistengrab der Saalemündungsgruppe bei Drosa, Ldkr. Köthen 153 Tanja Krecher-Autze Eine Siedlung der älteren vorrömischen Eisenzeit bei Gardelegen, Ldkr. Salzwedel 157 Kirstin Funke Archäologische Untersuchungen bei Gröna und Aderstedt 161 Holger Trimpert Domimmunität und barocker Garten. Archäologische Untersuchungen vor der Orangerie des Schlosses Moritzburg in Zeitz, Burgenlandkreis 169 Holger Rode Eine archäologische Untersuchung im Schloß Trebitz, Ldrk. Wittenberg 174 Heiko Breuer Ein mittelalterlicher Schuh der Grabung im Schloß Trebitz, Ldkr. Wittenberg I N H A LT 176 Axel Lungershausen Vorbericht über die Grabung in der Badergasse von Hohenmölsen, Ldkr. Weißenfels 183 Christian Gildhoff Archäologische Beobachtungen zur Baugeschichte der Westerburg im Kreis Halberstadt 190 Uwe Moos Neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte von Weißenfels 196 Rainer Kuhn Ausgrabungen im Bereich zwischen Dom und Landtag im südlichen Stadtzentrum von Magdeburg 201 Brigitta Kunz Archäologische Ausgrabungen am Magdeburger Domplatz im Bereich des Breiten Weges 5–7 205 Cornelius Hornig Der Einbaum von Muldenstein, Ldkr. Bitterfeld 210 Hartmut Bock Grundrißgrabung eines niederdeutschen Hallenhauses im Rundling Maxdorf (1996–2000) 215 Hans Joachim Behnke Rettungsgrabung auf der Strommastentrasse Reinsdorf-Wischroda in Bad Bibra, Burgenlandkreis, im Jahr 2000 223 Ralf Küchenmeister Die Ergebnisse der Grabungen entlang der Ortsumfahrung Freyburg, Burgenlandkreis 228 Norbert Piller Rarität aus dem Brunnenschacht. Ausgrabungen an der Erdgasleitung JAGAL 231 Katrin Bemmann Die Dorfwüstung von Großzöberitz. Eine JAGAL-Grabung im Landkreis Bitterfeld 234 Ines Gerhardt und Ralf Küchenmeister Vorbericht zu den Grabungen entlang der Rohstoffpipeline Rostock-Böhlen (RRB), Baulos 1, zwischen Zscherben, Saalkreis, und Kleingörschen, Ldkr. Weißenfels 247 Helge Jarecki und Renate Schafberg Gewinne und Verluste einer Trassengrabung. Die mehrperiodige Fundstelle Gröbers 6 im Saalkreis 263 Helge Jarecki Luftbild und archäologischer Befund: eine Gegenüberstellung 267 Ulrike Petersen und Michael Krecher Die Ausgrabungen an der Ortsumgehung Wolmirstedt. Ein Vorbericht Mitteilungen 273 Cornelia Johansen 10. Mitgliederversammlung der Archäologischen Gesellschaft am 24. und 25. März 2001 auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut 277 Bernd W. Bahn Exkursion der Archäologischen Gesellschaft im Gebiet östlich von Freyburg/Unstrut 280 Bernd W. Bahn Außerordentliche Mitgliederversammlung der Archäologischen Gesellschaft am 15. September 2001 in Halberstadt I N H A LT 282 Bernd W. Bahn Herbstexkursion der Archäologischen Gesellschaft zum Grabungsgebiet B6n 285 Wernfried Fieber Die Archäologische Gesellschaft besucht die Ausstellung »Otto der Große, Magdeburg und Europa« Fundmeldungen Aktuell 287 Ausgrabungen, Befunde, Funde und inventarisierte archäologische Denkmale 321 Kalender 322 Publikationen 323 Personalia 324 Autorenverzeichnis Die Himmelsscheibe von Nebra – ein frühbronzezeitlicher Fund von außergewöhnlicher Bedeutung1 Harald Meller Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt, Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie hinabgehn; Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage beisammen Eingehüllt, doch wenn sie wieder im kreisenden Jahre Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen: Also ist es Brauch bei Feldbau ... Hesiod, Werke und Tage, Vers 383–388 Einleitung Es gehört zu den Grundphänomenen der Archäologie, daß außergewöhnlich bedeutende Funde seltener in regulären Grabungen als vielmehr häufig zufällig und meist unsachgemäß geborgen wurden2 . Bis in das späte 2o. Jh. geschah dies meist bei Erdarbeiten, wenn nicht gerade gezielt in obertägig sichtbare Denkmäler wie z. B. Hügelgräber absichtlich eingegriffen wurde. Mit der Entwicklung und Verbreitung leistungsfähiger Metallsonden änderte sich das schlagartig. Seitdem streifen Hobby-Archäologen durch Fluren und Wälder, um dem Zufall mit immer leistungsfähigeren Geräten nachzuhelfen3. Durch gezielte Begehungen von Sondengängern wurden viele bekannte Bodendenkmäler Westdeutschlands weitgehend ausgeplündert. In Ostdeutschland war dies erst nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und dem Erwerb entsprechender Geräte in größerem Umfang möglich. Wie in den meisten anderen Lebensbereichen wurde auch hier die Entwicklung des Westens in rascher Folge nachvollzogen. Bekannte Denkmäler, wie z. B. der kleine Gleichberg in Thüringen, sind trotz etlicher Festnahmen durch die Polizei infolge von Raubgrabungen immer wieder tiefgreifend gestört worden (Kapff 2oo2, 4). Vorerst gänzlich von der Fachwelt unbemerkt, gelang es zwei Sondengängern 1999 in einer prähistorischen Wallanlage im südlichen SachsenAnhalt, einen jener auch in Zeiten von Metallsonden äußerst seltenen »Jahrhundertfunde« zu entdecken, dessen Bedeutung sie aber, wie ihr weiteres Vorgehen zeigte, offenbar nicht richtig einschätzen konnten. Unüblich war in diesem Fall auch, daß es – wenn auch erst Jahre später – gelang, den Fund polizeilich sicherzustellen, dem zuständigen Landesmuseum zu übergeben und die gesamte Fundgeschichte – Raubgrabung, Kauf und Wiederverkauf –, die daran beteiligten Personen und damit auch den Fundort zu ermitteln. Fundgeschichte Bei einem Besuch im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin im Mai 2oo1 zeigte mir der Direktor des Museums, Wilfried Menghin, mehr als ein Dutzend Abzüge von Amateurfotos, die unscharf, aber eindeutig zu erkennen, einen der spektakulärsten archäologischen Funde zeigten, den wir je gesehen hatten. Neben zwei Schwertern, zwei Beilen und Bruchstücken von Armspiralen lag auf einem Frotteehandtuch eine etwa 3o cm große Bronzescheibe, auf der offenbar in Form von Goldauflagen eine konkrete Darstellung von Sonne, Mond und Sternen angebracht war. Dieser Fund war nach dem Vorzeigen der vorliegenden Fotos Wilfried Menghin 1999 für 1 Mio. DM zum Kauf angeboten worden. Auf seine Nachfrage, woher der Fund käme, nannten die Anbieter die Stadt Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Mit dieser eindeutigen Aussage zum Fundort war der Fund nicht mehr legal handelbar, da in Sachsen-Anhalt das Schatzregal (§ 12 DenkmSchG) gilt, wonach bewegliche Kulturdenkmale »mit der Entdeckung Eigentum des Landes« werden, »wenn sie einen hervorragenden wissenschaftlichen Wert haben«. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 7 BEITRÄGE Abb. 1 Der Bronzefund mit Himmelsscheibe in ungereinigtem und unrestauriertem Zustand unmittelbar nach der Überstellung an das Landesmuseum für Vorgeschichte im März 2002. 8 Prof. Dr. W. Menghin wies infolgedessen das Kaufangebot mit Hinweis auf das Eigentumsrecht des Landes Sachsen-Anhalt zurück. Seitdem, also seit mehr als drei Jahren, war die Spur des einmaligen Fundes verloren. Sollte der Fund auf den Fotos echt sein, so war seine Bedeutung für die Archäologie weit über Deutschland hinaus so außergewöhnlich, daß von Seiten des rechtmäßigen Eigentümers, dem Land Sachsen-Anhalt, alles unternommen werden mußte, damit der Fund in das zuständige Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle kam und der Öffentlichkeit und Wissenschaft zugänglich gemacht werden konnte. An der geplanten Rückführung waren die Sicherheitsbehörden von Anfang an beteiligt, da der Erwerb nicht etwa durch tatsächlichen Ankauf, sondern, wenn irgend möglich, durch Ermittlung der momentanen »Besitzer« und Sicherstellung der Funde erfolgen sollte. Naturgemäß gestalteten sich diese Ermittlungen nicht nur aufgrund der inzwischen verstrichenen Zeit, sondern auch wegen der Schwierigkeit, die entsprechenden Kontakte zu den momentanen, sehr vorsichtig agierenden Besitzern herzustellen, als äußerst schwierig. So dauerte es neun Monate, ehe es im Untergeschoß eines Baseler Hotels zum Zugriff durch die deutsche und schweizerische Polizei kommen konnte. Dabei und bei einer darauffolgenden Hausdurchsuchung in Deutschland konnte der gesamte auf den Berliner Fotos abgebildete Fund sichergestellt werden. Er wurde am 1o. März 2oo2 durch das Amtsgericht Halle dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ausgehändigt. Zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Fragen nach Tätern, eventuellen Hehlern, Echtheit und Zusammengehörigkeit des Fundes sowie nach Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 dem exakten Fundort und den Fundumständen, speziell nach der genauen Art des Befundes, offen. Die Mehrzahl dieser Fragen ist inzwischen, etwas mehr als ein halbes Jahr später, geklärt. Der Fund a. Echtheit, Zusammengehörigkeit, Datierung Zu dem Fund (Abb. 1) gehören neben der Scheibe selbst zwei Schwerter, zwei Randleistenbeile, ein Knickrandmeißel sowie mehrere Bruchstücke von wahrscheinlich ursprünglich zwei Armspiralen4. All diese Funde bestehen aus Bronze. Je zwei flache Ringe aus dünnem Goldblech dienten als Griffverzierung der Schwerter. Dazu kommen noch zwei kleine zusammengefaltete Goldbleche sowie ein kleines rundes Goldblech, bei dem es sich eindeutig um die Auflage des von der Bronzescheibe abgefallenen Sternes handelt. Die zusammengestauchten Bleche passen vermutlich in den Ausriß des großen runden Goldobjektes auf der Scheibe. Da die Funde nicht aus einer wissenschaftlichen Grabung stammen und durch mehrere Hände gingen, stellte sich die Frage nach ihrer Echtheit sowie nach ihrer Zusammengehörigkeit. Davon hing letztlich auch die Datierung der Bronzescheibe ab, da dieser singuläre Fund als Einzelfund nicht hinreichend genau zu datieren wäre. Die Wahrscheinlichkeit einer Fälschung der Bronzescheibe wurde durch die Untersuchungen von E. Pernicka an der TU Freiberg sowie durch C.-H. Wunderlich vom Landesmuseum für Vorgeschichte deutlich negativ beschieden (siehe Beitrag Pernicka/ Wunderlich in diesem Band). Bei den Beifunden stellte sich die Frage nach der Echtheit kaum, hätte doch hier der Fälschungsaufwand den möglichen Gewinn aus einer Veräußerung überstiegen. Mit denselben Argumenten wie bei der Bronzescheibe läßt sich, gestützt durch die archäologischen Untersuchungen, auch hier die Originalität belegen. Die Zusammengehörigkeit der Funde ist naturgemäß schwieriger nachzuweisen. Grundsätzlich ist zu befürchten, daß Raubgräber oder Hehler zum Zwecke der besseren Verkäuflichkeit zu exzeptionellen Einzelfunden datierende Beifunde ergän zen, um so den Wert des Gesamtfundes zu erhöhen. Diese Praxis wurde mir bei der Recherche nach dem vorliegenden Fund eindrucksvoll geschildert. Zu Goldfunden, etwa Goldschalen, die in der Bronzezeit immer wieder ohne Beifunde vorkommen, gibt man »Grünzeug« –gemeint sind Bronzefunde mit ihrer charakteristischen grünen Patina–, da sich dann die Archäologen der aufkaufenden Museen über die Einbindung in einen Fundkontext freuen würden. Aus mehreren Gründen ist allerdings davon auszugehen, daß dies beim vorliegenden Fund BEITRÄGE nicht der Fall ist. Es deutet vielmehr alles darauf hin, daß die Stücke tatsächlich ursprünglich zusammengehören. Bereits auf den ersten uns bekannten Fotos, die die Scheibe noch im ungereinigten Zustand mit Kratzern durch das Grabungsgerät zeigen, war der Fund in der heutigen Zusammensetzung zu sehen. Den Käufern des Fundes war bei dieser starken Verschmutzung der Wert der Bronzescheibe wahrscheinlich nicht bekannt. Wesentlich ist, daß die Funde bei Sicherstellung nur teilweise gereinigt waren. Die anhaftenden Bodenreste sind nach den Untersuchungen von W. Lichtenberg und C.-H. Wunderlich (Landeskriminalamt und Landesmuseum für Vorgeschichte) derart identisch, daß von einer Zusammengehörigkeit ausgegangen werden muß. Eine nachträgliche Anbringung des Bodens zum Zwecke der Täuschung ist aufgrund der beobachteten äußerst festen Verbindung mit der Metalloberfläche mehr als unwahrscheinlich. Für die Zusammengehörigkeit der Funde sprechen auch archäologische Argumente. Das Fundinventar ist chronologisch und kulturgeschichtlich in sich schlüssig5. Das eindeutigste Indiz geben uns die Schwerter an die Hand. Sie sind mit ihrer tauschierten Klingenverzierung und Goldauf- lage auf den Griffen so singulär, daß es selbst für einen Händler mit Zugriff auf den gesamten »Markt« kaum möglich wäre, solch seltene und kostbare Funde zu finden. Er hätte sich mit Beilen, Meißeln und Armspiralen, die wesentlich häufiger vorkommen, als Beifunde begnügen müssen. Mit dem Nachweis der Zusammengehörigkeit des Fundes ist eine relativ genaue Datierung der Niederlegung der Bronzescheibe möglich. Sowohl die beiden Schwerter als auch Beile und Meißel gehören an den Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit, in die sogenannte Stufe A 3, und werden damit an das Ende des 17. und in die erste Hälfte des 16. Jh. v. Chr. datiert6. b. Die Bronzescheibe Der Durchmesser der nicht ganz exakt runden Bronzescheibe schwankt zwischen 31 und 32 cm (Abb. 2). Die Dicke nimmt von außen nach innen von ca. 1,5 mm auf ca. 4,5 mm zu. Das Gewicht beträgt im momentanen Zustand der Teilrestaurierung ca. 2o5o g. Auf die Scheibe waren 37 Goldbleche mit einer Dicke von ca. o,4 mm tauschiert. Sie waren mit ihren Rändern in erst nach dem Guß gezogene Rillen getrieben worden. Darüber Abb. 2 Die Himmelsscheibe von Nebra in gereinigtem Zustand. Die Orientierung richtet sich nach der aufgrund der rezenten Beschädigung an der Oberseite rekonstruierten Lage in der Erde. Deutlich sind »Sonne«, »Mond« und »Sterne« sowie dazwischenliegend die Plejaden als Siebengestirn zu erkennen. Der linke Horizontbogen ist nicht mehr vorhanden, unter dem rechten zeichnen sich die Konturen zweier überdeckter Sterne ab. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 9 BEITRÄGE Abb. 3 Das stark stilisierte Schiff auf der Himmelsscheibe von Nebra ist von einer Fiederung umgeben, die für die Darstellung von Schiffen in der Bronzezeit typisch ist und mit der wahrscheinlich Ruder angedeutet werden sollten. Dem Schiff kommt eine besondere Bedeutung als religiöses Symbol zu, da es unbemannt zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang über den nächtlichen Himmel fährt. 10 hinaus wurde der Rand der Scheibe umlaufend mit mindestens 38 ca.2,5 mm messenden Löchern von der Vorderseite her in recht regelmäßigen Abständen gelocht. Auf der unverzierten Rückseite sind die Spuren des Aushämmerns nach dem Guß deutlich zu erkennen. Zudem zeichnen sich hier die auf die Vorderseite tauschierten Goldbleche deutlich ab7. Am Rand, auf Vorder- und Rückseite sowie am größten Goldblech weist die Scheibe erhebliche Beschädigungen auf. Zudem sind die Goldauflagen zum Teil mit feinen Kratzern übersät, die offenbar von einem modernen Reinigungsversuch stammen. Wie die Untersuchungen von C.-H. Wunderlich, W. Lichtenberg und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle ergaben, wurden die erwähnten tiefgreifenden Beschädigungen ganz überwiegend durch die Raubgräber bei der unsachgemäßen Bergung verursacht8. Bei der »Grabung« im Zuge der Entdeckung zerschlugen sie den Rand der Scheibe, das dort befestigte Gold fiel ab. Zudem beschädigten sie die größte Goldauflage und zerkratzten vor allem die Vorderseite der Scheibe mit einem spitzen Gerät, vermutlich einem Zimmermannshammer. Die Goldapplikationen der Scheibe deutet man auf den ersten Blick als Sonne, Mond und Sterne. Bei den Darstellungen von Sonne und Mond kann es sich nach dem jetzigen Kenntnisstand auch um den Vollmond bzw. eine totale oder partielle Verfinsterung von Sonne und/oder Mond handeln (zur Astronomie siehe Beitrag Schlosser in diesem Band). Die Beobachtung eines deutlichen durch die Tauschierung gebildeten, leicht geriffelten Randes bei der Sonne könnte für die zukünftige Interpretation eine Rolle spielen. Die ehemals 32 Sterne sind ziemlich regelhaft aber ungeordnet über die Scheibe verteilt. Eine Ausnahme bilden sieben Sterne zwischen »Sonne« und »Mond«, bei denen es sich nach Prof. Dr. W. Schlosser (Astronomisches Institut der Ruhruniversität Bochum) um die Plejaden handeln dürfte. Wesentlich ist seine Erkenntnis, daß mit den restlichen Sternen ein »sternbildfreier Sternenhimmel an sich«, Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 also eine idealtypische Struktur des nächtlichen Himmels dargestellt worden ist, dessen bewußter Akzent auf der Hervorhebung der Plejaden, dem einzigen Sternbild, lag. Neben diesen eindeutigen Himmelskörpern befanden sich wohl noch drei streifenförmige Goldbögen am Rand der Scheibe. Von den beiden, die etwas breiter als der dritte randbegleitend angebracht waren, fehlt einer. Der Verlust ist durch die exakte Tauschierrille, in der er befestigt war, belegt. Bei beiden Randbögen ist offensichtlich, daß sie nachträglich angebracht worden sind. Unter dem noch erhaltenen Goldstreifen zeichnet sich das Relief zweier Sterne ab. Da nach Ausweis des Röntgenbildes diese Sterne bei den Arbeiten am Goldbogen entfernt wurden, dürfte es sich auch nicht um eine absichtliche Überdeckung von Sternen aus mythologischen oder konzeptionellen Gründen handeln. Diese Überlegung wird durch einen dritten Stern gestützt, der bei der Anlage des heute fehlenden Randbogens versetzt worden war, da er von diesem zum Teil verdeckt worden wäre (siehe Beitrag Pernicka / Wunderlich, Abb. 5). Bei beiden Randbögen handelt es sich nach der überzeugenden Interpretation von Schlosser um Horizontsymbole, die den jährlichen Verlauf der Sonne entlang der Horizontlinie bei Sonnenauf- und -untergang zwischen dem 21.o6. und 21.12. markieren, so daß die Enden der Bögen auf der Scheibe praktisch diese Daten darstellen. Der dritte, leicht verkippt zwischen den beiden Horizontbögen sitzende Goldbogen ist durch zwei in der oberen Hälfte parallel verlaufende Rillen sowie seine stärkere Biegung ganz anders geartet. Seine Verzierung unterscheidet ihn von den anderen Goldblechen. Das Schiff Aufgrund zahlreicher archäologischer Vergleiche dürfte es sich hier um die stark stilisierte Darstellung eines Schiffes handeln (Abb. 3). Wegen der erheblichen religionsgeschichtlichen Bedeutung dieses Motives für die folgenden Perioden der Bronzezeit soll es hier etwas ausführlicher behandelt werden. Schiffe spielen in der mittleren und vor allem späten Bronzezeit Mittel- und Nordeuropas für fast 1ooo Jahre als religiöses Symbol neben Pferd, Wasservogel und Sonnenscheibe eine zentrale Rolle. Sie wurden in der Regel stark stilisiert und häufig ohne Besatzung auf zahlreichen Bronzen – genannt seien hier nur die Rasiermesser –, aber auch auf Felsbildern dargestellt. Kennzeichnend ist eine Strichelung oder Fiederung meist auf der Schiffsober-, seltener auch auf der Schiffsunterseite (Abb. 4)9. Die Datierung der frühesten Darstellungen, wie z. B. die auf einem der Rørby-Schwerter, ist BEITRÄGE umstritten, so daß unser Schiff auf der Bronzescheibe wohl zu den ältesten derartigen Bildern nördlich der Alpen zählt. Es versteht sich von selbst, daß dieser Schiffsdarstellung aufgrund der frühen Datierung, vor allem aber wegen des auf der Scheibe dargestellten bildlichen Kontextes eine zentrale Bedeutung auch für die Einschätzung der späteren Bildwerke zukommt. Es scheint, als sei hier in Ansätzen der Ursprung eines religiösen Bildsymboles für Mitteleuropa faßbar. Schiffe wurden in der bronzezeitlichen Religion in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Sonnenlauf gesehen (Kossack 1999, 96 ff.). Deshalb sollte das gemeinsame Vorkommen von Himmelskörpern/ Horizontsymbolen und einem Schiff auf unserer Scheibe nicht verwundern. Die Verbindung von Schiff und Sonne zeigt beispielhaft eine Gürtelplatte aus dem spätbronzezeitlichen Depotfund (9.–8. Jh. v. Chr.) von Floth (Polen), deren Bildprogramm jüngst von Hänsel (Hänsel/Hänsel 1997) neu interpretiert wurde (Abb. 5). Auf zwei in Vogelköpfen endenden Sonnenbarken steht je eine menschliche Gestalt mit ausgebreiteten Armen. Über der Figur steht die als Scheibe dargestellte Sonne. Bei Auf- und Untergang wird sie jeweils von einem Vogel gezogen. Im Zenit ruht sie genau über der offenbar betenden Gestalt. Gesäumt werden diese beiden Darstellungen von zwei weiteren randlich angebrachten Schiffen sowie einer analogen Darstellung des Verlaufes der Sonne als Abfolge von Scheiben im Mittelteil des Gürtels. Sonnenbarken mit Vogelköpfen, wie sie hier dargestellt sind, kommen massiv während der Periode Ha B1, also ab dem 11. Jh. v. Chr. – wahrscheinlich angeregt durch das mittlere Donaugebiet– nach Norden (Kaul 1998, 28o ff.). Die Fachwelt ist sich über Herkunft und Entstehung der älteren Schiffsdarstellungen im Norden nicht einig10. Bei dieser Diskussion spielt das in der Datierung sehr früh angesetzte, in einem dänischen Moor auf Seeland entdeckte RørbySchwert mit seiner Schiffsdarstellung eine zentrale Rolle. Unstrittig ist, daß es in seiner Form von hethitischen Zeremonialschwertern abstammt. Es scheint jedoch im Norden gefertigt worden zu sein11. Die Schiffsdarstellung des Schwertes soll zum einen mit dem Schwert zusammen gegossen und einheimischen Ursprungs sein und damit den Ausgangspunkt der weiteren nordischen Schiffsdarstellungen bilden, zum anderen soll das Schiffsmotiv selbst aus dem Mittelmeerraum importiert sein. Ob Rørby-Schwert oder frühe Felszeichnungen – ein kurzer Blick auf diese Schiffe zeigt (Abb. 4), daß sie zwar wie unser Schiff einen hohen Stilisierungsgrad sowie die entsprechende Fiederung aufweisen, daß aber der Schiffskörper dieser nordischen Schiffe, ganz anders als der bei dem Schiff der Scheibe, langgestreckt mit deutlich ausgeprägtem Bug und Heck gestaltet ist. Abb. 4 Die Übersicht zeigt die Entwicklung der Schiffsdarstellungen in der nordischen Bronzezeit während eines Zeitraumes von mehr als 1000 Jahren. Die Ruder und damit wahrscheinlich die Besatzung wurden mit feinen Strichen angedeutet und bleiben während des ganzen Zeitraums ein wesentliches Element der Abbildungen (ohne Maßstab). Abb. 5 Die Gürtelplatte von Floth, Polen, (9.–8. Jh. v. Chr.) zeigt zwei sich mit dem Kiel gegenüberstehende Schiffe, auf denen jeweils eine Gestalt mit ausgebreiteten Armen steht, über der der Sonnenlauf mit einer als Scheibe gebildeten Sonne in drei Phasen dargestellt ist. Während des Tages zieht ein Vogel die Sonne über den Himmel, nur im Zenit scheint sie zu ruhen. Auf den Rändern des Gürtels sind zwei weitere Sonnenbarken abgebildet, die die gesamte Szenerie einrahmen (ohne Maßstab). Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 11 BEITRÄGE 1 Abb. 6 Die ungarischen Nackenkamm- sowie Nackenscheibenäxte des Apa-Hajdúsámson Horizontes (16. Jh. v. Chr.) verfügen häufig über parallel zur Schneide verlaufende Ornamente mit eingerollten Enden, die schon Sprockhoff als Schiffsdarstellungen ansprach. Im Vergleich mit dem Schiff der Himmelsscheibe und den Schiffen von Zajta ist dem zuzustimmen, so daß in dieser Region, aus der auch die Anregungen für unsere Schwerter stammen, vermutlich die Herkunft unseres stark stilisierten Schiffes zu suchen ist. Bei den hier abgebildeten Beispielen von Nehoiu (1) und Apa (2) weist jeweils ein Schiff mit eingerolltem Bug und Heck zur Schneide, bei den Beispielen aus Plă ieşti (3) und Hajdúsámson (4) stehen sich je zwei Schiffe gegenüber, wobei der Punkt zwischen den Schiffen bei dem Stück aus Plă ieşti die Sonne darstellen könnte (M. 2:3). Abb. 7 Entlang der Schwertklinge von Zajta, Ungarn, (Ende 16. / Anfang 15. Jh. v. Chr.) sind zehn stark stilisierte Schiffe in Aneinanderreihung abgebildet, bei denen es sich um eine der besten Parallelen zur Schiffsdarstellung auf der Himmelsscheibe von Nebra handelt (M. 1:2). 12 Eine formal wesentlich engere und vor allem chronologisch bestens übereinstimmende Parallele stellen Schiffsdarstellungen auf zahlreichen donauländischen Schaftloch-, Nackenscheiben- und Nackenkammäxten dar (Abb. 6)12. Diese Abbildungen wurden bereits von Sprockhoff 1955 (44; 1o4 Abb. 14,1–5) als Schiffsmotive angesprochen. Die Schiffe sind jeweils stark stilisiert dargestellt und parallel zu den Axtschneiden orientiert; dabei können sich zwei Schiffe gegenüberstehen, meist jedoch gehen von nur einem Schiff Hakenornamente aus, die die Seiten der Äxte zieren. Die Schiffsmotive auf diesen Äxten verfügen wie unser Schiff über parallele Längsrillen auf dem Schiffskörper, die Fiederung findet hier in den meisten Fällen ihr Äquivalent in einer Pünktelung. Allerdings sind im Gegensatz zu unserem Boot Heck und Bug bei den Abbildungen auf den Äxten stark nach innen gebogen. Eine unserer Darstellung entsprechende Bugund Heckgestaltung findet sich auf zehn gegenüberstehenden Schiffsmotiven entlang einer Schwertklinge von Zajta (Ungarn; Kemenczei 1991, 12), die in der bisherigen Diskussion um frühe Schiffsabbildungen keine Rolle spielten (Abb. 7). Dieses Schwert von Zajta ist nur unwesentlich Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 2 3 4 jünger als unser Fund. Auch hier sind die Schiffe längsgerillt und verfügen an der Unterseite über eine Fiederung, die als Punktreihe ausgeführt wurde. Ausgehend von dieser stilisierten Darstellung fällt es leicht, auf einem zweiten Schwert aus demselben Depotfund ebenfalls zwei Schiffe, allerdings mit aufgebogenem Bug und Heck, zu erkennen (Kemenczei 1991, Taf. 3.11; 4.11). Wie wir nachfolgend sehen werden, stammen die Vorbilder der beiden bei der Himmelsscheibe gefundenen Schwerter aus ungarischen und rumänischen Depotfunden, wie Hajdúsámson und Apa, in denen sie zusammen mit den hier beschriebenen Nackenscheibenäxten mit Schiffsdarstellung gefunden wurden. Es läßt sich neben engen formalen also auch eine inhaltliche und chronologische Übereinstimmung feststellen. Angesichts der Tatsache, daß die Schiffsdarstellung auf der Scheibe in Mitteleuropa zu dieser Zeit völlig isoliert dasteht und zudem eine eigenständige Entwicklung des Motives in Mitteldeutschland auch wegen des Fehlens großer Gewässer nicht anzunehmen ist, scheint eine Ableitung aus dem mittleren Donaugebiet aufgrund der bisherigen Beobachtungen plausibel. Dazu kommt, daß es dort eventuell gelingen könnte, mit guten Argumenten die Brücke zu den späteren Vogelsonnenbarken zu schlagen, so daß die frühen gerillten Schiffe tatsächlich am Beginn der religiösen Schiffssymbolik Mittel- und Nordeuropas stünden (Kaul 1998, 28o ff.). Da wir auf unserer Scheibe allerdings im Gegensatz zu den Abbildungen des mittleren Donaugebietes ein komplexes Bildprogramm vor uns haben, bei dem eine Barke zwischen Sonnenaufund Sonnenuntergang über den nächtlichen Sternenhimmel fährt, müssen wir die Schiffssymbolik und -darstellung noch etwas weiter verfolgen. Zum einen wird sich die bronzezeitliche Ikono- BEITRÄGE graphie Europas nicht nachvollziehen lassen, da uns die erläuternden Schriftquellen zu den sich hinter den Symbolen verbergenden Mythen oder religiösen Vorstellungen fehlen, zum anderen ist es durchaus möglich, daß im mittleren Donaugebiet zwar das mitteleuropäische Schiffssymbol der Bronzezeit entstand, daß das jedoch vor dem Hintergrund aus dem Süden übernommener Vorstellungen geschah. Die frühesten europäischen Schiffsdarstellungen aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. kennen wir von den sogenannten kykladischen Griffschalen (Abb. 8), bei denen es sich meist um Grabbeigaben handelt13. Auch diese Abbildungen sind stark stilisiert, sie entsprechen allerdings eher den nordischen als unserer oder den donauländischen Darstellungen. Allerdings stimmt die sich oben und unten befindliche Strichelung gut mit dem Schiff der Himmelsscheibe überein. Eine bessere Parallele bietet ein etwas jüngeres, auf Keramik eingeritztes Schiff aus der prähistorischen Stadt Phylakopí auf Delos (Abb. 9). Leider ist das Bild nur auf einer Scherbe, auf der Bug und Heck des Schiffes weggebrochen sind, erhalten; dennoch läßt sich ein stark gebogenes Schiff mit gepünktelter Verzierung und zahlreichen gestrichelten Rudern auf Ober- und Unterseite sowie ein großes Steuerruder, das von einem Steuermann bedient wird, erkennen. Außerdem ist auf eine größere Zahl minoischer und mykenischer Siegel hinzuweisen, von denen zwar einige die bekannten Schiffe mit Heck und Bug, andere aber auch stark gebogene Schiffskörper mit entsprechender Strichelung zeigen14. Schließlich ist noch wichtig, die Schiffsfriese von den Wandmalereien aus Akrotíri auf Santorin zu erwähnen15. Sie datieren wie unser Fund in das 16. Jh. v. Chr. Sie sind wesentlich detaillierter und realistischer, zeigen allerdings auch eine entsprechende hochgebogene gerundete Grundform. Bei den Schiffsabbildungen der Flottenparade von Akrotíri dürfte es sich allerdings um die Nachbildung ägyptischer Vorbilder handeln. In Ägypten finden wir vom alten bis in das neue Reich auf Wandmalereien und Reliefs von Gräbern und Tempeln, aber auch bei den in die Gräber mitgegebenen Modellbooten eine große Zahl von Schiffsdarstellungen. Etliche von diesen Booten haben eine hochgebogene Grundform, so daß sie Ausgangspunkt für die Stilisierung des vorliegenden Schiffssymboles gewesen sein könnten (Abb. 1o)16. Die immer wiederkehrende Abbildung des Schiffes verwundert nicht, spielt es doch vor allem als Sonnenbarke in der ägyptischen Religion eine entscheidende Rolle17. Nach Vorstellung der Ägypter vollzog die Sonne ihren täglichen Lauf in einer Barke, nachts segelte sie als Gott in der Sonnenbarke über die Gewässer des Himmels (Koch 1993, 132 ff.). Abb. 8 Bei den in Ton geritzten Schiffen auf den sogenannten kykladischen Griffschalen handelt es sich um die ältesten Schiffsdarstellungen Europas überhaupt (Mitte 3. Jahrtausend v. Chr.). Auch hier sind die Ruder nur als Strichelung entlang des Schiffskörpers angedeutet (ohne Maßstab). Abb. 9 Die Schiffsdarstellung von Phylakopí (Griechenland) ist leider nur bruchstückhaft vorhanden. Dennoch zeigt sie in der starken Biegung des Schiffskörpers mit den stilisierten Rudern als Fiederung übereinstimmende Parallelen zum Schiff auf der Himmelsscheibe. Durch die konkrete Darstellung des Steuermannes ist der Charakter des Schiffes klar belegt (ohne Maßstab). Abb. 10 Schiffe spielten in der ägyptischen Religion über lange Zeit vor allem als Sonnenbarken eine entscheidende Rolle. In ihnen vollzog sich der tägliche Lauf der Sonne über Tag- und Nachthimmel. Nicht zuletzt deshalb wurden Schiffe immer wieder in Gräbern, wie bei vorliegenden Abbildungen, oder an Tempelwänden, aber auch als Modellboote dargestellt. Die hier abgebildeten Boote stammen aus den Gräbern des Antefoker (20. Jh. v. Chr.) und des Nisut-nefer (5. Dynastie 2475–2325). Die Grundform der Boote ist über viele Jahrhunderte gleichbleibend. Ein möglicher ägyptischer Einfluß auf die bronzezeitliche Religion Europas wird zu prüfen sein; sollte er sich bestätigen, könnten die oft hochgebogenen Schiffe Vorbilder für die hier behandelten Schiffsdarstellungen gewesen sein. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 13 BEITRÄGE Abb. 11 Das silberne Schiffsmodell aus dem Königsfriedhof von Ur belegt eindrücklich, daß hochgewölbte Ruderboote im Vorderen Orient bereits im späten 3. Jahrtausend v. Chr. vorkamen (M 1:8). Sie treten auch als heilige Barken und als Schiffe der Götter in Erscheinung, spielen aber nicht dieselbe entscheidende Rolle wie in der ägyptischen Religion. Ein kurzer Blick in den Vorderen Orient zeigt, daß auch hier seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. heilige Barken, Götterschiffe und Schiffe mit hochgebogenen Enden geläufig sind, so daß bei zukünftigen Untersuchungen auf möglicherweise entsprechende Bezüge geachtet werden sollte (Abb. 11)18. Es läßt sich also festhalten, daß sich die formenkundlich besten Parallelen für das Schiff auf der Himmelsscheibe von Nebra im mittleren Donauraum finden. Die griechischen, vorderorientalischen und vor allem ägyptischen Schiffe sind aufgrund ihrer wesentlich realistischeren Darstellung häufig nur in bezug auf die bogenförmige Grundform und die zahlreichen Ruder vergleichbar, auch hier sind jedoch Verbindungen nicht auszuschließen. c. Gesamtbild und Bedeutung der Scheibe Abb. 12 Der Kultgegenstand von Balkåkra datiert ebenfalls in das 16. Jh. v. Chr. Die dort flach liegende, horizontal in einem Gestell ruhende, nach innen gewölbte Scheibe stellt den bislang besten Vergleichsfund zur Himmelsscheibe von Nebra dar (ohne Maßstab). 14 Durch die modernen Zerstörungen am Rand der Scheibe, die von den Hammerschlägen der Raubgräber herrühren, läßt sich ihre ehemalige Lage im Befund gut rekonstruieren. Danach stand sie aufrecht in der Erde, als sie vom Zimmermannshammer am oberen Rand getroffen wurde. Damit stützt auch die Positionierung der Scheibe bei ihrer Niederlegung unsere bisherigen Interpretationsansätze, da sich dann die Horizonte folgerichtig an den Seiten und das Schiff an der Unter- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 seite befunden hätte, so daß es zwischen den beiden Horizonten über den Nachthimmel fuhr. Dabei kann es für die zukünftige Diskussion wesentlich sein, daß das Schiff leicht »verkippt« dargestellt ist; daraus ergibt sich möglicherweise eine eindeutige Fahrtrichtung. Es ist unstrittig, daß die Horizonte später angebracht wurden. Ob dies auch für das Schiff selbst zutrifft, werden hoffentlich die naturwissenschaftlichen Analysen zur Goldzusammensetzung der einzelnen Auflagen ergeben. Genau so wenig, wie wir über die Dauer der Nutzung der Scheibe wissen, können wir abschätzen, wieviel Zeit zwischen Herstellung der Scheibe und Anbringung der Horizonte verging. Dieser Zeitraum kann durchaus beträchtlich gewesen sein. Während des eventuell längeren Gebrauchs könnte es zu einer Umdeutung der Scheibe in einer zweiten Phase gekommen sein. Da die Horizontbögen den Jahreslauf der Sonne vom 21.o6. bis zum 21.12. kennzeichnen, ist davon auszugehen, daß ihre Anbringung der Scheibe eine solare Bedeutung verlieh. Bei den älteren Motiven, also der ersten Phase, kann auch ein lunarer Bezug ausschlaggebend gewesen sein. Ein Ansatzpunkt zur Interpretation werden hier auch die naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur ehemaligen »Farbigkeit« der Scheibe sein. Bemerkenswert ist auch, daß der Rand der Scheibe in einer letzten Überarbeitungsphase (Phase 3) gelocht wurde. Horizontbögen und Schiff wurden dabei radikal beschädigt. Dies wird wahrscheinlich mit einer Änderung der Befestigung verbunden gewesen sein. Die gleichmäßigen Lochungen geben Grund zu der Annahme, daß die Scheibe flächig auf einem Trägermaterial fixiert wurde. Damit hängt auch die Frage nach dem konkreten Gebrauch zusammen. Die Scheibe und vor allem das darauf dargestellte Bild sind einmalig, Vergleichsstücke existieren nicht. Dennoch gibt es in der frühen und mittleren Bronzezeit durchaus verschiedene Scheiben, bei denen es sich um Sonnensymbole handelt oder handeln könnte. Einige davon lassen sich in Beziehung zu unserer Himmelsscheibe setzen. Hier ist zuerst die mindestens 2oo–3oo Jahre jüngere Scheibe auf dem Sonnenwagen von Trundholm zu nennen, die von einem Pferd gezogen wird. Es handelt sich dabei eigentlich um zwei leicht nach außen gewölbte Scheiben, die durch einen Ring zusammengehalten werden (Aner/ Kersten 1976, Nr. 867, Taf. 138–14o). Eine vergleichbare Befestigung mittels eines Bronzeringes ist bei der Nebraer Himmelsscheibe natürlich nicht auszuschließen. Unsere Scheibe ist allerdings mit bis zu 4,5 mm Dicke im Gegensatz zur Trundholmer Scheibe doch wesentlich massiver gestaltet und zudem erheblich nach innen gewölbt. In der Grundform wesentlich ähnlicher sind zwei etwas größere Scheiben, die sich an BEITRÄGE weit voneinander entfernten Orten, nämlich in Balkåkra (Südschweden; Abb. 12) und Hasfalva (Ungarn) fanden und wohl ebenfalls in das 16. Jh. v. Chr. zu datieren sind19. Beide besitzen ein gleichartig durchbrochenes Untergestell, auf dem die Scheiben liegend mit einem bronzenen Reif befestigt waren. Die Oberseite der beiden Scheiben ist mit radialen Zickzackbändern verziert, die allgemein als Sonnensymbole gedeutet wurden. Auffallend ist, daß beide Scheiben ca. 1 cm nach innen gewölbt sind, so daß sie eine Tellerform haben. Da diese Stücke dem Nebraer Fund zumindest morphologisch am nächsten kommen, könnte auch hier eine entsprechende horizontale Befestigung auf einem Untergestell in Betracht gezogen werden. Allerdings ist auch darauf hinzuweisen, daß auf Felsbildern der nordischen Bronzezeit offenbar »Sonnenscheiben« dargestellt wurden, die nach Kaul als eine Art Standarte getragen werden konnten (Abb. 13). In einem Fall liegt sogar eine nur 7 cm große Miniatursonnenscheibe vor, die eventuell das Modell einer tatsächlichen Sonnenscheibe darstellt. Hier ist die Scheibe in einem Rahmen aus Bronze fixiert, Rillen auf dem Befestigungsstab deuten wohl die Schnüre an, mit denen die echte Scheibe auf einer Tragestange befestigt war (Abb. 14). Standarten mit Sonnenscheiben finden wir auch auf verschiedenen Rollsiegeldarstellungen des Vorderen Orients (Abb. 15). Hier kennen wir eine große Zahl von Standarten, die häufig Göttersymbole, darunter auch Mondsicheln und Sonnenscheiben zeigen20. Daneben wurden aber auch offenbar goldene Sonnenscheiben vor Kultstätten auf Altären aufgestellt (Abb. 16). Die besondere Bedeutung der Himmelsscheibe von Nebra liegt in der bislang wohl weltweit ältesten konkreten Abbildung des Sternenhimmels mit der Darstellung komplexer astronomischer Phänomene. Dies erstaunt, da wir Vergleichbares nicht in Mitteleuropa, sondern vielmehr im Vorderen Orient oder in Ägypten erwartet hätten. Dort kam es erwartungsgemäß weit früher (z. B. in der Unas-Pyramide 2375–2345 v. Chr.) zur Darstellung von Sternen (Stadelmann 1991, Taf. 71). Allerdings sind diese rein geometrisch aneinandergereiht, so daß sie keinerlei astronomische Bezüge erkennen lassen. Dies ändert sich mit den Himmelsbildern der astronomischen Decken von Totentempeln und Grabkammern; die bekannteste ist hier die Decke der Sarkophaghalle des Grabes des Pharaos Sethos I. (1293–1279 v. Chr.) (Hornung 1991, Taf. 2oo)21. Etwas anders verhält es sich im Vorderen Orient, wo die astronomischen Kenntnisse durch langjährige Beobachtungen ein beträchtliches Ausmaß Abb. 13 In der nordischen Bronzezeit gibt es Darstellungen von Scheiben auf Ständern, bei denen es sich vermutlich um Sonnenscheiben handelt; einige davon zeigen ein Kreuz, das ebenfalls als Sonnensymbol interpretiert wird. Falls die Felszeichnungen reale Gegenstände abbilden, wovon durchaus auszugehen ist, dann zeigen sie eine Möglichkeit des Gebrauchs und der Handhabung der Himmelsscheibe. Abb. 14 Die Miniaturversion einer Sonnenscheibe besteht aus Bernstein, der von einem bronzenen Rahmen umgeben ist. Hält man die transparente Scheibe gegen das Licht, so erscheint ein Kreuz. Das fundortlose Stück des Nationalmuseums Kopenhagen datiert vermutlich in die frühe Bronzezeit. Es ist durchaus möglich, daß es sich hier um das Modell einer größeren, im tatsächlichen Ritual gebrauchten Sonnenscheibe handelt. Abb. 15 Auf zahlreichen Rollsiegeln des Vorderen Orients sind Standarten mit Sonnen- oder Mondsymbolen abgebildet. Die vorliegenden Siegel aus dem Palast von Nuzi zeigen Standarten mit Flügelsonnen (Mitte); hier sind die Scheiben als Radkreuze gebildet. Oben treten zu einer solchen Scheibe Siebengestirne. Unten hält eine Gestalt offenbar eine Mond- und Sonnenstandarte. Abb 16 Vor dem Schrein des Sonnengottes Šamǎs wird eine auf einem Altar befestigte goldene Sonnenscheibe, bei der es sich um das Symbol des Gottes handelt, aufgestellt. Aus dem Tempel des Šamǎs in Sippur ca. 870 v. Chr. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 15 BEITRÄGE erreichten, aber in früher Zeit nicht umfassend bildlich dargestellt wurden. Allerdings kennen wir von zahlreichen Abbildungen auf Rollsiegeln seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. sowie auf schwarzen, wesentlich jüngeren kassitischen und babylonischen Grenzsteinen, Kudurrus genannt, formelhafte, gleichartige Darstellungen, die vereinzelt und schematisch offenbar den Grundkanon unserer Scheibenabbildung aus Mond, Sonne und einem Siebengestirn zeigen (Abb. 17). Im oberen Teil der Bildwerke befinden sich häufig ein horizontaler Sichelmond, eine Sonnenscheibe sowie die Plejaden, die als sieben Punkte dargestellt sind22. Das Siebengestirn tritt möglicherweise zum ersten Mal in den Siegeln des Mitanni Reiches (15oo–135o v. Chr.) auf. Hier reihen sich in der Regel sechs Sterne um einen zentralen Stern, so wie es auch bei unserer Darstellung der Himmelsscheibe der Fall ist. Der Beurteilung, ob es sich hier um ein einfaches Zierelement, eine Rosette oder die Plejaden handelt, wird aufgrund der Ähnlichkeit mit unserer Darstellung in Zukunft ein wesentliches Interesse zukommen. Auf späteren Rollsiegeln wird das Siebengestirn–dann auch sicher mit den Plejaden in Verbindung zu bringen– meist als zwei Reihen von drei Sternen dargestellt, der siebte Stern steht vor und zwischen diesen. Es wird inhaltlich, formal und chronologisch zu prüfen sein, inwieweit es sich hier tatsächlich um Einflüsse aus dem Nahen Osten nach Mitteleuropa handelt. Von den verschiedensten Autoren wurde immer wieder zurecht auf die im Fundmaterial gut Abb. 17 Vor allem auf vorderorientalischen Rollsiegeln kommen formelhaft immer wieder dieselben Himmelszeichen – Sonne, Mond, Sterne und Siebengestirn– vor. Auf zahlreichen Siegeln treten seit dem Mitanni Reich (1500–1350 v. Chr.) Rosetten auf, bei denen sich um einen zentralen Punkt sechs weitere gruppieren, wie wir es hier auf dem Siegel von Tell Fecherije (oben) sehen. Ob es sich dabei nur um ein Füllornament oder die Abbildung der Plejaden handelt, wird für die Beurteilung der Darstellung auf unserer Himmelsscheibe angesichts der erstaunlichen Ähnlichkeit wesentlich sein. Auf späteren Rollsiegeln wird das Siebengestirn eindeutig mit den Plejaden verbunden: Es wird in meist zwei Punktreihen wie auf dem Siegel von Nuzi (Mitte) abgebildet. Das Siegel von Tell Açana (unten) ist ein gutes Beispiel für Darstellungen, die mit Mond, Sonne und Siebengestirn die zentralen Elemente unserer Himmelsscheibe zeigen. 16 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 belegbaren Fernbeziehungen während der frühen und mittleren Bronzezeit zwischen Mittelund Nordeuropa und dem Vorderen Orient hingewiesen23. Am eindrucksvollsten werden sie durch nordische Klappschemel der Periode II belegt, die auf ägyptische oder ostägäische Vorbilder zurückgehen (Schauer 1985, 158–16o Abb. 3o). Für Mitteldeutschland zeigen neben zahlreichen anderen Belegen vor allem der Hortfund von Kyhna, Ldkr. Delitzsch, sowie der inzwischen verschollene Goldfund von Dieskau, Saalkreis, diese weiträumigen Beziehungen auf das deutlichste. In Kyhna fand sich eine geschlitzte Lanzenspitze, deren Vergleichsformen nur mit dem östlichen Mittelmeer in Verbindung gebracht werden können. Gleiches gilt für Dieskau: Der dort vorkommende silberne Ösenarmring hat seine direkte Entsprechung in einem Tempeldepot von Byblos (Libanon)24. Aus meiner Sicht ist es naheliegend, anzunehmen, daß neben Waren auch geistige Konzepte und religiöse Vorstellungen über weite Entfernungen nach Mittel- und Nordeuropa kamen. Hier wird uns die Darstellung auf der Himmelsscheibe mit dem über den nächtlichen Himmelsozean zwischen Sonnenauf- und -untergang pendelnden Schiff erneut Anlaß geben, z. B. über die immer wieder diskutierten möglichen Einflüsse Ägyptens und des Vorderen Orients auf die europäische Bronzezeit nochmals intensiv nachzudenken. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Abbildung auf der Himmelsscheibe wie eine Darstellung der Nachtfahrt der Sonne – eines der zentralen Motive der ägyptischen Religion – wirkt. Dabei ist man als Archäologe angesichts offenbar bestehender Beziehungen eher geneigt, an Übermittlung durch Kontakte als an eine unabhängige Entstehung des doch komplexen Bildes zu denken. Gleiches gilt für die sehr formelhafte und stilisierte Darstellung der astronomischen Elemente, besonders für die spezifische Anordnung der Plejaden als Rosette um einen mittleren Stern. Selbstverständlich ist hier nicht von einer einfachen Übernahme religiöser Vorstellungen auszugehen. Dies zeigt besonders deutlich das Vorkommen des die Sonne ziehenden Pferdes vor allem in der nordischen Bronzezeit, da das Pferd z. B. in der ägyptischen Religion keine Rolle spielt. »Das lebensspendende Gestirn fuhr in rossebespannten Wagen über das Firmament und kehrte auf dem Meerstrom, der die Erdscheibe umgab, im Schiff zurück« meinte Kossack (1999, 186). Wenn das stimmt, dann muß es bis zur Spätbronzezeit, auf die er sich bezieht, zu einer synkretistischen Eigenschöpfung gekommen sein, deren Ursprünge sich möglicherweise in der Himmelsscheibe finden lassen. Die Himmelsscheibe von Nebra ist also nicht nur in archäologischer, sondern auch in astronomie- und religionsgeschichtlicher Hinsicht ein BEITRÄGE europäischer Schlüsselfund, der uns letztlich neue Fragen und Antworten zu älteren Funden und Befunden wie z. B. Stonehenge, das ja in seiner Endausbauphase ebenfalls in das 16. Jh. datiert, liefern wird. d. Schwerter, Beile, Meißel und Armspiralen Auf die übrigen Funde soll an dieser Stelle nur in aller Kürze eingegangen werden. Angesichts der Bedeutung der Scheibe ist leicht zu übersehen, daß es sich auch bei den Schwertern um herausragende Stücke handelt. Dies zeigen am eindrucksvollsten die Verzierungen aus Goldblech an den Griffen und die Ziertechnik von Klinge und Griff. Beide Schwerter sind sich äußerst ähnlich. Sie verfügen über eine ca. 36 cm lange Klinge und nur eine Griffschale, die mit jeweils vier Nieten an der Klinge befestigt ist. Abdrücke auf der Klingenrückseite sowie die unbeschädigten Niete eines Schwertes zeigen, daß die zweiten Griffhälften offenbar aus organischem Material bestanden und deshalb nicht erhalten sind25. Besonders auffällig ist, daß die Griffe und Klingen unserer beiden Schwerter mit Tauschierungen verziert sind (Abb. 18 und 19). Die lanzettförmigen Klingentauschierungen sind von feinen Rillen begleitet. Einzige Ausnahme bildet eine gewellte Tauschierung entlang der Mitte des Klingenrückens bei einem der Stücke. Die Schwertgriffe enthielten im Inneren Knochen, wie geringe anhaftende Reste belegen. Metrische Vergleiche mit anderen Schwertern und technische Überlegungen legen nahe, daß die Goldapplikation direkt zwischen Griffmittelstück und Schwertknauf saß (Abb. 18). Formal gehören die Schwerter zu den sogenannten Apa-Schwertern, die ihren Ursprung im Raum zwischen mittlerer Donau und Theiß, also dem heutigen Ungarn und Rumänien haben26. Ein weiterer Schwerpunkt, allerdings importierter oder nachgefertigter Stücke, liegt im heutigen Dänemark. Wo unser Stück hergestellt wurde, ist aufgrund des bislang bekannten Materials nicht sicher zu entscheiden. Möglicherweise gelingt eine Eingrenzung durch detaillierte technische Untersuchungen. Eine einheimische Herstellung ist aufgrund formaler Gesichtspunkte durchaus denkbar, allerdings stellt sich hier die Frage nach der Kenntnis der Tauschiertechnik. Wunderlich und Pernicka haben zu Recht auf die herstellungstechnischen Probleme der Tauschierungen verwiesen. Tauschierungen kommen im frühbronzezeitlichen Europa außerhalb der ostmediterranen Gebiete nur äußerst selten vor und werden dann zumeist in Verbindung mit den bekannten Funden aus den mykenischen Schachtgräbern gebracht, in denen sich äußerst kunstvoll tauschierte Dolche gefunden haben, die ebenfalls in das 16. Jh. v. Chr. datieren27. Die Technik selbst setzt im Vorderen Orient spätestens mit den prachtvollen Funden aus den Gräbern von Alaca Höyük im späten 3. Jahrtausend v. Chr. ein28. Aufgrund der relativ einfachen Verzierung ist eine Herstellung in Griechenland eher unwahrscheinlich. Bei den beiden Beilen handelt es sich um Randleistenbeile mit leichter Rast vom Typ Bühl, die an das Ende der Frühbronzezeit in die Stufe A 3 zu datieren sind. Die Verbreitung der Beile weist nach Norden mit Schwerpunkten im unteren Elbeund Odergebiet (Rittershofer 1983, 183 ff. Abb. 3). Bei dem Knickrandmeißel mit verbreitertem Schäftungsbereich handelt es sich um eine späte Variante, die, wie die Beile, an die Wende von der frühen zur mittleren Bronzezeit zu datieren ist (Zich 1996, 214 f. Karte 97). Meißel diesen Typs sind in lockerer Streuung vom Nordharz bis nach Polen verbreitet. Die Armspiralen sind infolge der Fundgeschichte und ihrer Fragilität überwiegend modern in zahlreiche Stücke zerbrochen. Ursprünglich handelte es sich wohl um zwei einfache Armspiralen, die in der nördlichen Aunjetitzer Kultur häufiger vorkommen. Sie sind fast nur in Hortfunden belegt. Ein Verbreitungsschwerpunkt befindet sich in Mitteldeutschland, so daß also auch hier von einer einheimischen Form ausgegangen werden sollte (Zich 1991, 2o7f. Karte 94). Der Fundort Grundlage der behördlichen Aktivitäten von Seiten Sachsen-Anhalts war die glaubhafte Nennung der Herkunft des Fundes durch die Verkäufer in Berlin. Im Laufe der Ermittlungen bestätigten sich diese Hinweise. Allerdings konnte die exakte Abb. 18 Schwert aus dem Bronzefund von Nebra. Da die goldene Griffverzierung vermutlich – wie hier rekonstruiert – zwischen Knauf und Mittelteil saß, gibt das Foto wahrscheinlich den ursprünglichen Eindruck wieder. Abb. 19 Die Klingen der Bronzeschwerter sind mit einem Kupferstreifen tauschiert. Die Herkunft dieser Verzierung ist letztlich unklar, da sie in Mitteleuropa nicht gebräuchlich war. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 17 BEITRÄGE Abb. 20 Der Mittelberg bei Nebra. Vom Mittelberg, der die Unstrutaue überragt, hat man einen hervorragenden Fernblick bis zum Brocken oder dem Kulpenberg, hinter deren Spitzen vom Mittelberg aus gesehen am 21.06. bzw. am 01.05. die Sonne untergeht. Abb. 21 Der Befund auf dem Mittelberg, aus dem vermutlich der Bronzefund stammt. Deutlich sind das dunkel verfärbte Raubgräberloch sowie die noch ungeöffnete Steinkiste zu erkennen. 18 Fundstelle lange nicht ermittelt werden, da sie den in Basel festgesetzten Personen offenbar unbekannt war. Auf dieser Grundlage mußte nach Sicherstellung der Funde noch für einige Monate von dem juristischen Fundort Sangerhausen ausgegangen werden, ohne die genaue Fundstelle zu kennen. Dieser Umstand war äußerst unbefriedigend, da die Fundstelle stets den entscheidenden Schlüssel zum Gesamtkontext des Fundes darstellt. Im Laufe der Ermittlungen gelang es dem Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, die Fundstelle auf dem Mittelberg (Ldkr. Burgenlandkreis, Ldkr. Merseburg-Querfurt) im Ziegelrodaer Forst zu orten (Abb. 2o). Ein Vergleich der Bodenproben auf den Funden mit Bodenproben vom Mittelberg ergab eine signifikante Übereinstimmung. Der Fundort war mit hoher Wahrscheinlichkeit ausfindig gemacht, allerdings fehlte noch die Kenntnis des punktgenauen Fundplatzes. Dies war aber Voraussetzung für die geplanten und notwendigen Nachgrabungen zur Klärung des genauen Befundes. Der exakte Nachweis der Fundstelle gelang erst durch die Aussage eines der Beteiligten. Seit dem 2o. August führte das Landesamt Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002 für Archäologie auf einer 5o m x 2o m großen Fläche auf dem Mittelberg entsprechende Nachgrabungen sowie umfangreiche Vermessungen der oberirdisch sichtbaren Anlage durch. Es handelt sich dabei um einen im Durchmesser ca. 16o m großen, nur noch schwach sichtbaren Ringwall mit vorgelagertem flachem Graben, der die Hügelkuppe einfaßt. Zu beiden Seiten waren im Vorfeld Abschnittswälle angelegt, die offenbar ebenfalls auf die Bergkuppe bezogen sind. Aufgrund der Topographie und Lage der Wälle ist kaum von einem fortifikatorischen Zweck der Anlage auszugehen. Im Befund selbst zeichnet sich der Eingriff der Raubgrabung deutlich ab (Abb. 21). Auch aufgrund seiner Größe war dort eine Deponierung des vorliegenden Fundes mit Scheibe ohne weiteres möglich. Der moderne Raubgrabungsbefund greift randlich in eine ungeordnete Steinkiste ein, deren Material aus dem anstehenden Buntsandstein gewonnen wurde. Ein weiteres Indiz für die Authentizität der Stelle ist der Nachweis durch Werkzeugabdrücke. Die Raubgrabungen wurden nachweislich mit einem spitzen Gerät, etwa einem Zimmermannshammer, durchgeführt. Obwohl die Steinkiste bei Abfassung des Manuskriptes noch nicht geöffnet worden war, spricht momentan nichts für die Herkunft des Fundes aus einem frühbronzezeitlichen Fürstengrab, da die zugehörige Grabarchitektur fehlt. Es könnte sich also bei aller gebotenen Vorsicht um einen Depotfund handeln. Besonders bemerkenswert ist die von Prof. Dr. Schlosser entdeckten Sichtachse, mit der sich vom Mittelberg aus an dem wichtigen Datum des 21.o6. der Sonnenuntergang hinter dem Brocken im Harz beobachten läßt. Damit ist der Fund, der ja an den BEITRÄGE Enden der Horizontbögen ebenfalls dieses Datum zeigt, eindeutig auf den Fundort bezogen und gewinnt so den Charakter eines vorgeschichtlichen Observatoriums mit dazugehörigem Kultgerät. Weiteres Vorgehen Nachdem der Fund bereits vier Wochen nach Erhalt im März 2oo2 in einer Sonderausstellung des Landesmuseums gezeigt wurde, soll er zusammen mit den relevanten Vergleichsfunden Ende 2oo4 im Rahmen einer eigenen Landesausstellung zu sehen sein. Bis dahin werden die umfangreichen naturwissenschaftlichen sowie die notwendigen archäologischen Untersuchungen durchgeführt. Diese sollen vor der Ausstellung und vor allem im Zusammenhang mit einem geplanten internationalen Kongreß als Katalogband erscheinen. Über die laufenden Arbeiten berichten wir im Internet unter www.archlsa.de/sterne. 1 Vorab möchte ich all jenen danken, die durch ihr außergewöhnliches Engagement verhindert haben, daß der hier kurz vorgestellte Fund in unrechtmäßige Hände gelangte. Dabei sind besonders die zuständigen Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Halle, des Landeskriminalamtes SachsenAnhalt, des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt und der Staatsanwaltschaft Basel, Herr Prof. Dr. Reichstein sowie diejenigen Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt zu nennen, denen der Fund bekannt war. 2 Eine kurze Einsicht in die Rubrik »Fundumstände« des Ausstellungskataloges »Schönheit, Macht und Tod« zeigt dies für die wichtigsten mitteldeutschen Funde übersichtlich: Meller 2oo1, 4o–29o. 3 Eine ausgezeichnete Übersicht zur Problematik Metallsonden und Raubgrabungen sowie zu den gravierenden Folgen für die archäologische Denkmalpflege bietet Zanier 2oo1. 4 Bislang wurde der Fund der Öffentlichkeit v. a. in zwei Pressekonferenzen am 28.o2.o2 und am 25.o9.o2 sowie in einer Ausstellung vom 14.–28.o4.o2 vorgestellt. In Fachpublikationen kam es nur zu kurzen Mitteilungen: Meller 2oo2, Meller 2oo2a. 5 Eine Fundzusammensetzung aus Schwertern/Dolchen, Beilen und Meißel ist auch in deren Dopplung in der Frühbronzezeit nicht ungewöhnlich, sondern kennzeichnet gerade die mitteldeutschen Fürstengräber, die allerdings älter als unser Fund sind. Das bekannteste Beispiel ist hier das Grab von Leubingen (Höfer 19o6). Aus chronologischer Sicht lassen sich die Beifunde klar einem Horizont zuweisen, so daß auch hier ein Hinweis auf die Zusammengehörigkeit vorliegt. 6 Zur Stufe A 3: Rittershofer 1983, 139–4o5. Zur absoluten Chronologie: Innerhofer 2ooo, 241 ff.; 27o ff. 7 Zur Technik der Tauschierung allgemein: La Niece/Craddock 1993. 8 Über die Fund- und Veräußerungsgeschichte gab die Staatsanwaltschaft Halle anläßlich einer Pressekonferenz am 25.o9.2oo2 in Nebra einen ersten Überblick. 9 Ein ausgezeichneter Überblick über mittel- und nordeuropäische bronzezeitliche Schiffsdarstellungen ausgehend von Rasiermessern findet sich bei Kaul 1998. 1o Zusammenfassend hierzu: PfeifferFrohnert 1997, 455 ff. 11 Zur hethitischen Verbindung: Schauer 1985, 131 ff. Abb. 5–7. Zur einheimischen Fertigung: Kaul 1998, 73 ff. 12 Am übersichtlichsten Vulpe 197o, Taf. 15,24o; 19,293–294.298; 55,3o3; 57,238.24o; 58–62; 69,A3–4; 71,A1; 72,A1–3; 73,B7; 74,B1. 13 Ekschmitt 1993, 58 ff. Abb. 26; Broodbank 1998, 319–337. 14 Müller-Karpe 1974, Taf. 37o,26; 378,12; McGrail 2oo1, 112 Fig. 4,16; Nilsson 1967, Taf. 26,1.3.5; 12,6; 19,1. 15 Ekschmitt 1998, 115 Abb. 46; McGrail 2oo1, 116 Fig. 4,2o; 4,21. 16 Müller-Karpe 198o, Taf. 2; 3–5; 9; 14; 17; 19; 21; 31; 46–5o; 72; 8o–81; Erman/Ranke 1987, Abb. 241-248; Müller-Karpe 1974, Taf. 24; 31; 4o; 43–48; 55–59; 62–68; 71; 74; 76–83; 87; 89; 92–98; 1o9; 122; 124; 134–14o; 145; 147; 15o; 152; McGrail 2oo1, 55 ff. 17 Eine kurze Darstellung der Vorstellungen, die hinter der Fahrt mit Tagesund Nachtbarke stehen in: Lexikon der Ägyptologie V, 1984, s.v. Sonnengott, 1o87–1o94. 18 Müller-Karpe 1974, Taf. 179 f.; 19o; 212; 236; 241; Parrot 1983, Abb. 3o6–3o7; 34o; Black/Green 1992, s. v. Boats of the Gods. 19 Knape/Nordström 1994; Bünker 1914, 317 ff. 2o Black/Green 1992, s.v. Solar Disc, Standards, Staves, Scepters of Gods. 21 Zu den astronomischen Decken siehe Lexikon der Ägyptologie I, 1975, s.v. Astronomie, 511–514. 22 Müller-Karpe 198o, Taf. 96–97; 1o1; 1o7-1o8; 163; 184; Müller-Karpe 1974, Taf. 242; 292; 296; Black/Green 1992 s.v. Seven Dots. 23 Zusammenfassend: Schauer 1984; Schauer 1985; Gerloff 1993. 24 Coblenz 1986; Gerloff 1993, 62 ff. 25 Die übrigen Schwerter des Typs Apa verfügen entweder über einteilige Griffe oder Vollgriffe aus zwei Seitenschalen. Häufiger sind auch Griff und Klinge in einem Stück gegossen. Eine unserem Schwert vergleichbare Konstruktion befand sich in einem Hügelgrab bei Rastorf (Schleswig–Holstein): Bokelmann 1977, 9o–99 Abb. 8,1. 26 Bader 1991, 37 ff.; Kemenczei 1991, 8 ff.; v. Quillfeldt 1995, 25 ff.; Hänsel 2ooo, 31 ff. 27 Der bekannteste frühbronzezeitliche tauschierte Fund aus Mitteleuropa ist das Beil von Thun-Renzenbühl. Es handelt sich hierbei um ein Randleistenbeil, in dessen Klinge beidseitig ein Kupferband mit Goldstiften eingelegt ist: Strahm 1965/66, 321–371 Abb. 1; Strahm 1972, 99–112. Ähnliche tauschierte Einlagen von Goldpunkten fanden sich auf dem Randleistenbeil von Wilsford G 5 und einem Dolch von Priziac in der Bretagne: Clarke/Cowie/Foxon 1985, 115 Abb. 4,42; 138 Abb. 4,74. Zum Problem der mykenischen Verbindungen, besonders aber zu einem anderen tauschierten Schwert von »Marais de Nantes« (Frankreich): Schauer 1984, 175 ff. Abb. 42; Farbtaf. I; Taf. 3o–31. 28 Bittel 1976, 35 Abb. 16; 45 Abb. 28. Aner/Kersten 1976 E. Aner/K. Kersten, Die Funde der älteren Bronzezeit des nordischen Kreises in Dänemark, Schleswig-Holstein und Niedersachsen 2 (Neumünster 1976). Bader 1991 T. Bader, Die Schwerter in Rumänien. PBF IV 8 (Stuttgart 1991). Bittel 1976 K. Bittel, Die Hethiter. Die Kunst Anatoliens vom Ende des 3. bis zum Anfang des 1. Jahrtausends vor Christus. Universum der Kunst (München 1976). Black/Green 1992 J. Black /A. Green, Gods, Demons and Symbols of Ancient Mesopotamia. An Illustrated Dictionary (London 1992). Bokelmann 1977 K. 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