Editorial
5
Harald Meller, Thomas Weber
Vorwort der Herausgeber
Beiträge
7
Harald Meller
Die Himmelsscheibe von Nebra –
ein frühbronzezeitlicher Fund von außergewöhnlicher Bedeutung
21
Wolfhard Schlosser
Zur astronomischen Deutung der Himmelsscheibe von Nebra
24
Ernst Pernicka, Christian-Heinrich Wunderlich
Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Funden von Nebra
32
Gerd Seidel
Kleindenkmale im Burgenlandkreis. Eine notwendige Polemik
34
Aribert Weigelt
Alte und neue Fernverkehrswege in Bezug zur städtebaulichen
Raumbildung im mitteldeutschen Raum
38
Stefan Tebruck
Die Neuenburg über Freyburg/Unstrut und die Landgrafen
von Thüringen im 12. und 13. Jahrhundert
46
Rudolf Drößler und Manuela Freyberg
Der Schweizer Archäologe Otto Hauser und die
»Wissenschaftliche Privatsammlung Otto Hauser« in Zeitz
51
Roman Mischker
Montanarchäologie im Landesamt für Archäologie
61
Alfred R. Volker
Geophysik im Dienste der Archäologie
63
Edgar Lahman und Heiko Meyer
Der Verein »Junge Archäologen der Altmark e. V.«
67
Rosemarie Leineweber
Archäologie – jung geblieben. Zum 30jährigen Jubiläum des Vereins
»Junge Archäologen der Altmark e. V.«
71
Hans-Joachim Jilo
Recherchen über ein frühbronzezeitliches Gräberfeld in Bergwitz, Ldkr. Wittenberg
73
Wolfgang Donath
Latènezeitlicher Gürtelbehang vom Weinberg Pettin
74
Kurt Klausnitzer
50 Jahre Bodendenkmalpflege
I N H A LT
77
Hans-Joachim Jasiulek
Drei Jahrzehnte als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger
80
Renate Völker
Späte Liebe Archäologie – und das ausgerechnet im fundleeren Harzgebiet
83
Christian-Heinrich Wunderlich
»Lightkultur«: Fettnäpfchen, Tranfunzeln und Armleuchter. Vorgeschichtliche Beleuchtungstechnik in der Museumsnacht
95
Dieter Kaufmann
Das Landesmuseum für Vorgeschichte in den Halleschen Museumsnächten
97
Johanna Brabandt
Der Tag des offenen Denkmals 2000 und 2001
100 Johanna Brabandt
Verleihung des Denkmalpreises des Landes Sachsen-Anhalt in den Jahren 2000 und 2001
103 Johanna Brabandt
Deutscher Preis für Denkmalschutz 2001 an Wernfried Fieber verliehen
105 Berthold Schmidt
Rudolf und Margarete Allmann – Zum Gedenken
108 Andreas Hille
Nachruf auf Werner Helmecke
Grabungsberichte
111 Cornelius Hornig
Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Dessau
120 Thomas Weber
Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Magdeburg
128 Matthias Becker
Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk Halle
136 Hans Joachim Behnke
Eine vorgeschichtliche Fundgrube: Zur Rettungsgrabung in einer Baugrube
der Freyburger Innenstadt, Steinstraße 9, Burgenlandkreis, im Jahr 2001
144 Andreas Siegl
Ein neues Steinkistengrab der Saalemündungsgruppe bei Drosa, Ldkr. Köthen
153 Tanja Krecher-Autze
Eine Siedlung der älteren vorrömischen Eisenzeit bei Gardelegen, Ldkr. Salzwedel
157 Kirstin Funke
Archäologische Untersuchungen bei Gröna und Aderstedt
161 Holger Trimpert
Domimmunität und barocker Garten. Archäologische Untersuchungen
vor der Orangerie des Schlosses Moritzburg in Zeitz, Burgenlandkreis
169 Holger Rode
Eine archäologische Untersuchung im Schloß Trebitz, Ldrk. Wittenberg
174 Heiko Breuer
Ein mittelalterlicher Schuh der Grabung im Schloß Trebitz, Ldkr. Wittenberg
I N H A LT
176 Axel Lungershausen
Vorbericht über die Grabung in der Badergasse von Hohenmölsen, Ldkr. Weißenfels
183 Christian Gildhoff
Archäologische Beobachtungen zur Baugeschichte der Westerburg im Kreis Halberstadt
190 Uwe Moos
Neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte von Weißenfels
196 Rainer Kuhn
Ausgrabungen im Bereich zwischen Dom und Landtag
im südlichen Stadtzentrum von Magdeburg
201 Brigitta Kunz
Archäologische Ausgrabungen am Magdeburger Domplatz
im Bereich des Breiten Weges 5–7
205 Cornelius Hornig
Der Einbaum von Muldenstein, Ldkr. Bitterfeld
210 Hartmut Bock
Grundrißgrabung eines niederdeutschen Hallenhauses im Rundling Maxdorf (1996–2000)
215 Hans Joachim Behnke
Rettungsgrabung auf der Strommastentrasse Reinsdorf-Wischroda
in Bad Bibra, Burgenlandkreis, im Jahr 2000
223 Ralf Küchenmeister
Die Ergebnisse der Grabungen entlang der Ortsumfahrung Freyburg, Burgenlandkreis
228 Norbert Piller
Rarität aus dem Brunnenschacht. Ausgrabungen an der Erdgasleitung JAGAL
231 Katrin Bemmann
Die Dorfwüstung von Großzöberitz. Eine JAGAL-Grabung im Landkreis Bitterfeld
234 Ines Gerhardt und Ralf Küchenmeister
Vorbericht zu den Grabungen entlang der Rohstoffpipeline Rostock-Böhlen (RRB),
Baulos 1, zwischen Zscherben, Saalkreis, und Kleingörschen, Ldkr. Weißenfels
247 Helge Jarecki und Renate Schafberg
Gewinne und Verluste einer Trassengrabung.
Die mehrperiodige Fundstelle Gröbers 6 im Saalkreis
263 Helge Jarecki
Luftbild und archäologischer Befund: eine Gegenüberstellung
267 Ulrike Petersen und Michael Krecher
Die Ausgrabungen an der Ortsumgehung Wolmirstedt. Ein Vorbericht
Mitteilungen
273 Cornelia Johansen
10. Mitgliederversammlung der Archäologischen Gesellschaft
am 24. und 25. März 2001 auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut
277 Bernd W. Bahn
Exkursion der Archäologischen Gesellschaft im Gebiet östlich von Freyburg/Unstrut
280 Bernd W. Bahn
Außerordentliche Mitgliederversammlung der Archäologischen Gesellschaft
am 15. September 2001 in Halberstadt
I N H A LT
282 Bernd W. Bahn
Herbstexkursion der Archäologischen Gesellschaft zum Grabungsgebiet B6n
285 Wernfried Fieber
Die Archäologische Gesellschaft besucht die Ausstellung
»Otto der Große, Magdeburg und Europa«
Fundmeldungen
Aktuell
287 Ausgrabungen, Befunde, Funde und inventarisierte archäologische Denkmale
321 Kalender
322 Publikationen
323 Personalia
324 Autorenverzeichnis
Die Himmelsscheibe von Nebra –
ein frühbronzezeitlicher Fund von
außergewöhnlicher Bedeutung1
Harald Meller
Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt,
Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie hinabgehn;
Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage beisammen
Eingehüllt, doch wenn sie wieder im kreisenden Jahre
Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen:
Also ist es Brauch bei Feldbau ...
Hesiod, Werke und Tage, Vers 383–388
Einleitung
Es gehört zu den Grundphänomenen der Archäologie, daß außergewöhnlich bedeutende Funde
seltener in regulären Grabungen als vielmehr häufig zufällig und meist unsachgemäß geborgen wurden2 . Bis in das späte 2o. Jh. geschah dies meist
bei Erdarbeiten, wenn nicht gerade gezielt in obertägig sichtbare Denkmäler wie z. B. Hügelgräber
absichtlich eingegriffen wurde.
Mit der Entwicklung und Verbreitung leistungsfähiger Metallsonden änderte sich das schlagartig. Seitdem streifen Hobby-Archäologen durch
Fluren und Wälder, um dem Zufall mit immer
leistungsfähigeren Geräten nachzuhelfen3. Durch
gezielte Begehungen von Sondengängern wurden
viele bekannte Bodendenkmäler Westdeutschlands weitgehend ausgeplündert. In Ostdeutschland war dies erst nach der Vereinigung der beiden
deutschen Staaten und dem Erwerb entsprechender Geräte in größerem Umfang möglich. Wie in
den meisten anderen Lebensbereichen wurde auch
hier die Entwicklung des Westens in rascher Folge
nachvollzogen. Bekannte Denkmäler, wie z. B. der
kleine Gleichberg in Thüringen, sind trotz etlicher
Festnahmen durch die Polizei infolge von Raubgrabungen immer wieder tiefgreifend gestört worden (Kapff 2oo2, 4).
Vorerst gänzlich von der Fachwelt unbemerkt,
gelang es zwei Sondengängern 1999 in einer prähistorischen Wallanlage im südlichen SachsenAnhalt, einen jener auch in Zeiten von Metallsonden äußerst seltenen »Jahrhundertfunde« zu
entdecken, dessen Bedeutung sie aber, wie ihr
weiteres Vorgehen zeigte, offenbar nicht richtig
einschätzen konnten. Unüblich war in diesem
Fall auch, daß es – wenn auch erst Jahre später –
gelang, den Fund polizeilich sicherzustellen, dem
zuständigen Landesmuseum zu übergeben und
die gesamte Fundgeschichte – Raubgrabung, Kauf
und Wiederverkauf –, die daran beteiligten Personen und damit auch den Fundort zu ermitteln.
Fundgeschichte
Bei einem Besuch im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin im Mai 2oo1 zeigte mir der Direktor des Museums, Wilfried Menghin, mehr als
ein Dutzend Abzüge von Amateurfotos, die unscharf, aber eindeutig zu erkennen, einen der spektakulärsten archäologischen Funde zeigten, den
wir je gesehen hatten. Neben zwei Schwertern,
zwei Beilen und Bruchstücken von Armspiralen
lag auf einem Frotteehandtuch eine etwa 3o cm
große Bronzescheibe, auf der offenbar in Form
von Goldauflagen eine konkrete Darstellung von
Sonne, Mond und Sternen angebracht war. Dieser Fund war nach dem Vorzeigen der vorliegenden Fotos Wilfried Menghin 1999 für 1 Mio.
DM zum Kauf angeboten worden. Auf seine Nachfrage, woher der Fund käme, nannten die Anbieter die Stadt Sangerhausen in Sachsen-Anhalt.
Mit dieser eindeutigen Aussage zum Fundort war
der Fund nicht mehr legal handelbar, da in Sachsen-Anhalt das Schatzregal (§ 12 DenkmSchG) gilt,
wonach bewegliche Kulturdenkmale »mit der Entdeckung Eigentum des Landes« werden, »wenn
sie einen hervorragenden wissenschaftlichen
Wert haben«.
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
7
BEITRÄGE
Abb. 1 Der Bronzefund mit Himmelsscheibe in ungereinigtem
und unrestauriertem Zustand
unmittelbar nach der Überstellung an das Landesmuseum für
Vorgeschichte im März 2002.
8
Prof. Dr. W. Menghin wies infolgedessen das
Kaufangebot mit Hinweis auf das Eigentumsrecht
des Landes Sachsen-Anhalt zurück. Seitdem, also
seit mehr als drei Jahren, war die Spur des einmaligen Fundes verloren. Sollte der Fund auf
den Fotos echt sein, so war seine Bedeutung für
die Archäologie weit über Deutschland hinaus
so außergewöhnlich, daß von Seiten des rechtmäßigen Eigentümers, dem Land Sachsen-Anhalt,
alles unternommen werden mußte, damit der Fund
in das zuständige Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle kam und der Öffentlichkeit und
Wissenschaft zugänglich gemacht werden konnte.
An der geplanten Rückführung waren die
Sicherheitsbehörden von Anfang an beteiligt, da
der Erwerb nicht etwa durch tatsächlichen Ankauf, sondern, wenn irgend möglich, durch Ermittlung der momentanen »Besitzer« und Sicherstellung der Funde erfolgen sollte. Naturgemäß
gestalteten sich diese Ermittlungen nicht nur aufgrund der inzwischen verstrichenen Zeit, sondern auch wegen der Schwierigkeit, die entsprechenden Kontakte zu den momentanen, sehr
vorsichtig agierenden Besitzern herzustellen, als
äußerst schwierig.
So dauerte es neun Monate, ehe es im Untergeschoß eines Baseler Hotels zum Zugriff durch
die deutsche und schweizerische Polizei kommen
konnte. Dabei und bei einer darauffolgenden Hausdurchsuchung in Deutschland konnte der gesamte
auf den Berliner Fotos abgebildete Fund sichergestellt werden. Er wurde am 1o. März 2oo2 durch
das Amtsgericht Halle dem Landesmuseum für
Vorgeschichte Halle ausgehändigt.
Zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Fragen nach Tätern, eventuellen Hehlern, Echtheit
und Zusammengehörigkeit des Fundes sowie nach
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
dem exakten Fundort und den Fundumständen,
speziell nach der genauen Art des Befundes, offen. Die Mehrzahl dieser Fragen ist inzwischen,
etwas mehr als ein halbes Jahr später, geklärt.
Der Fund
a. Echtheit, Zusammengehörigkeit, Datierung
Zu dem Fund (Abb. 1) gehören neben der Scheibe
selbst zwei Schwerter, zwei Randleistenbeile, ein
Knickrandmeißel sowie mehrere Bruchstücke
von wahrscheinlich ursprünglich zwei Armspiralen4. All diese Funde bestehen aus Bronze. Je
zwei flache Ringe aus dünnem Goldblech dienten als Griffverzierung der Schwerter. Dazu kommen noch zwei kleine zusammengefaltete Goldbleche sowie ein kleines rundes Goldblech, bei
dem es sich eindeutig um die Auflage des von
der Bronzescheibe abgefallenen Sternes handelt.
Die zusammengestauchten Bleche passen vermutlich in den Ausriß des großen runden Goldobjektes auf der Scheibe.
Da die Funde nicht aus einer wissenschaftlichen Grabung stammen und durch mehrere Hände gingen, stellte sich die Frage nach ihrer Echtheit sowie nach ihrer Zusammengehörigkeit.
Davon hing letztlich auch die Datierung der Bronzescheibe ab, da dieser singuläre Fund als Einzelfund nicht hinreichend genau zu datieren wäre.
Die Wahrscheinlichkeit einer Fälschung der
Bronzescheibe wurde durch die Untersuchungen
von E. Pernicka an der TU Freiberg sowie durch
C.-H. Wunderlich vom Landesmuseum für Vorgeschichte deutlich negativ beschieden (siehe Beitrag Pernicka/ Wunderlich in diesem Band).
Bei den Beifunden stellte sich die Frage nach
der Echtheit kaum, hätte doch hier der Fälschungsaufwand den möglichen Gewinn aus einer Veräußerung überstiegen. Mit denselben Argumenten wie
bei der Bronzescheibe läßt sich, gestützt durch
die archäologischen Untersuchungen, auch hier
die Originalität belegen.
Die Zusammengehörigkeit der Funde ist naturgemäß schwieriger nachzuweisen. Grundsätzlich
ist zu befürchten, daß Raubgräber oder Hehler
zum Zwecke der besseren Verkäuflichkeit zu exzeptionellen Einzelfunden datierende Beifunde ergän
zen, um so den Wert des Gesamtfundes zu erhöhen. Diese Praxis wurde mir bei der Recherche
nach dem vorliegenden Fund eindrucksvoll geschildert. Zu Goldfunden, etwa Goldschalen, die
in der Bronzezeit immer wieder ohne Beifunde
vorkommen, gibt man »Grünzeug« –gemeint sind
Bronzefunde mit ihrer charakteristischen grünen
Patina–, da sich dann die Archäologen der aufkaufenden Museen über die Einbindung in einen
Fundkontext freuen würden.
Aus mehreren Gründen ist allerdings davon
auszugehen, daß dies beim vorliegenden Fund
BEITRÄGE
nicht der Fall ist. Es deutet vielmehr alles darauf
hin, daß die Stücke tatsächlich ursprünglich zusammengehören.
Bereits auf den ersten uns bekannten Fotos,
die die Scheibe noch im ungereinigten Zustand
mit Kratzern durch das Grabungsgerät zeigen,
war der Fund in der heutigen Zusammensetzung
zu sehen. Den Käufern des Fundes war bei dieser starken Verschmutzung der Wert der Bronzescheibe wahrscheinlich nicht bekannt. Wesentlich ist, daß die Funde bei Sicherstellung nur
teilweise gereinigt waren. Die anhaftenden Bodenreste sind nach den Untersuchungen von W. Lichtenberg und C.-H. Wunderlich (Landeskriminalamt und Landesmuseum für Vorgeschichte) derart
identisch, daß von einer Zusammengehörigkeit
ausgegangen werden muß. Eine nachträgliche Anbringung des Bodens zum Zwecke der Täuschung
ist aufgrund der beobachteten äußerst festen Verbindung mit der Metalloberfläche mehr als unwahrscheinlich.
Für die Zusammengehörigkeit der Funde sprechen auch archäologische Argumente. Das Fundinventar ist chronologisch und kulturgeschichtlich in sich schlüssig5. Das eindeutigste Indiz geben
uns die Schwerter an die Hand. Sie sind mit ihrer tauschierten Klingenverzierung und Goldauf-
lage auf den Griffen so singulär, daß es selbst
für einen Händler mit Zugriff auf den gesamten
»Markt« kaum möglich wäre, solch seltene und
kostbare Funde zu finden. Er hätte sich mit Beilen, Meißeln und Armspiralen, die wesentlich
häufiger vorkommen, als Beifunde begnügen
müssen.
Mit dem Nachweis der Zusammengehörigkeit
des Fundes ist eine relativ genaue Datierung der
Niederlegung der Bronzescheibe möglich. Sowohl
die beiden Schwerter als auch Beile und Meißel
gehören an den Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit, in die sogenannte Stufe A 3, und werden damit an das Ende des 17. und in die erste
Hälfte des 16. Jh. v. Chr. datiert6.
b. Die Bronzescheibe
Der Durchmesser der nicht ganz exakt runden
Bronzescheibe schwankt zwischen 31 und 32 cm
(Abb. 2). Die Dicke nimmt von außen nach innen
von ca. 1,5 mm auf ca. 4,5 mm zu. Das Gewicht
beträgt im momentanen Zustand der Teilrestaurierung ca. 2o5o g. Auf die Scheibe waren 37 Goldbleche mit einer Dicke von ca. o,4 mm tauschiert.
Sie waren mit ihren Rändern in erst nach dem
Guß gezogene Rillen getrieben worden. Darüber
Abb. 2 Die Himmelsscheibe von
Nebra in gereinigtem Zustand.
Die Orientierung richtet sich
nach der aufgrund der rezenten
Beschädigung an der Oberseite
rekonstruierten Lage in der
Erde. Deutlich sind »Sonne«,
»Mond« und »Sterne« sowie dazwischenliegend die Plejaden
als Siebengestirn zu erkennen.
Der linke Horizontbogen ist
nicht mehr vorhanden, unter
dem rechten zeichnen sich die
Konturen zweier überdeckter
Sterne ab.
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
9
BEITRÄGE
Abb. 3 Das stark stilisierte Schiff
auf der Himmelsscheibe von
Nebra ist von einer Fiederung
umgeben, die für die Darstellung
von Schiffen in der
Bronzezeit typisch ist und mit
der wahrscheinlich Ruder angedeutet werden sollten. Dem
Schiff kommt eine besondere
Bedeutung als religiöses Symbol
zu, da es unbemannt zwischen
Sonnenauf- und Sonnenuntergang über den nächtlichen
Himmel fährt.
10
hinaus wurde der Rand der Scheibe umlaufend
mit mindestens 38 ca.2,5 mm messenden Löchern
von der Vorderseite her in recht regelmäßigen
Abständen gelocht.
Auf der unverzierten Rückseite sind die Spuren des Aushämmerns nach dem Guß deutlich
zu erkennen. Zudem zeichnen sich hier die auf
die Vorderseite tauschierten Goldbleche deutlich
ab7. Am Rand, auf Vorder- und Rückseite sowie
am größten Goldblech weist die Scheibe erhebliche Beschädigungen auf. Zudem sind die Goldauflagen zum Teil mit feinen Kratzern übersät,
die offenbar von einem modernen Reinigungsversuch stammen. Wie die Untersuchungen von
C.-H. Wunderlich, W. Lichtenberg und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle ergaben, wurden die erwähnten tiefgreifenden Beschädigungen ganz überwiegend durch die Raubgräber bei
der unsachgemäßen Bergung verursacht8. Bei der
»Grabung« im Zuge der Entdeckung zerschlugen
sie den Rand der Scheibe, das dort befestigte
Gold fiel ab. Zudem beschädigten sie die größte
Goldauflage und zerkratzten vor allem die Vorderseite der Scheibe mit einem spitzen Gerät, vermutlich einem Zimmermannshammer.
Die Goldapplikationen der Scheibe deutet man
auf den ersten Blick als Sonne, Mond und Sterne.
Bei den Darstellungen von Sonne und Mond kann
es sich nach dem jetzigen Kenntnisstand auch
um den Vollmond bzw. eine totale oder partielle
Verfinsterung von Sonne und/oder Mond handeln (zur Astronomie siehe Beitrag Schlosser in
diesem Band). Die Beobachtung eines deutlichen
durch die Tauschierung gebildeten, leicht geriffelten Randes bei der Sonne könnte für die zukünftige
Interpretation eine Rolle spielen. Die ehemals 32
Sterne sind ziemlich regelhaft aber ungeordnet
über die Scheibe verteilt. Eine Ausnahme bilden
sieben Sterne zwischen »Sonne« und »Mond«,
bei denen es sich nach Prof. Dr. W. Schlosser (Astronomisches Institut der Ruhruniversität Bochum)
um die Plejaden handeln dürfte. Wesentlich ist
seine Erkenntnis, daß mit den restlichen Sternen
ein »sternbildfreier Sternenhimmel an sich«,
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
also eine idealtypische Struktur des nächtlichen
Himmels dargestellt worden ist, dessen bewußter Akzent auf der Hervorhebung der Plejaden,
dem einzigen Sternbild, lag.
Neben diesen eindeutigen Himmelskörpern
befanden sich wohl noch drei streifenförmige
Goldbögen am Rand der Scheibe. Von den beiden, die etwas breiter als der dritte randbegleitend angebracht waren, fehlt einer. Der Verlust
ist durch die exakte Tauschierrille, in der er befestigt war, belegt. Bei beiden Randbögen ist offensichtlich, daß sie nachträglich angebracht worden sind. Unter dem noch erhaltenen Goldstreifen
zeichnet sich das Relief zweier Sterne ab. Da nach
Ausweis des Röntgenbildes diese Sterne bei den
Arbeiten am Goldbogen entfernt wurden, dürfte
es sich auch nicht um eine absichtliche Überdeckung von Sternen aus mythologischen oder
konzeptionellen Gründen handeln. Diese Überlegung wird durch einen dritten Stern gestützt,
der bei der Anlage des heute fehlenden Randbogens versetzt worden war, da er von diesem
zum Teil verdeckt worden wäre (siehe Beitrag
Pernicka / Wunderlich, Abb. 5). Bei beiden Randbögen handelt es sich nach der überzeugenden Interpretation von Schlosser um Horizontsymbole, die
den jährlichen Verlauf der Sonne entlang der Horizontlinie bei Sonnenauf- und -untergang zwischen dem 21.o6. und 21.12. markieren, so daß
die Enden der Bögen auf der Scheibe praktisch
diese Daten darstellen.
Der dritte, leicht verkippt zwischen den beiden Horizontbögen sitzende Goldbogen ist durch
zwei in der oberen Hälfte parallel verlaufende
Rillen sowie seine stärkere Biegung ganz anders
geartet. Seine Verzierung unterscheidet ihn von
den anderen Goldblechen.
Das Schiff
Aufgrund zahlreicher archäologischer Vergleiche
dürfte es sich hier um die stark stilisierte Darstellung eines Schiffes handeln (Abb. 3). Wegen
der erheblichen religionsgeschichtlichen Bedeutung dieses Motives für die folgenden Perioden
der Bronzezeit soll es hier etwas ausführlicher
behandelt werden.
Schiffe spielen in der mittleren und vor allem
späten Bronzezeit Mittel- und Nordeuropas für
fast 1ooo Jahre als religiöses Symbol neben Pferd,
Wasservogel und Sonnenscheibe eine zentrale
Rolle. Sie wurden in der Regel stark stilisiert und
häufig ohne Besatzung auf zahlreichen Bronzen
– genannt seien hier nur die Rasiermesser –, aber
auch auf Felsbildern dargestellt. Kennzeichnend
ist eine Strichelung oder Fiederung meist auf der
Schiffsober-, seltener auch auf der Schiffsunterseite (Abb. 4)9.
Die Datierung der frühesten Darstellungen,
wie z. B. die auf einem der Rørby-Schwerter, ist
BEITRÄGE
umstritten, so daß unser Schiff auf der Bronzescheibe wohl zu den ältesten derartigen Bildern
nördlich der Alpen zählt. Es versteht sich von
selbst, daß dieser Schiffsdarstellung aufgrund der
frühen Datierung, vor allem aber wegen des auf
der Scheibe dargestellten bildlichen Kontextes eine
zentrale Bedeutung auch für die Einschätzung
der späteren Bildwerke zukommt. Es scheint, als
sei hier in Ansätzen der Ursprung eines religiösen
Bildsymboles für Mitteleuropa faßbar. Schiffe wurden in der bronzezeitlichen Religion in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Sonnenlauf
gesehen (Kossack 1999, 96 ff.). Deshalb sollte das
gemeinsame Vorkommen von Himmelskörpern/ Horizontsymbolen und einem Schiff auf unserer Scheibe nicht verwundern. Die Verbindung
von Schiff und Sonne zeigt beispielhaft eine Gürtelplatte aus dem spätbronzezeitlichen Depotfund
(9.–8. Jh. v. Chr.) von Floth (Polen), deren Bildprogramm jüngst von Hänsel (Hänsel/Hänsel 1997)
neu interpretiert wurde (Abb. 5). Auf zwei in Vogelköpfen endenden Sonnenbarken steht je eine
menschliche Gestalt mit ausgebreiteten Armen.
Über der Figur steht die als Scheibe dargestellte
Sonne. Bei Auf- und Untergang wird sie jeweils
von einem Vogel gezogen. Im Zenit ruht sie genau über der offenbar betenden Gestalt. Gesäumt
werden diese beiden Darstellungen von zwei weiteren randlich angebrachten Schiffen sowie einer analogen Darstellung des Verlaufes der Sonne
als Abfolge von Scheiben im Mittelteil des Gürtels. Sonnenbarken mit Vogelköpfen, wie sie hier
dargestellt sind, kommen massiv während der Periode Ha B1, also ab dem 11. Jh. v. Chr. – wahrscheinlich angeregt durch das mittlere Donaugebiet– nach Norden (Kaul 1998, 28o ff.).
Die Fachwelt ist sich über Herkunft und Entstehung der älteren Schiffsdarstellungen im Norden nicht einig10. Bei dieser Diskussion spielt das
in der Datierung sehr früh angesetzte, in einem
dänischen Moor auf Seeland entdeckte RørbySchwert mit seiner Schiffsdarstellung eine zentrale Rolle. Unstrittig ist, daß es in seiner Form
von hethitischen Zeremonialschwertern abstammt.
Es scheint jedoch im Norden gefertigt worden
zu sein11. Die Schiffsdarstellung des Schwertes
soll zum einen mit dem Schwert zusammen gegossen und einheimischen Ursprungs sein und
damit den Ausgangspunkt der weiteren nordischen Schiffsdarstellungen bilden, zum anderen
soll das Schiffsmotiv selbst aus dem Mittelmeerraum importiert sein.
Ob Rørby-Schwert oder frühe Felszeichnungen – ein kurzer Blick auf diese Schiffe zeigt (Abb. 4),
daß sie zwar wie unser Schiff einen hohen Stilisierungsgrad sowie die entsprechende Fiederung
aufweisen, daß aber der Schiffskörper dieser nordischen Schiffe, ganz anders als der bei dem Schiff
der Scheibe, langgestreckt mit deutlich ausgeprägtem Bug und Heck gestaltet ist.
Abb. 4 Die Übersicht zeigt die Entwicklung der Schiffsdarstellungen in der nordischen Bronzezeit während eines Zeitraumes von mehr als 1000 Jahren. Die Ruder und damit
wahrscheinlich die Besatzung wurden mit feinen Strichen
angedeutet und bleiben während des ganzen Zeitraums ein
wesentliches Element der Abbildungen (ohne Maßstab).
Abb. 5 Die Gürtelplatte von Floth, Polen, (9.–8. Jh. v. Chr.)
zeigt zwei sich mit dem Kiel gegenüberstehende Schiffe, auf
denen jeweils eine Gestalt mit ausgebreiteten Armen steht,
über der der Sonnenlauf mit einer als Scheibe gebildeten
Sonne in drei Phasen dargestellt ist. Während des Tages
zieht ein Vogel die Sonne über den Himmel, nur im Zenit
scheint sie zu ruhen. Auf den Rändern des Gürtels sind zwei
weitere Sonnenbarken abgebildet, die die gesamte Szenerie
einrahmen (ohne Maßstab).
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
11
BEITRÄGE
1
Abb. 6 Die ungarischen Nackenkamm- sowie Nackenscheibenäxte des Apa-Hajdúsámson Horizontes (16. Jh. v.
Chr.) verfügen häufig über parallel zur Schneide verlaufende
Ornamente mit eingerollten Enden, die schon Sprockhoff als
Schiffsdarstellungen ansprach. Im Vergleich mit dem Schiff
der Himmelsscheibe und den Schiffen von Zajta ist dem zuzustimmen, so daß in dieser Region, aus der auch die Anregungen für unsere Schwerter stammen, vermutlich die Herkunft unseres stark stilisierten Schiffes zu suchen ist. Bei
den hier abgebildeten Beispielen von Nehoiu (1) und Apa (2)
weist jeweils ein Schiff mit eingerolltem Bug und Heck zur
Schneide, bei den Beispielen aus Plă ieşti (3) und Hajdúsámson (4) stehen sich je zwei Schiffe gegenüber, wobei der
Punkt zwischen den Schiffen bei dem Stück aus Plă ieşti die
Sonne darstellen könnte (M. 2:3).
Abb. 7 Entlang der Schwertklinge
von Zajta, Ungarn, (Ende
16. / Anfang 15. Jh. v. Chr.) sind
zehn stark stilisierte Schiffe in
Aneinanderreihung abgebildet,
bei denen es sich um eine der
besten Parallelen zur Schiffsdarstellung auf der Himmelsscheibe
von Nebra handelt (M. 1:2).
12
Eine formal wesentlich engere und vor allem
chronologisch bestens übereinstimmende Parallele stellen Schiffsdarstellungen auf zahlreichen
donauländischen Schaftloch-, Nackenscheiben- und
Nackenkammäxten dar (Abb. 6)12. Diese Abbildungen wurden bereits von Sprockhoff 1955 (44;
1o4 Abb. 14,1–5) als Schiffsmotive angesprochen.
Die Schiffe sind jeweils stark stilisiert dargestellt
und parallel zu den Axtschneiden orientiert; dabei können sich zwei Schiffe gegenüberstehen,
meist jedoch gehen von nur einem Schiff Hakenornamente aus, die die Seiten der Äxte zieren.
Die Schiffsmotive auf diesen Äxten verfügen wie
unser Schiff über parallele Längsrillen auf dem
Schiffskörper, die Fiederung findet hier in den
meisten Fällen ihr Äquivalent in einer Pünktelung. Allerdings sind im Gegensatz zu unserem
Boot Heck und Bug bei den Abbildungen auf den
Äxten stark nach innen gebogen.
Eine unserer Darstellung entsprechende Bugund Heckgestaltung findet sich auf zehn gegenüberstehenden Schiffsmotiven entlang einer
Schwertklinge von Zajta (Ungarn; Kemenczei 1991,
12), die in der bisherigen Diskussion um frühe
Schiffsabbildungen keine Rolle spielten (Abb. 7).
Dieses Schwert von Zajta ist nur unwesentlich
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
2
3
4
jünger als unser Fund. Auch hier sind die Schiffe
längsgerillt und verfügen an der Unterseite über
eine Fiederung, die als Punktreihe ausgeführt
wurde. Ausgehend von dieser stilisierten Darstellung fällt es leicht, auf einem zweiten Schwert
aus demselben Depotfund ebenfalls zwei Schiffe,
allerdings mit aufgebogenem Bug und Heck, zu
erkennen (Kemenczei 1991, Taf. 3.11; 4.11).
Wie wir nachfolgend sehen werden, stammen
die Vorbilder der beiden bei der Himmelsscheibe
gefundenen Schwerter aus ungarischen und rumänischen Depotfunden, wie Hajdúsámson und
Apa, in denen sie zusammen mit den hier beschriebenen Nackenscheibenäxten mit Schiffsdarstellung gefunden wurden. Es läßt sich neben
engen formalen also auch eine inhaltliche und
chronologische Übereinstimmung feststellen. Angesichts der Tatsache, daß die Schiffsdarstellung
auf der Scheibe in Mitteleuropa zu dieser Zeit
völlig isoliert dasteht und zudem eine eigenständige Entwicklung des Motives in Mitteldeutschland auch wegen des Fehlens großer Gewässer
nicht anzunehmen ist, scheint eine Ableitung aus
dem mittleren Donaugebiet aufgrund der bisherigen Beobachtungen plausibel. Dazu kommt, daß
es dort eventuell gelingen könnte, mit guten Argumenten die Brücke zu den späteren Vogelsonnenbarken zu schlagen, so daß die frühen gerillten Schiffe tatsächlich am Beginn der religiösen
Schiffssymbolik Mittel- und Nordeuropas stünden (Kaul 1998, 28o ff.).
Da wir auf unserer Scheibe allerdings im Gegensatz zu den Abbildungen des mittleren Donaugebietes ein komplexes Bildprogramm vor uns
haben, bei dem eine Barke zwischen Sonnenaufund Sonnenuntergang über den nächtlichen Sternenhimmel fährt, müssen wir die Schiffssymbolik und -darstellung noch etwas weiter verfolgen.
Zum einen wird sich die bronzezeitliche Ikono-
BEITRÄGE
graphie Europas nicht nachvollziehen lassen, da
uns die erläuternden Schriftquellen zu den sich
hinter den Symbolen verbergenden Mythen oder
religiösen Vorstellungen fehlen, zum anderen ist
es durchaus möglich, daß im mittleren Donaugebiet zwar das mitteleuropäische Schiffssymbol
der Bronzezeit entstand, daß das jedoch vor dem
Hintergrund aus dem Süden übernommener Vorstellungen geschah.
Die frühesten europäischen Schiffsdarstellungen aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. kennen wir von den sogenannten kykladischen Griffschalen (Abb. 8), bei denen es sich meist um
Grabbeigaben handelt13. Auch diese Abbildungen
sind stark stilisiert, sie entsprechen allerdings eher
den nordischen als unserer oder den donauländischen Darstellungen. Allerdings stimmt die sich
oben und unten befindliche Strichelung gut mit
dem Schiff der Himmelsscheibe überein.
Eine bessere Parallele bietet ein etwas jüngeres, auf Keramik eingeritztes Schiff aus der prähistorischen Stadt Phylakopí auf Delos (Abb. 9).
Leider ist das Bild nur auf einer Scherbe, auf der
Bug und Heck des Schiffes weggebrochen sind,
erhalten; dennoch läßt sich ein stark gebogenes
Schiff mit gepünktelter Verzierung und zahlreichen gestrichelten Rudern auf Ober- und Unterseite sowie ein großes Steuerruder, das von einem Steuermann bedient wird, erkennen.
Außerdem ist auf eine größere Zahl minoischer und mykenischer Siegel hinzuweisen, von
denen zwar einige die bekannten Schiffe mit Heck
und Bug, andere aber auch stark gebogene Schiffskörper mit entsprechender Strichelung zeigen14.
Schließlich ist noch wichtig, die Schiffsfriese von
den Wandmalereien aus Akrotíri auf Santorin zu
erwähnen15. Sie datieren wie unser Fund in das
16. Jh. v. Chr. Sie sind wesentlich detaillierter und
realistischer, zeigen allerdings auch eine entsprechende hochgebogene gerundete Grundform. Bei
den Schiffsabbildungen der Flottenparade von
Akrotíri dürfte es sich allerdings um die Nachbildung ägyptischer Vorbilder handeln.
In Ägypten finden wir vom alten bis in das
neue Reich auf Wandmalereien und Reliefs von
Gräbern und Tempeln, aber auch bei den in die
Gräber mitgegebenen Modellbooten eine große
Zahl von Schiffsdarstellungen. Etliche von diesen
Booten haben eine hochgebogene Grundform,
so daß sie Ausgangspunkt für die Stilisierung
des vorliegenden Schiffssymboles gewesen sein
könnten (Abb. 1o)16.
Die immer wiederkehrende Abbildung des
Schiffes verwundert nicht, spielt es doch vor allem als Sonnenbarke in der ägyptischen Religion
eine entscheidende Rolle17. Nach Vorstellung der
Ägypter vollzog die Sonne ihren täglichen Lauf
in einer Barke, nachts segelte sie als Gott in der
Sonnenbarke über die Gewässer des Himmels
(Koch 1993, 132 ff.).
Abb. 8 Bei den in Ton geritzten
Schiffen auf den sogenannten
kykladischen Griffschalen handelt es sich um die ältesten
Schiffsdarstellungen Europas
überhaupt (Mitte 3. Jahrtausend
v. Chr.). Auch hier sind die Ruder nur als Strichelung entlang
des Schiffskörpers angedeutet
(ohne Maßstab).
Abb. 9 Die Schiffsdarstellung
von Phylakopí (Griechenland) ist
leider nur bruchstückhaft vorhanden. Dennoch zeigt sie in
der starken Biegung des Schiffskörpers mit den stilisierten Rudern als Fiederung übereinstimmende Parallelen zum Schiff auf
der Himmelsscheibe. Durch die
konkrete Darstellung des Steuermannes ist der Charakter des
Schiffes klar belegt (ohne Maßstab).
Abb. 10 Schiffe spielten in der ägyptischen Religion über lange Zeit vor allem als Sonnenbarken
eine entscheidende Rolle. In ihnen vollzog sich der tägliche Lauf der Sonne über Tag- und Nachthimmel. Nicht zuletzt deshalb wurden Schiffe immer wieder in Gräbern, wie bei vorliegenden Abbildungen, oder an Tempelwänden, aber auch als Modellboote dargestellt. Die hier abgebildeten
Boote stammen aus den Gräbern des Antefoker (20. Jh. v. Chr.) und des Nisut-nefer (5. Dynastie
2475–2325). Die Grundform der Boote ist über viele Jahrhunderte gleichbleibend. Ein möglicher
ägyptischer Einfluß auf die bronzezeitliche Religion Europas wird zu prüfen sein; sollte er sich
bestätigen, könnten die oft hochgebogenen Schiffe Vorbilder für die hier behandelten Schiffsdarstellungen gewesen sein.
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
13
BEITRÄGE
Abb. 11 Das silberne Schiffsmodell aus dem Königsfriedhof von
Ur belegt eindrücklich, daß
hochgewölbte Ruderboote
im Vorderen Orient bereits im
späten 3. Jahrtausend v. Chr.
vorkamen (M 1:8). Sie treten
auch als heilige Barken und als
Schiffe der Götter in Erscheinung, spielen aber nicht
dieselbe entscheidende Rolle
wie in der ägyptischen Religion.
Ein kurzer Blick in den Vorderen Orient zeigt,
daß auch hier seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. heilige Barken, Götterschiffe und Schiffe mit hochgebogenen Enden geläufig sind, so daß bei zukünftigen Untersuchungen auf möglicherweise
entsprechende Bezüge geachtet werden sollte
(Abb. 11)18.
Es läßt sich also festhalten, daß sich die formenkundlich besten Parallelen für das Schiff auf
der Himmelsscheibe von Nebra im mittleren Donauraum finden. Die griechischen, vorderorientalischen und vor allem ägyptischen Schiffe sind
aufgrund ihrer wesentlich realistischeren Darstellung häufig nur in bezug auf die bogenförmige Grundform und die zahlreichen Ruder vergleichbar, auch hier sind jedoch Verbindungen
nicht auszuschließen.
c. Gesamtbild und Bedeutung der Scheibe
Abb. 12 Der Kultgegenstand von
Balkåkra datiert ebenfalls in
das 16. Jh. v. Chr. Die dort
flach liegende, horizontal in
einem Gestell ruhende, nach
innen gewölbte Scheibe stellt
den bislang besten Vergleichsfund zur Himmelsscheibe von
Nebra dar (ohne Maßstab).
14
Durch die modernen Zerstörungen am Rand der
Scheibe, die von den Hammerschlägen der Raubgräber herrühren, läßt sich ihre ehemalige Lage
im Befund gut rekonstruieren. Danach stand sie
aufrecht in der Erde, als sie vom Zimmermannshammer am oberen Rand getroffen wurde. Damit stützt auch die Positionierung der Scheibe
bei ihrer Niederlegung unsere bisherigen Interpretationsansätze, da sich dann die Horizonte folgerichtig an den Seiten und das Schiff an der Unter-
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
seite befunden hätte, so daß es zwischen den beiden Horizonten über den Nachthimmel fuhr. Dabei kann es für die zukünftige Diskussion wesentlich sein, daß das Schiff leicht »verkippt«
dargestellt ist; daraus ergibt sich möglicherweise
eine eindeutige Fahrtrichtung.
Es ist unstrittig, daß die Horizonte später angebracht wurden. Ob dies auch für das Schiff selbst
zutrifft, werden hoffentlich die naturwissenschaftlichen Analysen zur Goldzusammensetzung der einzelnen Auflagen ergeben. Genau so
wenig, wie wir über die Dauer der Nutzung der
Scheibe wissen, können wir abschätzen, wieviel
Zeit zwischen Herstellung der Scheibe und Anbringung der Horizonte verging. Dieser Zeitraum
kann durchaus beträchtlich gewesen sein. Während des eventuell längeren Gebrauchs könnte
es zu einer Umdeutung der Scheibe in einer zweiten Phase gekommen sein. Da die Horizontbögen den Jahreslauf der Sonne vom 21.o6. bis zum
21.12. kennzeichnen, ist davon auszugehen, daß
ihre Anbringung der Scheibe eine solare Bedeutung verlieh. Bei den älteren Motiven, also der
ersten Phase, kann auch ein lunarer Bezug ausschlaggebend gewesen sein. Ein Ansatzpunkt zur
Interpretation werden hier auch die naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur ehemaligen
»Farbigkeit« der Scheibe sein.
Bemerkenswert ist auch, daß der Rand der
Scheibe in einer letzten Überarbeitungsphase
(Phase 3) gelocht wurde. Horizontbögen und Schiff
wurden dabei radikal beschädigt. Dies wird wahrscheinlich mit einer Änderung der Befestigung
verbunden gewesen sein. Die gleichmäßigen Lochungen geben Grund zu der Annahme, daß die
Scheibe flächig auf einem Trägermaterial fixiert
wurde. Damit hängt auch die Frage nach dem
konkreten Gebrauch zusammen. Die Scheibe und
vor allem das darauf dargestellte Bild sind einmalig, Vergleichsstücke existieren nicht. Dennoch
gibt es in der frühen und mittleren Bronzezeit
durchaus verschiedene Scheiben, bei denen es
sich um Sonnensymbole handelt oder handeln
könnte. Einige davon lassen sich in Beziehung
zu unserer Himmelsscheibe setzen.
Hier ist zuerst die mindestens 2oo–3oo Jahre
jüngere Scheibe auf dem Sonnenwagen von
Trundholm zu nennen, die von einem Pferd gezogen wird. Es handelt sich dabei eigentlich um
zwei leicht nach außen gewölbte Scheiben, die
durch einen Ring zusammengehalten werden
(Aner/ Kersten 1976, Nr. 867, Taf. 138–14o). Eine
vergleichbare Befestigung mittels eines Bronzeringes ist bei der Nebraer Himmelsscheibe natürlich nicht auszuschließen. Unsere Scheibe ist allerdings mit bis zu 4,5 mm Dicke im Gegensatz zur
Trundholmer Scheibe doch wesentlich massiver
gestaltet und zudem erheblich nach innen gewölbt. In der Grundform wesentlich ähnlicher
sind zwei etwas größere Scheiben, die sich an
BEITRÄGE
weit voneinander entfernten Orten, nämlich in
Balkåkra (Südschweden; Abb. 12) und Hasfalva
(Ungarn) fanden und wohl ebenfalls in das
16. Jh. v. Chr. zu datieren sind19. Beide besitzen
ein gleichartig durchbrochenes Untergestell, auf
dem die Scheiben liegend mit einem bronzenen
Reif befestigt waren. Die Oberseite der beiden
Scheiben ist mit radialen Zickzackbändern verziert, die allgemein als Sonnensymbole gedeutet
wurden. Auffallend ist, daß beide Scheiben ca.
1 cm nach innen gewölbt sind, so daß sie eine
Tellerform haben. Da diese Stücke dem Nebraer
Fund zumindest morphologisch am nächsten kommen, könnte auch hier eine entsprechende horizontale Befestigung auf einem Untergestell in
Betracht gezogen werden. Allerdings ist auch darauf hinzuweisen, daß auf Felsbildern der nordischen Bronzezeit offenbar »Sonnenscheiben«
dargestellt wurden, die nach Kaul als eine Art
Standarte getragen werden konnten (Abb. 13). In
einem Fall liegt sogar eine nur 7 cm große Miniatursonnenscheibe vor, die eventuell das Modell
einer tatsächlichen Sonnenscheibe darstellt. Hier
ist die Scheibe in einem Rahmen aus Bronze fixiert, Rillen auf dem Befestigungsstab deuten wohl
die Schnüre an, mit denen die echte Scheibe auf
einer Tragestange befestigt war (Abb. 14).
Standarten mit Sonnenscheiben finden wir
auch auf verschiedenen Rollsiegeldarstellungen
des Vorderen Orients (Abb. 15). Hier kennen wir
eine große Zahl von Standarten, die häufig Göttersymbole, darunter auch Mondsicheln und Sonnenscheiben zeigen20. Daneben wurden aber auch
offenbar goldene Sonnenscheiben vor Kultstätten auf Altären aufgestellt (Abb. 16).
Die besondere Bedeutung der Himmelsscheibe
von Nebra liegt in der bislang wohl weltweit ältesten konkreten Abbildung des Sternenhimmels
mit der Darstellung komplexer astronomischer
Phänomene. Dies erstaunt, da wir Vergleichbares
nicht in Mitteleuropa, sondern vielmehr im Vorderen Orient oder in Ägypten erwartet hätten.
Dort kam es erwartungsgemäß weit früher (z. B.
in der Unas-Pyramide 2375–2345 v. Chr.) zur Darstellung von Sternen (Stadelmann 1991, Taf. 71).
Allerdings sind diese rein geometrisch aneinandergereiht, so daß sie keinerlei astronomische Bezüge erkennen lassen. Dies ändert sich mit den
Himmelsbildern der astronomischen Decken von
Totentempeln und Grabkammern; die bekannteste ist hier die Decke der Sarkophaghalle des
Grabes des Pharaos Sethos I. (1293–1279 v. Chr.)
(Hornung 1991, Taf. 2oo)21.
Etwas anders verhält es sich im Vorderen Orient,
wo die astronomischen Kenntnisse durch langjährige Beobachtungen ein beträchtliches Ausmaß
Abb. 13 In der nordischen Bronzezeit gibt es Darstellungen
von Scheiben auf Ständern, bei denen es sich vermutlich um
Sonnenscheiben handelt; einige davon zeigen ein Kreuz, das
ebenfalls als Sonnensymbol interpretiert wird. Falls die Felszeichnungen reale Gegenstände abbilden, wovon durchaus
auszugehen ist, dann zeigen sie eine Möglichkeit des
Gebrauchs und der Handhabung der Himmelsscheibe.
Abb. 14 Die Miniaturversion
einer Sonnenscheibe besteht
aus Bernstein, der von einem
bronzenen Rahmen umgeben
ist. Hält man die transparente
Scheibe gegen das Licht, so
erscheint ein Kreuz. Das fundortlose Stück des Nationalmuseums Kopenhagen datiert vermutlich in die frühe Bronzezeit.
Es ist durchaus möglich, daß es
sich hier um das Modell einer
größeren, im tatsächlichen
Ritual gebrauchten Sonnenscheibe handelt.
Abb. 15 Auf zahlreichen Rollsiegeln des Vorderen Orients sind
Standarten mit Sonnen- oder
Mondsymbolen abgebildet.
Die vorliegenden Siegel aus dem
Palast von Nuzi zeigen Standarten mit Flügelsonnen (Mitte);
hier sind die Scheiben als Radkreuze gebildet. Oben treten zu
einer solchen Scheibe Siebengestirne. Unten hält eine Gestalt
offenbar eine Mond- und Sonnenstandarte.
Abb 16 Vor dem Schrein des Sonnengottes Šamǎs wird eine
auf einem Altar befestigte goldene Sonnenscheibe, bei der
es sich um das Symbol des Gottes handelt, aufgestellt.
Aus dem Tempel des Šamǎs in Sippur ca. 870 v. Chr.
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
15
BEITRÄGE
erreichten, aber in früher Zeit nicht umfassend
bildlich dargestellt wurden. Allerdings kennen wir
von zahlreichen Abbildungen auf Rollsiegeln seit
der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. sowie auf
schwarzen, wesentlich jüngeren kassitischen und
babylonischen Grenzsteinen, Kudurrus genannt,
formelhafte, gleichartige Darstellungen, die vereinzelt und schematisch offenbar den Grundkanon unserer Scheibenabbildung aus Mond, Sonne
und einem Siebengestirn zeigen (Abb. 17). Im oberen Teil der Bildwerke befinden sich häufig ein
horizontaler Sichelmond, eine Sonnenscheibe sowie die Plejaden, die als sieben Punkte dargestellt
sind22. Das Siebengestirn tritt möglicherweise zum
ersten Mal in den Siegeln des Mitanni Reiches
(15oo–135o v. Chr.) auf. Hier reihen sich in der
Regel sechs Sterne um einen zentralen Stern, so
wie es auch bei unserer Darstellung der Himmelsscheibe der Fall ist. Der Beurteilung, ob es sich
hier um ein einfaches Zierelement, eine Rosette
oder die Plejaden handelt, wird aufgrund der Ähnlichkeit mit unserer Darstellung in Zukunft ein
wesentliches Interesse zukommen. Auf späteren
Rollsiegeln wird das Siebengestirn–dann auch sicher mit den Plejaden in Verbindung zu bringen– meist als zwei Reihen von drei Sternen dargestellt, der siebte Stern steht vor und zwischen
diesen. Es wird inhaltlich, formal und chronologisch zu prüfen sein, inwieweit es sich hier tatsächlich um Einflüsse aus dem Nahen Osten nach
Mitteleuropa handelt.
Von den verschiedensten Autoren wurde immer wieder zurecht auf die im Fundmaterial gut
Abb. 17 Vor allem auf vorderorientalischen Rollsiegeln kommen formelhaft immer wieder
dieselben Himmelszeichen
– Sonne, Mond, Sterne und
Siebengestirn– vor. Auf zahlreichen Siegeln treten seit dem
Mitanni Reich (1500–1350 v.
Chr.) Rosetten auf, bei denen
sich um einen zentralen Punkt
sechs weitere gruppieren, wie
wir es hier auf dem Siegel von
Tell Fecherije (oben) sehen. Ob
es sich dabei nur um ein Füllornament oder die Abbildung
der Plejaden handelt, wird für
die Beurteilung der Darstellung
auf unserer Himmelsscheibe angesichts der erstaunlichen Ähnlichkeit wesentlich sein.
Auf späteren Rollsiegeln wird
das Siebengestirn eindeutig mit
den Plejaden verbunden:
Es wird in meist zwei Punktreihen wie auf dem Siegel von
Nuzi (Mitte) abgebildet.
Das Siegel von Tell Açana (unten) ist ein gutes Beispiel für
Darstellungen, die mit Mond,
Sonne und Siebengestirn die
zentralen Elemente unserer
Himmelsscheibe zeigen.
16
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
belegbaren Fernbeziehungen während der frühen und mittleren Bronzezeit zwischen Mittelund Nordeuropa und dem Vorderen Orient hingewiesen23. Am eindrucksvollsten werden sie
durch nordische Klappschemel der Periode II belegt, die auf ägyptische oder ostägäische Vorbilder zurückgehen (Schauer 1985, 158–16o Abb. 3o).
Für Mitteldeutschland zeigen neben zahlreichen
anderen Belegen vor allem der Hortfund von
Kyhna, Ldkr. Delitzsch, sowie der inzwischen verschollene Goldfund von Dieskau, Saalkreis, diese
weiträumigen Beziehungen auf das deutlichste.
In Kyhna fand sich eine geschlitzte Lanzenspitze,
deren Vergleichsformen nur mit dem östlichen
Mittelmeer in Verbindung gebracht werden können. Gleiches gilt für Dieskau: Der dort vorkommende silberne Ösenarmring hat seine direkte
Entsprechung in einem Tempeldepot von Byblos (Libanon)24.
Aus meiner Sicht ist es naheliegend, anzunehmen, daß neben Waren auch geistige Konzepte
und religiöse Vorstellungen über weite Entfernungen nach Mittel- und Nordeuropa kamen. Hier
wird uns die Darstellung auf der Himmelsscheibe
mit dem über den nächtlichen Himmelsozean
zwischen Sonnenauf- und -untergang pendelnden Schiff erneut Anlaß geben, z. B. über die immer wieder diskutierten möglichen Einflüsse
Ägyptens und des Vorderen Orients auf die europäische Bronzezeit nochmals intensiv nachzudenken. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß
die Abbildung auf der Himmelsscheibe wie eine
Darstellung der Nachtfahrt der Sonne – eines der
zentralen Motive der ägyptischen Religion – wirkt.
Dabei ist man als Archäologe angesichts offenbar bestehender Beziehungen eher geneigt, an
Übermittlung durch Kontakte als an eine unabhängige Entstehung des doch komplexen Bildes
zu denken. Gleiches gilt für die sehr formelhafte
und stilisierte Darstellung der astronomischen
Elemente, besonders für die spezifische Anordnung der Plejaden als Rosette um einen mittleren Stern. Selbstverständlich ist hier nicht von
einer einfachen Übernahme religiöser Vorstellungen auszugehen. Dies zeigt besonders deutlich das Vorkommen des die Sonne ziehenden
Pferdes vor allem in der nordischen Bronzezeit,
da das Pferd z. B. in der ägyptischen Religion
keine Rolle spielt. »Das lebensspendende Gestirn
fuhr in rossebespannten Wagen über das Firmament und kehrte auf dem Meerstrom, der die
Erdscheibe umgab, im Schiff zurück« meinte Kossack (1999, 186). Wenn das stimmt, dann muß
es bis zur Spätbronzezeit, auf die er sich bezieht,
zu einer synkretistischen Eigenschöpfung gekommen sein, deren Ursprünge sich möglicherweise
in der Himmelsscheibe finden lassen.
Die Himmelsscheibe von Nebra ist also nicht
nur in archäologischer, sondern auch in astronomie- und religionsgeschichtlicher Hinsicht ein
BEITRÄGE
europäischer Schlüsselfund, der uns letztlich
neue Fragen und Antworten zu älteren Funden
und Befunden wie z. B. Stonehenge, das ja in seiner Endausbauphase ebenfalls in das 16. Jh. datiert, liefern wird.
d. Schwerter, Beile, Meißel und Armspiralen
Auf die übrigen Funde soll an dieser Stelle nur
in aller Kürze eingegangen werden. Angesichts
der Bedeutung der Scheibe ist leicht zu übersehen, daß es sich auch bei den Schwertern um
herausragende Stücke handelt. Dies zeigen am
eindrucksvollsten die Verzierungen aus Goldblech
an den Griffen und die Ziertechnik von Klinge
und Griff. Beide Schwerter sind sich äußerst ähnlich. Sie verfügen über eine ca. 36 cm lange Klinge
und nur eine Griffschale, die mit jeweils vier Nieten an der Klinge befestigt ist. Abdrücke auf der
Klingenrückseite sowie die unbeschädigten Niete
eines Schwertes zeigen, daß die zweiten Griffhälften offenbar aus organischem Material bestanden und deshalb nicht erhalten sind25. Besonders auffällig ist, daß die Griffe und Klingen unserer
beiden Schwerter mit Tauschierungen verziert sind
(Abb. 18 und 19). Die lanzettförmigen Klingentauschierungen sind von feinen Rillen begleitet.
Einzige Ausnahme bildet eine gewellte Tauschierung entlang der Mitte des Klingenrückens bei
einem der Stücke. Die Schwertgriffe enthielten
im Inneren Knochen, wie geringe anhaftende Reste
belegen. Metrische Vergleiche mit anderen Schwertern und technische Überlegungen legen nahe,
daß die Goldapplikation direkt zwischen Griffmittelstück und Schwertknauf saß (Abb. 18).
Formal gehören die Schwerter zu den sogenannten Apa-Schwertern, die ihren Ursprung im
Raum zwischen mittlerer Donau und Theiß, also
dem heutigen Ungarn und Rumänien haben26.
Ein weiterer Schwerpunkt, allerdings importierter oder nachgefertigter Stücke, liegt im heutigen Dänemark. Wo unser Stück hergestellt wurde,
ist aufgrund des bislang bekannten Materials nicht
sicher zu entscheiden. Möglicherweise gelingt eine
Eingrenzung durch detaillierte technische Untersuchungen. Eine einheimische Herstellung ist aufgrund formaler Gesichtspunkte durchaus denkbar, allerdings stellt sich hier die Frage nach der
Kenntnis der Tauschiertechnik. Wunderlich und
Pernicka haben zu Recht auf die herstellungstechnischen Probleme der Tauschierungen verwiesen. Tauschierungen kommen im frühbronzezeitlichen Europa außerhalb der ostmediterranen
Gebiete nur äußerst selten vor und werden dann
zumeist in Verbindung mit den bekannten Funden aus den mykenischen Schachtgräbern gebracht, in denen sich äußerst kunstvoll tauschierte Dolche gefunden haben, die ebenfalls in das
16. Jh. v. Chr. datieren27. Die Technik selbst setzt
im Vorderen Orient spätestens mit den prachtvollen Funden aus den Gräbern von Alaca Höyük
im späten 3. Jahrtausend v. Chr. ein28. Aufgrund
der relativ einfachen Verzierung ist eine Herstellung in Griechenland eher unwahrscheinlich.
Bei den beiden Beilen handelt es sich um Randleistenbeile mit leichter Rast vom Typ Bühl, die
an das Ende der Frühbronzezeit in die Stufe A 3
zu datieren sind. Die Verbreitung der Beile weist
nach Norden mit Schwerpunkten im unteren Elbeund Odergebiet (Rittershofer 1983, 183 ff. Abb. 3).
Bei dem Knickrandmeißel mit verbreitertem
Schäftungsbereich handelt es sich um eine späte
Variante, die, wie die Beile, an die Wende von
der frühen zur mittleren Bronzezeit zu datieren
ist (Zich 1996, 214 f. Karte 97). Meißel diesen
Typs sind in lockerer Streuung vom Nordharz
bis nach Polen verbreitet.
Die Armspiralen sind infolge der Fundgeschichte und ihrer Fragilität überwiegend modern in zahlreiche Stücke zerbrochen. Ursprünglich
handelte es sich wohl um zwei einfache Armspiralen, die in der nördlichen Aunjetitzer Kultur häufiger vorkommen. Sie sind fast nur in
Hortfunden belegt. Ein Verbreitungsschwerpunkt
befindet sich in Mitteldeutschland, so daß also
auch hier von einer einheimischen Form ausgegangen werden sollte (Zich 1991, 2o7f. Karte 94).
Der Fundort
Grundlage der behördlichen Aktivitäten von Seiten Sachsen-Anhalts war die glaubhafte Nennung
der Herkunft des Fundes durch die Verkäufer in
Berlin. Im Laufe der Ermittlungen bestätigten
sich diese Hinweise. Allerdings konnte die exakte
Abb. 18 Schwert aus dem Bronzefund von Nebra. Da die
goldene Griffverzierung vermutlich – wie hier rekonstruiert –
zwischen Knauf und Mittelteil saß, gibt das Foto wahrscheinlich den ursprünglichen Eindruck wieder.
Abb. 19 Die Klingen der Bronzeschwerter sind mit einem
Kupferstreifen tauschiert. Die Herkunft dieser Verzierung ist
letztlich unklar, da sie in Mitteleuropa nicht gebräuchlich war.
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
17
BEITRÄGE
Abb. 20 Der Mittelberg bei Nebra. Vom Mittelberg, der die
Unstrutaue überragt, hat man einen hervorragenden Fernblick bis zum Brocken oder dem Kulpenberg, hinter deren
Spitzen vom Mittelberg aus gesehen am 21.06. bzw. am
01.05. die Sonne untergeht.
Abb. 21 Der Befund auf dem
Mittelberg, aus dem vermutlich der Bronzefund stammt.
Deutlich sind das dunkel
verfärbte Raubgräberloch
sowie die noch ungeöffnete
Steinkiste zu erkennen.
18
Fundstelle lange nicht ermittelt werden, da sie
den in Basel festgesetzten Personen offenbar unbekannt war. Auf dieser Grundlage mußte nach
Sicherstellung der Funde noch für einige Monate
von dem juristischen Fundort Sangerhausen ausgegangen werden, ohne die genaue Fundstelle zu
kennen. Dieser Umstand war äußerst unbefriedigend, da die Fundstelle stets den entscheidenden
Schlüssel zum Gesamtkontext des Fundes darstellt.
Im Laufe der Ermittlungen gelang es dem Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, die Fundstelle
auf dem Mittelberg (Ldkr. Burgenlandkreis, Ldkr.
Merseburg-Querfurt) im Ziegelrodaer Forst zu orten (Abb. 2o). Ein Vergleich der Bodenproben auf
den Funden mit Bodenproben vom Mittelberg
ergab eine signifikante Übereinstimmung. Der
Fundort war mit hoher Wahrscheinlichkeit ausfindig gemacht, allerdings fehlte noch die Kenntnis des punktgenauen Fundplatzes. Dies war aber
Voraussetzung für die geplanten und notwendigen Nachgrabungen zur Klärung des genauen
Befundes. Der exakte Nachweis der Fundstelle
gelang erst durch die Aussage eines der Beteiligten. Seit dem 2o. August führte das Landesamt
Archäologie in Sachsen-Anhalt · 1 · 2002
für Archäologie auf einer 5o m x 2o m großen
Fläche auf dem Mittelberg entsprechende Nachgrabungen sowie umfangreiche Vermessungen der
oberirdisch sichtbaren Anlage durch. Es handelt
sich dabei um einen im Durchmesser ca. 16o m
großen, nur noch schwach sichtbaren Ringwall
mit vorgelagertem flachem Graben, der die Hügelkuppe einfaßt. Zu beiden Seiten waren im
Vorfeld Abschnittswälle angelegt, die offenbar
ebenfalls auf die Bergkuppe bezogen sind. Aufgrund der Topographie und Lage der Wälle ist
kaum von einem fortifikatorischen Zweck der
Anlage auszugehen.
Im Befund selbst zeichnet sich der Eingriff
der Raubgrabung deutlich ab (Abb. 21). Auch aufgrund seiner Größe war dort eine Deponierung
des vorliegenden Fundes mit Scheibe ohne weiteres möglich. Der moderne Raubgrabungsbefund
greift randlich in eine ungeordnete Steinkiste
ein, deren Material aus dem anstehenden Buntsandstein gewonnen wurde. Ein weiteres Indiz
für die Authentizität der Stelle ist der Nachweis
durch Werkzeugabdrücke. Die Raubgrabungen
wurden nachweislich mit einem spitzen Gerät,
etwa einem Zimmermannshammer, durchgeführt. Obwohl die Steinkiste bei Abfassung des
Manuskriptes noch nicht geöffnet worden war,
spricht momentan nichts für die Herkunft des
Fundes aus einem frühbronzezeitlichen Fürstengrab, da die zugehörige Grabarchitektur fehlt. Es
könnte sich also bei aller gebotenen Vorsicht um
einen Depotfund handeln.
Besonders bemerkenswert ist die von Prof. Dr.
Schlosser entdeckten Sichtachse, mit der sich vom
Mittelberg aus an dem wichtigen Datum des 21.o6.
der Sonnenuntergang hinter dem Brocken im Harz
beobachten läßt. Damit ist der Fund, der ja an den
BEITRÄGE
Enden der Horizontbögen ebenfalls dieses Datum
zeigt, eindeutig auf den Fundort bezogen und gewinnt so den Charakter eines vorgeschichtlichen
Observatoriums mit dazugehörigem Kultgerät.
Weiteres Vorgehen
Nachdem der Fund bereits vier Wochen nach Erhalt im März 2oo2 in einer Sonderausstellung
des Landesmuseums gezeigt wurde, soll er zusammen mit den relevanten Vergleichsfunden
Ende 2oo4 im Rahmen einer eigenen Landesausstellung zu sehen sein. Bis dahin werden die umfangreichen naturwissenschaftlichen sowie die
notwendigen archäologischen Untersuchungen
durchgeführt. Diese sollen vor der Ausstellung
und vor allem im Zusammenhang mit einem geplanten internationalen Kongreß als Katalogband
erscheinen.
Über die laufenden Arbeiten berichten wir im
Internet unter www.archlsa.de/sterne.
1 Vorab möchte ich all jenen danken,
die durch ihr außergewöhnliches Engagement verhindert haben, daß der
hier kurz vorgestellte Fund in unrechtmäßige Hände gelangte. Dabei
sind besonders die zuständigen Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Halle,
des Landeskriminalamtes SachsenAnhalt, des Kultusministeriums
Sachsen-Anhalt und der Staatsanwaltschaft Basel, Herr Prof. Dr.
Reichstein sowie diejenigen Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt zu nennen, denen der Fund bekannt war.
2 Eine kurze Einsicht in die Rubrik
»Fundumstände« des Ausstellungskataloges »Schönheit, Macht und Tod«
zeigt dies für die wichtigsten mitteldeutschen Funde übersichtlich:
Meller 2oo1, 4o–29o.
3 Eine ausgezeichnete Übersicht zur
Problematik Metallsonden und Raubgrabungen sowie zu den gravierenden Folgen für die archäologische
Denkmalpflege bietet Zanier 2oo1.
4 Bislang wurde der Fund der Öffentlichkeit v. a. in zwei Pressekonferenzen am 28.o2.o2 und am 25.o9.o2 sowie in einer Ausstellung vom
14.–28.o4.o2 vorgestellt. In Fachpublikationen kam es nur zu kurzen Mitteilungen: Meller 2oo2, Meller 2oo2a.
5 Eine Fundzusammensetzung aus
Schwertern/Dolchen, Beilen und Meißel ist auch in deren Dopplung in der
Frühbronzezeit nicht ungewöhnlich,
sondern kennzeichnet gerade die
mitteldeutschen Fürstengräber, die
allerdings älter als unser Fund sind.
Das bekannteste Beispiel ist hier das
Grab von Leubingen (Höfer 19o6).
Aus chronologischer Sicht lassen sich
die Beifunde klar einem Horizont zuweisen, so daß auch hier ein Hinweis
auf die Zusammengehörigkeit vorliegt.
6 Zur Stufe A 3: Rittershofer 1983,
139–4o5. Zur absoluten Chronologie:
Innerhofer 2ooo, 241 ff.; 27o ff.
7 Zur Technik der Tauschierung allgemein: La Niece/Craddock 1993.
8 Über die Fund- und Veräußerungsgeschichte gab die Staatsanwaltschaft
Halle anläßlich einer Pressekonferenz am 25.o9.2oo2 in Nebra einen
ersten Überblick.
9 Ein ausgezeichneter Überblick über
mittel- und nordeuropäische bronzezeitliche Schiffsdarstellungen ausgehend von Rasiermessern findet sich
bei Kaul 1998.
1o Zusammenfassend hierzu: PfeifferFrohnert 1997, 455 ff.
11 Zur hethitischen Verbindung:
Schauer 1985, 131 ff. Abb. 5–7. Zur
einheimischen Fertigung: Kaul 1998,
73 ff.
12 Am übersichtlichsten Vulpe 197o,
Taf. 15,24o; 19,293–294.298; 55,3o3;
57,238.24o; 58–62; 69,A3–4; 71,A1;
72,A1–3; 73,B7; 74,B1.
13 Ekschmitt 1993, 58 ff. Abb. 26; Broodbank 1998, 319–337.
14 Müller-Karpe 1974, Taf. 37o,26;
378,12; McGrail 2oo1, 112 Fig. 4,16;
Nilsson 1967, Taf. 26,1.3.5; 12,6; 19,1.
15 Ekschmitt 1998, 115 Abb. 46; McGrail
2oo1, 116 Fig. 4,2o; 4,21.
16 Müller-Karpe 198o, Taf. 2; 3–5; 9; 14;
17; 19; 21; 31; 46–5o; 72; 8o–81; Erman/Ranke 1987, Abb. 241-248; Müller-Karpe 1974, Taf. 24; 31; 4o; 43–48;
55–59; 62–68; 71; 74; 76–83; 87; 89;
92–98; 1o9; 122; 124; 134–14o; 145;
147; 15o; 152; McGrail 2oo1, 55 ff.
17 Eine kurze Darstellung der Vorstellungen, die hinter der Fahrt mit Tagesund Nachtbarke stehen in: Lexikon
der Ägyptologie V, 1984, s.v. Sonnengott, 1o87–1o94.
18 Müller-Karpe 1974, Taf. 179 f.; 19o;
212; 236; 241; Parrot 1983, Abb.
3o6–3o7; 34o; Black/Green 1992, s. v.
Boats of the Gods.
19 Knape/Nordström 1994; Bünker 1914,
317 ff.
2o Black/Green 1992, s.v. Solar Disc,
Standards, Staves, Scepters of Gods.
21 Zu den astronomischen Decken siehe
Lexikon der Ägyptologie I, 1975, s.v.
Astronomie, 511–514.
22 Müller-Karpe 198o, Taf. 96–97; 1o1;
1o7-1o8; 163; 184; Müller-Karpe
1974, Taf. 242; 292; 296; Black/Green
1992 s.v. Seven Dots.
23 Zusammenfassend: Schauer 1984;
Schauer 1985; Gerloff 1993.
24 Coblenz 1986; Gerloff 1993, 62 ff.
25 Die übrigen Schwerter des Typs Apa
verfügen entweder über einteilige
Griffe oder Vollgriffe aus zwei Seitenschalen. Häufiger sind auch Griff und
Klinge in einem Stück gegossen. Eine
unserem Schwert vergleichbare Konstruktion befand sich in einem Hügelgrab bei Rastorf (Schleswig–Holstein): Bokelmann 1977, 9o–99 Abb.
8,1.
26 Bader 1991, 37 ff.; Kemenczei 1991,
8 ff.; v. Quillfeldt 1995, 25 ff.; Hänsel
2ooo, 31 ff.
27 Der bekannteste frühbronzezeitliche
tauschierte Fund aus Mitteleuropa ist
das Beil von Thun-Renzenbühl. Es
handelt sich hierbei um ein Randleistenbeil, in dessen Klinge beidseitig
ein Kupferband mit Goldstiften eingelegt ist: Strahm 1965/66, 321–371
Abb. 1; Strahm 1972, 99–112. Ähnliche tauschierte Einlagen von Goldpunkten fanden sich auf dem Randleistenbeil von Wilsford G 5 und
einem Dolch von Priziac in der Bretagne: Clarke/Cowie/Foxon 1985, 115
Abb. 4,42; 138 Abb. 4,74. Zum Problem der mykenischen Verbindungen,
besonders aber zu einem anderen tauschierten Schwert von »Marais de
Nantes« (Frankreich): Schauer 1984,
175 ff. Abb. 42; Farbtaf. I; Taf. 3o–31.
28 Bittel 1976, 35 Abb. 16; 45 Abb. 28.
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6 Vulpe 197o, Taf. 57,24o;
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128 Fig. 2
7 Kemenczei 1991, Taf. 4,1o
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15 Müller-Karpe 198o, Taf. 1o1,
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16 Black / Green 1992, 94 Fig. 73
17 Müller-Karpe 198o, Taf. 97,
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18–2o J. Lipták, Stuttgart
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