Unstete Wirtschaftspolitik verzögert Investitionen

Konjunktur hellt sich auf

Die Stimmung in den Unternehmen des Oldenburger Landes hat sich im ersten Quartal dieses Jahres aufgehellt. Der Konjunkturklimaindex, auf Basis von rund 240 Unternehmens-Rückmeldungen, ist um zwölf auf 86,6 Punkte gestiegen. Der aktuelle Index bleibt damit unter dem Fünf-Jahresdurchschnittswert von 90,1. Zurückzuführen ist der Anstieg in erster Linie auf die im Vergleich zum Vorquartal weniger pessimistischen Geschäftserwartungen für die kommenden Monate. Auch die aktuelle Lage wird etwas besser bewertet als zuvor.
„Ob dieser Anstieg schon den Beginn der erhofften konjunkturellen Erholung darstellt, ist noch sehr fraglich,“ gibt Björn Schaeper, Geschäftsführer der IHK für den Bereich Wirtschaftspolitik, zu bedenken. Zwar erwarten die Unternehmen angesichts kräftig steigender Reallöhne und nahezu stabiler Beschäftigung eine Belebung des privaten Konsums. Und gleichzeitig sinkt die Inflation, was eine mögliche Zinssenkung ins Spiel bringt, die wiederum die Wirtschaft stützen würde.
„Aber der Saldo der Geschäftserwartungen bleibt mit minus 25,9 Punkten (Vorquartal - 42,4 Punkte) auf einem sehr niedrigen Niveau, die negativen Stimmen überwiegen also weiterhin deutlich“, so der für Wirtschaftspolitik zuständige IHK-Geschäftsführer.
Dies spreche noch nicht für einen nachhaltigen Aufschwung, wenngleich die Talsohle mittlerweile erreicht sein könnte. Zudem rechnen die exportorientierten Unternehmen mit einem weiterhin schwachen Auslandsgeschäft. Vom Export seien keine durchgreifenden Impulse zu erwarten, die für eine stärkere wirtschaftliche Belebung vonnöten wäre, so Schaeper.
„Die Lagebeurteilung hat sich gegenüber dem Vorquartal nur leicht verbessert und wird insgesamt verhaltend bewertet. Positiv- und Negativ-Meldungen halten sich nahezu die Waage“, so Schaeper. Industrie, Einzel- sowie Großhandel und auch das Verkehrsgewerbe bewerten ihre derzeitige Geschäftssituation zum Teil deutlich besser als im Vorquartal, die Salden aus Gut- und Schlecht-Meldungen bleiben aber negativ. Nur Baugewerbe und Dienstleister sind mehrheitlich positiv gestimmt und planen weitere Personaleinstellungen.

Wirtschaftspolitik verzögert Investitionen

„Insgesamt sehen sich die Unternehmen noch mit vielen Herausforderungen konfrontiert“, beschreibt Schaeper die aktuelle Lage. Vor allem die unstete Wirtschaftspolitik mache den Unternehmen zu schaffen. Abzulesen sei das an deren Investitionsneigung.
„Wir haben die Unternehmen gefragt, ob Investitionen zurückgestellt wurden und nach Gründen dafür“, erläutert Schaeper die Vorgehensweise. Während knapp die Hälfe der Befragten weiter investierten will, gibt ein Drittel an, Investitionen zu verschieben: Hauptgrund sei die Unsicherheit in Bezug auf die Wirtschaftspolitik (69,8 Prozent). Auch die Dauer und Komplexität der Planungs- und Genehmigungsverfahren (37,6 Prozent), hohe Energiekosten (36 Prozent) und zunehmende Regulatorik (33,8 Prozent) sind demzufolge Hindernisse. „Durch diese Investitionsbremsen entgehen der regionalen Wirtschaft Wachstum und Beschäftigung“, so Schaeper.
Fast 80 Prozent der Unternehmen geben an, dass eine verlässlichere Wirtschaftspolitik sie veranlassen würde, mehr zu investieren. Helfen würden auch weniger Bürokratie (64,2 Prozent), kürzere Genehmigungsverfahren (48,2 Prozent), Steuererleichterungen (42,3 Prozent) und niedrigere Energiekosten (40,7 Prozent). „In diesen Feldern sind also dringend Entlastungen notwendig. Das kürzlich beschlossene Wachstumschancengesetz ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, dem nun eine umfassende Reformagenda folgen muss“, fordert Schaeper.

Branchenergebnisse

Die Konjunkturentwicklung verläuft nicht einheitlich, sondern wird von den verschiedenen Branchen zum Teil deutlich unterschiedlich beurteilt. Hier die Konjunkturbewertung wichtiger Branchen aus unserer Region.