Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Leuchtende Nachtwolken

Leuchtende Nachtwolken (Quelle DWD)
Leuchtende Nachtwolken (englisch: noctilucent clouds - NLC) sind silbrigweiße dünne Wolken, die in manchen Sommernächten meist in Nordrichtung am Horizont gesehen werden können. Bei uns erreichen sie eine Höhe von etwa 20 Grad über dem nordwestlichen bis nordöstlichen Horizont. In Ausnahmefällen können sie auch in unseren Breiten bis in Zenitnähe zu sehen sein. Im Gegensatz zu anderen Wolkenarten, die in mittleren Breiten maximal eine Höhe von 13 km erreichen, treten die Leuchtenden Nachtwolken in einer Höhe von cirka 83 km auf. Sie können nur gesehen werden, wenn die Sonne zwischen 6 Grad und 16 Grad unter dem Horizont steht. Dann werden die Leuchtenden Nachtwolken noch von der Sonne beschienen, während der Himmel sonst bereits dunkel ist. Für die Entstehung der Leuchtenden Nachtwolken muss die Temperatur der Mesopause sehr niedrig sein. Diese tiefe Temperatur stellt sich zwischen Mitte Mai und Mitte August ein. Vor allem im Juni und Juli sind dann in einigen Nächten Leuchtende Nachtwolken zu beobachten.

Ganz offensichtlich bestehen Leuchtende Nachtwolken aus Wassereis. Um in der Höhe von ca. 83 km bei den sehr geringen Wasserdampf-Konzentrationen überhaupt Eis zu bilden, bedarf es sehr tiefer Temperaturen (unter -140 °C). Ferner sind entweder Staubpartikel als Kondensationskerne erforderlich, oder es bilden sich aufgrund des Dipolcharakters der Wassermoleküle sogenannte Wasserclusterionen.

Aus Messungen ist bekannt, dass die für die Eisbildung notwendigen tiefen Temperaturen aufgrund der inter-hemisphärischen Zirkulation nur zwischen Mai und August erreicht werden. Auch treten im Sommer höhere Windgeschwindigkeiten auf, durch die die Eisteilchen über größere Entfernungen transportiert werden. Die Lebensdauer einzelner Eisteilchen liegt in der Größenordnung einiger Stunden bis sie z.B. durch Absinken und Südwärtsverlagerung wieder sublimieren.

Langzeitliche Einflüsse sind weitaus schlechter zu verfolgen. Ein Zusammenhang mit der Sonnenaktivität (Veränderung der Intensität der UV-Strahlung) ist nahe liegend. Allerdings ist nicht klar zu belegen, dass die Häufigkeit der Leuchtenden Nachtwolken im Sonnenmaximum-Zeitraum wirklich zunimmt.

Für eine höhere NLC-Aktivität könnte auch die Zunahme von Methan und CO2 verantwortlich sein, da dadurch die Temperatur in der Mesopause häufiger tief genug sinken könnte. Ein weiterer Zusammenhang wird zwischen NLC und den Polaren Mesophärischen Wolken (PMC) vermutet, die während des gesamten Sommers über den Polen lagern. Nimmt man an, dass sich die PMC südwärts verlagern, könnten die NLC "ausgefranste" Enden der PMC-Decke sein.

Längerfristige Trends lassen sich allerdings erst aus Beobachtungsreihen ableiten, die sich über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte erstrecken.

Siehe hierzu: