Abbau von Vorurteilen: Jubiläumsjahr gegen Antisemitismus

26.10.2019, 15:43 Uhr
Gerade in Franken hat das Leben von Jüdinnen und Juden – unser Bild zeigt das Entzünden des Chanukka-Lichts am Hugenottenplatz in Erlangen anlässlich des alljährlichen jüdischen Lichterfestes – den Alltag der Menschen in Bayern mitgeprägt. Auch daran soll im Jubiläumsjahr 2021 erinnert werden.

© Archivfoto: Edgar Pfrogner Gerade in Franken hat das Leben von Jüdinnen und Juden – unser Bild zeigt das Entzünden des Chanukka-Lichts am Hugenottenplatz in Erlangen anlässlich des alljährlichen jüdischen Lichterfestes – den Alltag der Menschen in Bayern mitgeprägt. Auch daran soll im Jubiläumsjahr 2021 erinnert werden.

Wichtigster Nebeneffekt des Jubiläumsjahres soll der Abbau von Vorurteilen sein. "Nur Bildung und Aufklärung können dazu führen, dass Stereotypen, Unrat und Wahnsinn, der im Antisemitismus gerinnt, von den Menschen nicht angenommen werden", mahnte Spaenle bei einem Treffen in Nürnberg, bei dem die ersten Pläne für das Erinnerungsjahr an "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" vorgestellt wurden.

Prägend für Kultur und Gesellschaft

Im fränkischen Dienstsitz des Heimatministeriums beriet sich Spaenle mit etwa 100 Verantwortlichen kultureller Institutionen und jüdischer Gemeinden, Heimatpflegern, Museumsleitern und Akteuren aus Musik und Kunst über mögliche Aktionen im übernächsten Jahr. 2021 soll mit einer Vielzahl von Veranstaltungen daran erinnert werden, dass Jüdinnen und Juden stets und auch ganz selbstverständlich das Alltagsleben, die Kultur, die Gesellschaft sowie die Wirtschaft in Bayern mitgeprägt haben und auch heute noch mitgestalten. 

Federführend für die Organisation dieses Jubiläumsjahres ist der Verein "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", bei dem Andrei Kovacs als Geschäftsführer fungiert. "Dieses Jubiläumsjahr richtet sich nicht an die jüdische Gemeinschaft, sondern an die deutsche Gesellschaft insgesamt", erklärte Kovacs und bezeichnete das Projekt als "einmalige Gelegenheit, vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland sichtbar und erlebbar zu machen". Sein Verein freue sich sehr, dass Bayern mit als erstes Bundesland so umfassend in die Gestaltung des Jubiläums einsteige.

Dekret von Kaiser Konstantin 

Anlass für das Jubiläumsjahr ist ein Dekret Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321 nach Christus, das als frühester Beleg einer jüdischen Gemeinde in Köln gilt. "Zwar ist in Bayern jüdisches Leben urkundlich erst im späten 10. Jahrhundert nachweisbar. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass Juden bereits in der Spätantike im Gebiet des heutigen Bayern gelebt haben", erläuterte Spaenle.

Geplant sind unter anderem eine Digitalisierung von Archiven von rund 300 ehemaligen israelitischen Kultusgemeinden, eine Dokumentation der rund 140 jüdischen Friedhöfe und auch niedrigschwellige Angebote, um alle Gesellschaftsschichten anzusprechen. Das kann das gemeinsame Kochen und Verzehren eines koscheren Festtagsmenüs sein oder die Einladung zu traditionellen jüdischen Feiern wie Sukkot, dem Laubhüttenfest.

Von Albert Einstein bis Emmy Noether

Spaenle will außerdem die Tradition des Europäischen Tags der jüdischen Kultur in das Jubiläumsjahr einbauen und beim Tag des offenen Denkmals Synagogen und Gebäude jüdischer Bürger einbeziehen. Darüber hinaus sollen Biografien bedeutender jüdischer Persönlichkeiten mit Bezügen zu Bayern aufbereitet werden – etwa des Physikers Albert Einstein, des Jeans-Erfinders Levi Strauß und der Mathematikerin Emmy Noether.

Auch in der Metropolregion Nürnberg sollen zahlreiche Veranstaltungen über die Bühne gehen, denn gerade in Franken existierte vor der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten eine Vielzahl von jüdischen Gemeinden. Unter anderem das Jüdische Museum Franken mit seinen Standorten in Fürth, Schwabach und Schnaittach soll in die Organisation mit eingebunden werden.

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