Wetter- und Klimalexikon
Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.
Leuchtende Nachtwolken

Ganz offensichtlich bestehen Leuchtende Nachtwolken aus Wassereis. Um in der Höhe von ca. 83 km bei den sehr geringen Wasserdampf-Konzentrationen überhaupt Eis zu bilden, bedarf es sehr tiefer Temperaturen (unter -140 °C). Ferner sind entweder Staubpartikel als Kondensationskerne erforderlich, oder es bilden sich aufgrund des Dipolcharakters der Wassermoleküle sogenannte Wasserclusterionen.
Aus Messungen ist bekannt, dass die für die Eisbildung notwendigen tiefen Temperaturen aufgrund der inter-hemisphärischen Zirkulation nur zwischen Mai und August erreicht werden. Auch treten im Sommer höhere Windgeschwindigkeiten auf, durch die die Eisteilchen über größere Entfernungen transportiert werden. Die Lebensdauer einzelner Eisteilchen liegt in der Größenordnung einiger Stunden bis sie z.B. durch Absinken und Südwärtsverlagerung wieder sublimieren.
Langzeitliche Einflüsse sind weitaus schlechter zu verfolgen. Ein Zusammenhang mit der Sonnenaktivität (Veränderung der Intensität der UV-Strahlung) ist nahe liegend. Allerdings ist nicht klar zu belegen, dass die Häufigkeit der Leuchtenden Nachtwolken im Sonnenmaximum-Zeitraum wirklich zunimmt.
Für eine höhere NLC-Aktivität könnte auch die Zunahme von Methan und CO2 verantwortlich sein, da dadurch die Temperatur in der Mesopause häufiger tief genug sinken könnte. Ein weiterer Zusammenhang wird zwischen NLC und den Polaren Mesophärischen Wolken (PMC) vermutet, die während des gesamten Sommers über den Polen lagern. Nimmt man an, dass sich die PMC südwärts verlagern, könnten die NLC "ausgefranste" Enden der PMC-Decke sein.
Längerfristige Trends lassen sich allerdings erst aus Beobachtungsreihen ableiten, die sich über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte erstrecken.